Reiseskizzen: Reisemomente festhalten ohne Kamera (meine Tipps und Erfahrungen)

November 15, 2022

Spätestens seit ich auf meiner Radreise durch Schottland auch Skizzenbuch und Aquarellfarben dabei hatte, erreichen mich recht regelmäßig Fragen rund um das Thema. Ich fasse hier einmal die Antworten zusammen:

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1. Wie hast du angefangen?

Ich habe mit einem Skizzenbuch von Hahnemühle, einem Druckbleistift und etwas später dann mit Finelinern begonnen. Über lange Zeit habe ich nur abgemalt. Dazu war ich sehr viel auf Pinterest und Instagram unterwegs und habe alles, was ich irgendwie ästhetisch fand, einmal in Collections einfach nur abgespeichert (geht natürlich auch per Screenshots und Google, aber die Vorschläge speziell von Pinterest sind extrem hilfreich).

Hatte ich dann etwas Zeit und Muße, bin ich durch diese Sammlungen durchgegangen und habe irgendetwas ausgewählt, was ich heute abmalen möchte. Dabei ging es nicht nur um „gefällt mir“, sondern auch um den „Schwierigkeitsgrad“ -es gab Dutzende Motive, die ich anfangs für mich unmöglich hielt. Sie blieben ewig ungemalt in der Sammlung, aber immer häufiger passierte es, dass ich mich doch „bereit“ gefühlt habe. Allein diesen Fortschritt wahrzunehmen war ein großartiges Gefühl.

Zeichnen

Ich habe in dieser Zeit extrem viele YouTube-Videos rund um Schattieren, Bildaufbau, Motive-Vereinfachen und Menschen/Gesichter-Zeichnen angeschaut und mir teilweise auch Tutorials gekauft. Gerade die Welt rund um das Zeichnen von Figuren oder Gesichtern ist unendlich und braucht wirklich viel Geduld. Man beginnt komplett bei Null.

Alphonso Dunn und David Finch waren in dieser Zeit große Lehrmeister. Bis dahin habe ich immer noch nur mit Finelinern und Bleistift gezeichnet, hatte zwischenzeitlich allerdings auch einen Ausflug in die Welt des Handletterings. Es ist verhältnismäßig einfach zu lernen und macht einfach unheimlich Freude – es ist eine Fähigkeit, die man nicht mehr verlernt.

Das erste Dotwork-Motiv und bis heute eines meiner „Meisterwerke“.

Aquarell – der Traum vom „Travelsketch“ entsteht

Ein großer Schritt war dann irgendwann das Malen mit Farbe – Aquarellfarbe in meinem Fall. Schon wieder eine völlig andere Welt – unendliche Weiten an Nicht-Wissen und Nicht-Verstehen – vieles davon hält bis heute an, zum Beispiel was das „richtige“ Mischen von Farben angeht, die Harmonie zwischen verschiedenen Farben oder auch die Sache mit den Tonwerten. Halleluja.

Die Basis, die ich mir allerdings mit den Finelinern aufgebaut habe (Perspektive, Schattierung, Bildaufbau) hat mir dann aber in der Arbeit mit Aquarell sicher einiges erleichtert. Auch hier habe ich wieder eine Collection bei Pinterest und Instagram angelegt mit Bildern, die mich auf irgendeine Art angesprochen haben – und auch hier gab es einige Motive, die ich mir lange nicht zugetraut habe.

Ich bin bewusst „defensiv“ geblieben und habe vor allem schnell gelernt (oder versucht zu lernen), dass auch jedes nicht-gelungene Bild wertvolles Potenzial zum Lernen bietet – im Grunde eigentlich viel mehr, als wenn etwas einfach und gut funktioniert.

20 Kilometer Sackkasse, die sich lohnen! Neist Point Lighthouse, Isle of Skye, Schottland

Basics rund um Aquarell

Die Erklärvideos von Jens Hübner (die allerältesten Videos, ganz runter scrollen!) haben mir in dieser Zeit die wichtigsten Basics immer wieder gut erklärt (vorne warm und satt, hinten transparent und bläulich, Überlappung schafft Tiefe, Detail vs nicht-detailreich schafft Kontrast, Motive extrem vereinfachen etc.) – sie sind herrlich simpel und doch einfach gut gemacht.

