Vom Zillertal nach Kufstein (Skitransalp Teil 2)

März 20, 2017

Vor einer Woche standen wir hier im Schneeregen und einem aussichtslosen Lawinenlagebericht. Wir hatten unsere Skitransalp schweren Herzens abgebrochen. Jetzt, eine Woche später stehe ich wieder hier. Bei bestem Wetter. Mountain Elements hatte es tatsächlich heillos spontan möglich gemacht, dass ich mit der nachfolgenden Gruppe die letzten drei Etappen der Tour doch noch zu Ende gehen kann. Was für eine Chance!

 

Heiß. So heiß. Mit Harscheisen bewaffnet schlurften wir das Zillerkar in Richtung Wildgerlosspitze hinauf. Die Sonne brannte. Durst! Was für ein Kontrast zu letzter Woche, wo die Trinkwasserreserven sicher das kleinste Problem waren. Der Ausblick auf die Zillertaler Alpen – von Rauchkofel über Grundschartner bis zum Olperer – und der Tiefblick auf den Zillergründl-Speichersee entschädigte aber noch für alles. Ja sind wir denn in Norwegen?

Ich war mal wieder völlig begeistert. Konnte ich aber natürlich auch sein, schließlich war ich im Gegensatz zur restlichen Gruppe ausgeruht und hatte nicht schon drei anstrengende Tage in den Knochen. Innerlich hüpfend folgte ich der Spur unseres Bergführers von letzter Woche. Was für ein Privileg, hier jetzt mit dabei sein zu dürfen! Hüpf!

Vom Zillergrund nach Gerlos

Per ausgewachsener Wächten-Wühlaktion ging es über den Kamm und bei herrlichem Schnee hinab in Richtung Gerlos. Wir hatten bereits am Stausee riesige Lawinenkegel gesehen, aber was uns hier unten im Tal erwartete, überstieg alles, was ich Küken bisher gesehen hatte. Das breite Tal war dick ausgefüllt mit meterhoch aufgeschobenen Mauern. Was für gewaltige Dimensionen. Was für eine Kraft in den Bergen steckt! Im Vergleich dazu waren die Muskeln unserer Gruppe schon komplett leer, die Lackenalm mit ihrer netten Bewirtung kam da gerade noch recht.

Mit Vollgas ins Hotel

Dank des hochprozentigen Zusatzboosts artete die finale Skaterei bis nach Gerlos zumindest für Gast Julian, Bergführer Flo und Küken Gunde in ein Wettrennen aus, das der mit dem schwersten Rucksack auch noch knapp gewann. Ist ja nicht so, dass er nicht bereits tausend Höhenmeter heute schon für die Gruppe gespurt hatte… Wer kann, der kann!

Nach einem romantischen Spaziergang (nicht!) im Sonnenuntergang (schon!) quer durch den malerischen (nicht!!!) Ort Gerlos fielen wir in unser luxuriöses Hotel ein. Vier Sterne mal wieder, auch diesmal wieder mit herausragend zuvorkommendem Service. Allerdings mit recht früher Sperrstunde, was in Kombination mit dem extra-späten Aufbruch am nächsten Tag zu einer äußerst langen Nachtruhe führte. Ein bisschen Urlaub darf schon sein.

 

Von Gerlos nach Scheffau

Nachdem sich ein Sportladen noch um eine gebrochen Bindung gekümmert hatte (dreimal dürft ihr raten, welcher Hersteller…), standen wir gegen halb zehn am Skigebiet. Gondel, atemberaubend spannende Querung auf der blauen Piste, Gondel, heillose Überbevölkerung am Königsleiten Gipfel, kurzes Foto, dann: Schnell weg hier!

Tobel zum Frühstück

600 Höhenmeter, einen engen Tobel und einen steilen Wald mit mittelprächtigem Schnee später war es Zeit für die Felle. Hatsch. Haaaatsch bis zum Markkirchl. Immerhin in herrlicher Skilandschaft! Von hier hätte man über die Bamberger Hütte direkt in Richtung Scheffau abfahren können. Ehrlich gesagt lockte es mich, wir waren eh schon spät und alle waren am Kämpfen. Dachte ich zumindest. Die Gruppe sprach sich aber sofort für den Übergang über das Kröndlhorn aus. Äh, okey, dann so.

Gipfel zum Kuchen

Weitere 400 Höhenmeter warteten also, noch dazu mit aperem Gipfelaufbau. Flo gab Gas, wir waren spät. Um drei gab’s das Gipfelfoto. Firn wird das wohl eher keiner mehr… Die ersten Hänge gingen noch ganz gut, aber der Hälfte gab’s dann ein Stemmbogen-Seminar für Fortgeschrittene. Drei Kreuze als wir gesund unten auf der Forststraße waren. Bier. Taxi. Bier. Und danach: All Inc-Buffet samt All-Inc-Getränke im Hotel. Genau das richtige für den letzten gemeinsamen Abend 🙂

 

Über den Wilden Kaiser!