Dieser Mann verkörpert für mich zudem den Traum, der mich überhaupt zum Malen brachte: Irgendwann so gut malen zu können, dass man nicht zwingend mehr eine Kamera benötigt, um Momente unterwegs ästhetisch festhalten zu können. Jens Hübner hatte glaube ich zehn Jahre eine Grafik-Agentur, schloss sie dann und reiste zwei Jahre mit Fahrrad und Pinsel um die Welt. Vielleicht ein Ausblick auf meinen eigenen Weg, von dem ich noch nichts weiß ?;) Aber zurück zum Malen:

Die Sache mit den Tonwerten (vor allem dunkel) habe ich immer noch nicht raus…

Analyse – warum gefällt mir das?

In dieser Zeit habe ich auch begonnen, jene Bilder, die mich angesprochen haben, genauer zu untersuchen: Was genau packt mich an diesem Bild? Ist es der Kontrast in Farbe, die „Ungenauigkeit“ oder die Details? Der Bildaufbau und wenn ja, weshalb genau? Ich sag nur Linien, Tonwerte und Kontrast… In dieser Zeit bin ich auf Alex Hillkurz gestoßen – ich verstehe zwar bis heute nicht, was die Magie seiner Bilder ausmacht, aber das Tutorial war ein toller Einblick in Architektur und Bildaufbau.

Malen in/von Natur

Der nächste große Schritt war dann, von Landschaftsfotos oder gar aus der Natur direkt abzumalen. Schon wieder eine völlig andere Welt – schon wieder alles komplett auf Anfang. Man muss plötzlich selbst entscheiden, was man weglässt, was wichtig ist, wo Details gemalt werden und wo nicht und noch dazu Bildaufbau und Stil selbst festlegen. Eine extrem ernüchternde Zeit, so viel kann ich sagen. Und sie hält ehrlich gesagt bis heute an.

Die Grandes Jorasses war die erste aus der SUNRISE-Reihe.

Bücher

Ich habe während den letzten Jahren ein paar Bücher zu dem Thema geschenkt bekommen – ein besonders Hilfreiches war das von GRIS („Sketch it!“ Urban Sketching).

Seit wenigen Tagen liegt nun endlich auch ein Buch von Jens Hübner hier und ich bin vollkommen hellauf begeistert. Es ist genau das, was ich immer gesucht habe! Zu dem Buch gibt es übrigens den Winter über auch ein achtteiliges Online-Seminar (Reiseskizzen jeweils Donnerstags, Landschaftsskizzen jeweils Mittwochs). Alternativ gibts auch im Winter eine Reise in den Oman, die mich momentan in ernsthafte Entscheidungsschwierigkeiten bringt: 10 Tage Malen in Oman oder 2 Monate Bikepacking Neuseeland?! Finanziell reißt beides Krater. Naja, zurück zum Thema:

Ästhetisch extrem schön gemacht aber insgesamt eher irgendwie frustrierend fand ich jenes von Rabi Alieva – mir tut es so Leid, das zu sagen, denn ich liebe ihren Stil einfach, aber obwohl ich nun wirklich keine Anfängerin mehr bin, habe ich permanent das Gefühl, dass in den Beschreibungen wichtige Schritte oder verwendete Farben irgendwie nicht erwähnt werden.

Kürzlich hat mich noch das Aquarellbuch von Jowita Marczuk erreicht – es ist ebenfalls unheimlich schön aufgemacht und scheint mir detaillierter beschrieben.

Am Ende helfen aber glaube ich die Bücher insgesamt weniger als permanentes Üben (das von Gris und Jens Hübner evtl. mal ausgenommen). Je mehr man malt – und vor allem je mehr „Fehler“ man macht, desto mehr lernt man – und desto eher entwickelt man auch seinen eigenen Stil.