Die Nacht wurde dank des Ausschanks, ein paar kontroverser Diskussionen und der irgendwie lustigen Kellner entsprechend kurz. Um fünf klingelte der Wecker, mit dem Sonnenaufgang standen wir an an der Wochenbrunner Alm. Nach einer zweistündigen Wanderung durch einen wunderschönen, zwitschernden Wald sowie ein paar steiler Querungen auf eisigem Untergrund kam bereits die Gruttenhütte ins Blickfeld.
Was für eine Aussicht!
Und was für Felsen! Das Küken mal wieder schwer am Staunen.

Ab zum Highlight der Transalp!

Nach einer kurzen Pause ging es langsam in Richtung Höhepunkt der gesamten Tour: Die Überschreitung der Kopftörls. Immer steiler wurde es, besser mal nicht runtergucken. Für die letzten Meter wechselten wir von Harsch- auf Steigeisen und dann waren wir da: Am Klettersteig. Während ich im Sommer einen großen Bogen um die Teile mache, sind sie Winter meistens ganz spaßig. Auch dieser war dank des straff gespannten Seils gut zu gehen.

Ein bisschen Abenteuer

In weiser Voraussicht hatte Flo einen Teil der Gruppe an die Leine genommen – rund 1,5 Stunden und 40 Höhenmeter später hingen zwei Gäste im Seil. Holy moly. Aber alles ging gut und gegen zwölf Uhr standen wir tatsächlich am Kopftörl. Dem letzten Übergang dieser Tour! Finaleeee!

Obeeen!

Wir ließen uns Zeit und genossen den Moment. Wie es sich wohl für die anderen anfühlt, die nun wirklich in einem Stück von Südtirol bis über den Kaiser gelaufen sind? Es ist eine starke Leistung, für die Schwächeren der Gruppe wohl noch mehr als für die ohnehin Fitten. Für mich hingegen fühlte es sich eher nach ein paar herrlichen Skitourentagen an, immerhin hatte ich fast eine ganze Woche Regeneration dazwischen. Und es bleibt natürlich auch die Tatsache, dass man nicht mit der gleichen Gruppe ankommt, mit der man ursprünglich gestartet war. Wie es wohl mit der von letzter Woche gewesen wäre? Wie gerne hätte ich diesen Moment mit ihnen geteilt. Trotzdem war die Tour bis hier her sensationell, das Glück der zweiten Gruppe mit Wetter und Verhältnissen muss man erst einmal haben.

 

Schluss mit Ski

Durch die anfangs steile Rinne ging es weiter unten über sensationellen Schnee bis an die Waldgrenze, ab der dann eher wieder Fahrstil Kategorie „murksen“ statt „cruisen“ zum Zuge kam. Mit viel Willen suchte der Flo den besten Weg über Stock und Stein und schaffte seine Schäfchen mit wenigen Tragepassagen bis runter auf die Forstraße. Noch ein bisschen Schnee, am Ende ein wenig Eis und dann: Ende Gelände. Schluss mit Ski!

Das Finale wartete mit einem einstündigen Hatsch zum Pfandlhof auf, den wir gefühlt ungefähr komplett leer futterten. Und vor allem leer tranken, immerhin wartete ab hier nun die wirklich allerletzte Etappe dieser Tour! Dank eines großartigen Zufalls wurde unsere Ausrüstung samt Ski ins Tal gebeamt – es ist doch immer schön, wenn man Ulligunde-Leser trifft 😉 Danke nochmal!

Schluss mit Gepäck!

Ohne Rucksack und nur mit leichten Schuhen gingen die letzten paar Kilometer wunderbar leicht. Noch 200 Höhenmeter. Noch 100. Noch 50. Und irgendwann: Die allerletzte Stufe dieser Transalp. Julian, der die gesamte Strecke zurückgelegt hatte, zelebrierte zu Recht den Moment in vollen Zügen – was für eine Leistung! Und was für ein unglaubliches Wetterglück diese Truppe hatte. Nur eine Stunde nach unserer Ankunft wechselte Sonne und warme Temperaturen gegen Sturm und Regen. Wahnsinn.

Danke

Mountain Elements hat da wirklich eine fordernde, großartige Tour zusammengestellt. Nahezu durchgehend abseits der bekannten Wege und – mit dem richtigen Wetter- und Schneeglück – gar ohne allzu große Taxi-Passagen. Vor allem die Etappe über den Wilden Kaiser ist eine einmalige Erfahrung. Ich danke abermals den Jungs von Mountain Elements, dass ich so spontan mitkommen durfte, danke der Gruppe, dass sie mich Nachzügler aufgenommen hat und danke natürlich auch dem Flo fürs geduldige Führen, Spuren, Wühlen, Helfen, Sichern, Reparieren und Bespaßen.

Hier geht’s zum ersten Teil der Tour und hier kann man die beschriebene Ski-Transalp direkt buchen. Geht trainieren, ladet den Kamera-Akku und dann: Bucht Euch diese Traumtour!

Diese Ausrüstung war mit dabei:

 

 

 

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1 Comment

  • Reply Joe März 20, 2017 at 1:06 pm

    Hey Gunde,

    ja das ist echt cool, dass es so spontan noch geklappt hat. Freut mich.

    LG Joe

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