Träumen von der eigenen Hütte in den Bergen darf man ja!

2. Was sind die wichtigsten Tipps aus deiner Sicht?

  • Tipp 1: „Ich würde voll gerne malen, aber ich kann das nicht„.
    Wenn ich das schon höre! Ganz ehrlich. Man sagt doch auch nicht „ich würde echt gerne Auto fahren – aber ich kann das einfach nicht!“. Malen ist wie eine Sprache, eine Sportart oder ein Instrument: Es ist nichts, was man aus dem heiteren Himmel einfach kann. Mag sein, dass manche Menschen einen gewissen Vorteil haben, weil sie perspektivisch denken können oder ein Gespür für Farben haben, aber die meisten Spitzensportler sind nicht so gut, weil sie so supertalentiert sind, sondern weil sie einfach unendlich viel trainieren. Und genau darum geht es beim Malen auch: Langsam anfangen und dann dran bleiben. Und das ist keine Sache, die in einer Woche erlernt ist – das dauert ein Leben lang! Ich habe 2016 etwa begonnen zu malen und bin jetzt, Ende 2022, ganz langsam (manchmal!) an dem Punkt, an den ich mich lange hingeträumt habe. Wenn du es wirklich willst, dann fange JETZT damit an. Und, ganz wichtig:
  • Tipp 2: Begrabe deinen Perfektionismus.
    Ich weiß wovon ich spreche, denn ich habe hunderte Bilder nie begonnen, weil ich Angst hatte, dass das Ergebnis nicht so wird, wie ich mir das vorstelle. Das Problem aus meiner Sicht daran ist aber, dass man etwas Grundlegendes nicht verstanden hat: Du willst nicht „Künstler werden“, du willst Freude beim Malen haben. Wenn man das erstmal verinnerlicht hat, wird das Ergebnis egal und noch dazu entsteht viel mehr Freude während des Tuns, denn genau darum geht es. Und durch regelmäßiges Tun werden wir besser und irgendwann stehen wir dann doch an jenem Punkt, an dem wir uns schon am ersten Tag gerne gesehen haben. Unser Perfektionismus blockiert unseren Traum vom „schönen Malen“ komplett! Konzentriere dich einzig auf das Tun! Und dafür gibt es einen weiteren Tipp:
  • Tipp 3: Besorge Dir ein „Rotzbuch„.
    Ich hatte anfangs ein einziges Aquarell-Sketchbook. Es waren einige Dinge (alle abgemalt) darin, die mir extrem gut gefallen haben und natürlich wollte ich – falls mal jemand durchblättert – möglichst toll dastehen. Irgendwann wurde mir aber klar, dass ich kaum noch in dieses Buch male, weil ich dieses Buch nicht verhunzen wollte. Ich habe mir irgendwann ein Buch gekauft, das einzig dafür da ist, vollkommen ohne Anspruch reinzumalen – oder eben „reinzurotzen“. Ich liebe dieses Buch! Es ist vollkommen unperfekt, es sind viele Dinge drin, die anders sicher besser wären, aber einerseits habe ich durch diese „misslungenen“ Ergebnisse unendlich viel gelernt und noch dazu finden sich zwischen diesen Motiven auch einige wirklich großartige! In Zeiten von PC und Photoshop kann man solche Motive dann auch einfach scannen und kann sie doch noch zeigen. Seit ich dieses Rotzbuch habe, male ich viel freier und vor allem: viel mehr!
  • Tipp 4: Male monochrom:
    Spätestens wenn du mit Farben beginnst, wird dieses Thema besonders wichtig, denn: „Colors get the attention, but values do the work“: Tonwerte (values) sind die Abstufung von hell zu dunkel (das hat nichts mit Farben zu tun, auch innerhalb der Farbe „gelb“ gibt es Abstufungen zwischen hell und dunkel) und haben damit massiven Einfluss auf das gesamte Bild. Bevor ich versuche, da irgendwas zu erklären: Arbeitet Euch in das Thema ein – es ist wichtiger als die Farben. Und: Nehmt euch richtig, richtig viel Zeit, nur einfarbig zu malen! Man lernt ja auch nicht zwei Sprachen gleichzeitig und ich finde, dass die Welt der Tonwerte und die Welt der Farben jeweils unendlich riesige Themenfelder sind. Will man alles auf einmal lernen, wird es – meiner Erfahrung nach – schnell sehr frustrierend, ganz besonders wenn man eigentlich gestern schon Picasso sein wollte.
  • Tipp 5: Farben mischen lernen.
    Unendliche Weiten an Wissen- nehmt Euch viel Zeit dafür, auf großen Papierbögen eure Farben wild zu mischen und legt Euch Farbskalen an. Wiederholt das alle paar Monate!
  • Tipp 6: Male!
    Übe – wenn es nur irgendwie geht – mindestens zehn Minuten am Tag. Ohne Übung wirst du niemals besser. Und vergiss deinen Perfektionismus – es geht nur darum, zehn Minuten oder länger einen Stift oder Pinsel in der Hand zu halten. Wenn du wirklich besser werden willst, ist das der wichtigste Schritt.
Während der Mann an diesem Berg gerade klettert, entsteht mein Bild vom Fitz Roy.

3. Welches Material brauche ich?

Begonnen habe ich mit einem A4 Skizzenbuch von Hahnemühle (Sketch & Note), einem Druckbleistift und Sakura Pigma Fineliner (für meine Dotwork-Arbeiten nutze ich den 003-Fineliner, der ist nicht in diesem Set enthalten). All meine Dotwork-Zeichnungen von Bergen sind übrigens immer noch auf genau jenem Papier gemalt – ich mag die Struktur einfach sehr und für die Arbeit mit Fineliner oder trockenen Stiften ist das Papier perfekt.

Später kamen dann Aquarell-Sketchbooks dazu (das kleine A6-Buch hatte ich in Schottland dabei, im Alltag nutze ich oft das A5-Buch von Hahnemühle). Der Vorteil von diesen Büchern ist, dass nicht überall lose Blätter herumfliegen und man am Ende quasi eine Art Tagebuch hat.

Irgendwann im Laufe des vergangenen Jahres kam dann noch ein „Rotzbuch“ dazu – es ist ein A4-Sketchbook, in das ich einfach nur reinkritzel. Ich habe mich nämlich dabei ertappt, dass ich in die „schönen“ Aquarellbücher nicht einfach nur so was reinmalen wollte, weil ich offensichtlich doch einen gewissen Perfektionismus in manchen Bereichen besitze. Dieses „Rotzbuch“ ist Gold wert! Ich probiere dort ganz bewusst ohne jeglichen Anspruch Dinge aus, was unheimlich lehrreich ist.

Loses Papier/Blöcke

Ich habe sehr lange auf das klassische BRITANNIA Aquarellpapier (matt, cold pressed, 300g) gemalt und tue es heute noch gerne. Kürzlich hat mich aber ein Hörer mit echt-Bütten-Papier aus Baumwolle beschenkt und ich muss sagen: Es ist eine völlig andere Welt. Sehr, sehr große Freude!

Auch Postkarten-Blöcke finde ich pfiffig – es nimmt ein wenig den Druck raus, ein neues Blatt zu beginnen und noch dazu kann man anderen eine echte Freude machen. Besonders mag ich diesen Postkartenblock hier.

Zum Zeichnen mit Finelinern und Bleistift liebe ich entweder das Hahnemühle Nostalgie-Papier oder – gerade wenn ich mit Handlettering-Stiften, Copic Markern o.ä. arbeite das Papier von Tombow – es hat eine extrem glatte, ganz weiße Oberfläche, was Spaß beim Arbeiten bringt und noch dazu ideal zum Einscannen ist.

Postkartenproduktion an einem Regentag in Schottland.
Farben

Mein erster Aquarellkasten war einer von SCHMINCKE mit Akademie-Farben. In der Zwischenzeit habe ich sie gegen Horadam Künstlerfarben (gleicher Hersteller) ausgetauscht – das merke ich aus meiner Sicht nicht unbedingt beim Malen, aber die HORADAM Farben sind langlebiger, was mir gerade bei Auftragsarbeiten wichtig ist.

Stifte

Druckbleistift: Gerade gestern bin ich wieder zurück den Wurzeln (von Faber-Castell) gewandert: Ich habe nun über einige Jahre die Druckbleistifte von ROTRING verwendet (sie sehen einfach stylisch aus und liegen dank ihres großen Gewichts toll in der Hand) – aber es gibt keine vernünftige Lösung für den Radierer-Ersatz, das hat Faber-Castell einfach um Welten besser gelöst. Ich habe Bleistifte in 0,3, 0,5 und 0,7 – das hängt davon ab, wie klein man malen möchte. Ich liebe den 0,3er – der von Faber Castell ist allerdings direkt kaputt gegangen, der von Rotring hält seit Jahren. Aber ohne Ersatz für den Radierer oben ist der Stift irgendwie sinnlos für mich.

Farbstifte: Über die Jahre hat sich bei mir ein ganzes Sammelsurium an verschiedensten Stiften angesammelt – jede Spielart (gerade z.B. Handlettering) ist ja gleich wieder eine ganz eigene Welt. Was ich persönlich sehr mag, ist ein Set an Stiften in verschiedenen Graustufen – denn damit lässt sich unheimlich gut die Sache mit den Tonwerten (wichtigstes überhaupt!) üben. Ich hab diese hier ebenfalls von Sakura, nutze aber inzwischen auch gerne die Dual Marker von Faber Castell – die kann man mit Wasser auch wie Aquarellfarben vermalen.

Pinsel

Ich nutze seit jeher die Pinsel von Escoda und bin sehr zufrieden, habe aber auch keinerlei Vergleich. Auch wenn ich mit diesen hier begonnen habe, würde ich – wenn man es sich irgendwie leisten kann und man in Richtung Reiseskizzen/draußen malen will – gleiche diese Reisepinsel kaufen. Ich liebe sie! Zusätzlich besitze ich noch einen extra-feinen Pinsel, den sicher nur braucht, wer wie ich extrem klein oder detailreich malen möchte.

Eure Fragen:

Zeichnest du immer live vor Ort?

Nur ganz selten – dafür braucht man unheimlich viel Ruhe und Zeit an einem Ort und noch dazu ist die Sitzhaltung dabei selten wirklich gesund. Manchmal tue ich es allerdings und erfreue mich dann meist eher am Draußensein, anstatt ein Meisterwerk gestalten zu wollen. Das hat draußen glaube ich noch gar nie funktioniert!

Wonach wählst du die Berge aus, die du malst?

Anfangs waren es einfach jene, die mir etwas bedeuten – später wurden es auch viele Auftragsarbeiten. Gerade bei den Dotwork-Werken ist aber schon extrem wichtig, dass der Berg möglichst markant ist – selbst ein Hochvogel oder Schneck ist eigentlich schon zu wenig strukturiert, als dass man ihn wirklich erkennt.

Kannst du Tutorials empfehlen für Landschaft in Aquarell?

Für die Basics empfehle ich unbedingt jene Mini-Videos von Jens Hübner (ganz runter scrollen). Ian Roberts ist dann schon eine Nummer krasser. Farbenlehre fand ich bei KritzelPixel ganz gut erklärt. Ansonsten unbedingt die Videos von Alphonso Dunn (da lohnt sich das Buch auch) und David Finch für Figuren.

Nimmst du Utensilien bewusst nicht mit?

Ich denke gerade am Anfang macht es Sinn, seine Farbpalette extrem zu minimieren und Farben (besonders grün und grau/schwarz!) selbst zu mischen. Ansonsten gibt wahrscheinlich eher der Platz im Gepäck die Größe der Ausrüstung vor…

Was war dein größer Gamechanger?

  • Das Rotzbuch (siehe oben, Perfektionismus entgegenwirken)
  • die Inhalte der Mini-Videos von Jens Hübner und
  • das zunehmende Verständnis von Tonwerten, Farbharmonie und vor allem auch
  • das Verinnerlichen, dass das menschliche Auge stets zu jenem Bereich mit dem höchsten Kontrast gezogen wird – Kontrast ist aber nicht nur hell-dunkel, sondern kann zB auch detailreich-nichtdetailreich oder ein starker Farbkontrast (orange-blau) ein. Das Vereinfachen von Motiven und den Mut, Dinge einfach nur lose anzudeuten anstatt alles immer im Detail auszuarbeiten wäre sicher der nächste Gamechanger, auf den ich aber noch warte 😉

Was sind Essentials, um gut zu malen, aber nicht zu viel Gewicht zu haben?

Das wird jeder Künstler anders beantworten. Ich persönlich habe als Grundausstattung draußen dabei:

Kleiner Aquarellkasten*, Reisepinsel, Aquarellpapier (A6 oder A5, Buch oder Block, siehe oben), kleines Stofftuch, um den Pinsel zu trocknen, Wasserbehälter (meistens ein kleines Marmeladenglas oder sowas), Druckbleistift, kleinen Radiergummi und ggf. Fineliner für lose Konturen. Und ein Sitzkissen!

*Farben: (Zitronengeld (kaltes Gelb) und Aurelion (warmes Gelb), Umbra gebrannt, Siena gebrannt, Kobaltblau, Alizarin-Karmesin (rot), Ultramarinblau, Indigo, Kadmiumorange – manchmal noch Violett, Krapplackrosa (toll für Gesichter oder Sonnenuntergang) und ggf. noch Paynesgrau – wobei ich grau normalerweise immer selbst mische aber manchmal ists schön, einfach was fertig zu haben. Ganz wichtig: Im Vorfeld mal auuuusführlich die Farben mischen und verstehen, wo man mit was hinkommt!
Und: Wenn das zu viel ist, einfach eine einzige Farbe mitnehmen und monochrom malen! Dazu am besten eine Farbe nehmen, die bei wenig Wasser/viel Pigment sehr dunkel ist, sodass man einen großen Tonwert-Umfang hat. Indigo bietet sich an oder z.B. Neutraltinte.

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2 Comments

  • Reply Susi Metzner November 16, 2022 at 12:58 pm

    Ooooh, so ein schöner Artokel! Genau, was ich gerade brauche! So inspirierend! Ich arbeite gerade mit dem Buch von Kritzelpixel und habe auch schon viele Videos von ihr und von Artisttravel geschaut. Mein Traum ist es auch, irgendwann so schöne Reiseskizzen malen zu können. Gerade übe ich auch nur mit Bleistift Sachen abzumalen und eben die grundlegenden Techniken zu lernen. Es ist ja schon so schwer, einen Kreis oder einen geraden Strich zu zeichnen! Und mit meinen Aquarellfarben spiele ich gerade einfach nur rum und schaue, was bei raus kommt. Ich hoffe, ich schaffe es, dran zu bleiben! Wie so oft ist die Zeit und die Geduld das größte Problem…
    Danke für den schönen Artikel! Lass es dir gut gehen!

  • Reply Alban Fenle November 17, 2022 at 3:11 am

    Hallo Erika, danke für diese ausführliche Zusammenfassung deiner Zeichenerfahrung. Ich zeichne bisher kaum, von gelegentlichen Kritzeleien beim Telefonieren oder zuletzt auf der Schulbank während dem Unterricht abgesehen. Mich würde als Fotograf interessieren, ob deine Erfahrung mit dem Zeichnen deine Art zu fotografieren verändert oder verändert hat. Oder hast du deswegen fast gar nicht mehr Zeit zum Fotografieren? Ich bin nicht auf Facebook, deswegen erfahre ich nicht von deinen Veröffentlichungen dort. Erfüllt dich mehr das Zeichnen, oder das Fotografieren, und warum?
    Eine technische Anmerkung noch. Ich beziehe deinen Newsletter. Ohne diesen wäre ich als ein Besucher deiner Webseite nicht auf diesen Artikel gekommen. Ist das Absicht, oder hab ich was übersehen.

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