»Contentproduktion für LOWA« der Auftrag, Raphaela das mitreisende Model. Reiseplan? Erhielten wir, als wir gerade das Flugzeug in Frankfurt betraten. Sich einlassen auf ein Land mit völlig fremder Kultur. Ohne Bilder im Kopf. Und vor allem gänzlich ohne Erwartungen. Uns war klar: Diese Reise nach Aserbaidschan würde entweder die komplette Katastrophe oder aber eine der besten unseres Lebens werden.
Werbung: Die Reise nach Aserbaidschan wurde von Verde aus Bonn organisiert.
Tag 0: Baku
Per Lufthansa ging es wohl umsorgt nach Baku. Im Landeanflug kaum Lichter, dafür ein überraschend moderner (!) Flughafen. Ebenso die gesamte Architektur, die auf dem Weg zum Hotel an uns vorbeizogen. Schiefe Türme, geschwungene Kanten, oft kreativ beleuchtet. Schon im Vorbeifahren spannend.
Die unheimlich sauberen Straßen und der gemäßigte Fahrstil fielen zudem auf. Kein Vergleich zu Thailand, Ägypten – ja, eigentlich nicht einmal zu Deutschland.
Ein durchweg angenehmer Eindruck.
Tag 1: Diese Menschen!
Emin, unser einheimischer Guide, begrüßte uns in perfektem Englisch und versicherte uns, die kommenden sieben Tage nicht mehr von unserer Seite zu weichen. Dolmetscher, Reiseführer und Travelbuddy in einem, erfüllte er uns wirklich fast jeden Wunsch und war für diese Reise der ideale Gefährte.
Essen
Völlig abseits der Touristenzeiten besuchten wir am ersten Tag Kunsthandwerker, ein Observatorium und ein Weingut. Das beste an diesem Tag? Das Essen! In Aserbaidschan isst man normalerweise unter freiem Himmel an kleinen Tischgruppen, die irgendwo im Wald oder auf einer Wiese stehen. Der Kellner kommt mit einem Tablett an verfügbaren Speisen, man wählt und bekommt es direkt serviert. Praktisch bei Sprachbarrieren!
Was wir schnell lernten: Als Vegetarier in Aserbaidschan wird man wenig Freude haben. Sofern man aber nicht allzu viel Hunger hat, kann man sich problemlos an die wunderbaren Vorspeisen halten – oft ist allein das geniale Brot mit den verschiedenen Dips schon lecker genug, um sich reinlegen zu wollen.
Menschen
Was an diesem Tag aber auch bereits auffiel: Die unheimlich freundlichen Menschen. Unaufdringlich. Von Herzen gastfreundlich. Obwohl wir zwei junge Frauen waren, wurden wir während der gesamten Reise niemals angestarrt. Wir fühlten uns sicher.
Das bestätigte auch Emins Reaktion, als ich sagte, dass wir im Vorfeld Bedenken bezüglich der Sicherheit hatten. Er schaute uns ehrlich verwirrt an: „You were concerned about your safety? In Azerbaijan!? WHY?!“. Gute Frage! Es scheint kein Problem zu sein, allein als Frau nachts durch Baku zu schlendern, was einerseits mit den traditionellen Werten aber wohl auch mit der hohen Polizeipräsenz zu tun hat. Wie gesagt: Wir fühlten uns zu keiner Minute unsicher.
Tag 2: Hiking!
Endlich ging es an das, weshalb wir eigentlich hier waren: Wandern. Zwar nur ein paar hundert Höhenmeter, aber der teilweise erstaunlich steile Pfad führte durch herbstlich leuchtenden Laubwald hinauf zu einem versteckten Bergsee. Der Instagrammer wird vor Freude hüpfen. Lowa hoffentlich bei den entstandenen Bildern auch.
Danach? Mittagessen beim Tourismusbeauftragten der Region. Bilder mit ihm und dem Präsidenten an der Wand. Der erste ungeschönte Einblick in die Wohnung der Einheimischen. Lachende Kinder, eine fröhliche Ehefrau und wie immer: Tee im Überfluss.
Tag 3: Abenteuerland
Der nächste Tag. Schon beim Aufwachen der Gedanke: Was wird uns wohl nach all den Erfahrungen der vergangenen Tage heute erwarten? Vorhersehen hätten wir das beim besten Willen nicht können: Nach einem sagenhaft leckeren Mittagessen irgendwo am Straßenrand ging es in einem 46 Jahre alten LADA in die Wildnis.
Auf matschigen Straßen rumpelten wir immer tiefer in den Wald, durchquerten Flüsse, polterten über Gesteinsbrocken und versuchten alles, um nicht die Türe zu berühren, die mehr hing als hielt. Es war dieser Moment, in dem wir beide wussten: Das ist das Abenteuer, das man sich auf solchen Reisen wünscht. Sich vertrauensvoll in die Hände der Einheimischen zu begeben und Unbekanntes entdecken zu dürfen. Wir wurden nicht enttäuscht. Die Wasserfälle, zu denen uns der einheimische Landwirt mit seinem Gefährt fuhr, waren so mächtig, so abgelegen und so einsam, wie ich sie noch nirgends auf der Welt erleben durfte.
Tag 4: Wir tauchen ein
Wegen Ungereimtheiten in unserem Reiseplan hätte der vierte Tag ein vermurkster werden können. Am Ende wurde er zu dem, der uns wohl am Ende am längsten im Kopf bleiben wird: Wir funktionierten unseren Reiseführer zum Dolmetscher um und kamen mit den Menschen im Dorf ins Gespräch. Wurden zum Essen eingeladen, zum Besuch bei einem Vogelzüchter, ins Teehaus. Die Tafel Marzipan-Schokolade aus Deutschland brach so manches Eis und wir erlebten das alltägliche Leben der Einheimischen.
Noch selten bin ich so sehr in eine andere Kultur eingetaucht, was nicht zuletzt an den Übersetzungsmöglichkeiten von Emin lag. Wo er die letzten Tage schon einen wunderbaren Job gemacht hat, entpuppte er sich nun als wahres Goldstück. Auch mit unserem Fahrer, der kein Wort Englisch konnte, dafür Deutschland umso besser fand, wurde es von Tag zu Tag lustiger und wir wurden zu einem echten kleinen Team.
Die Hauptstadt Baku
Den Abend schlenderten wir durch Baku und es bestätigte sich unser Eindruck der Anreise: Es ist eine unheimlich saubere, lebendige Stadt mit so moderner Architektur, wie ich sie noch selten in dem Ausmaß in einer einzigen Stadt erlebte. Wieder ging es zu Einheimischen nach Hause und später noch mit Freunden von Emin durch die Straßen. Ein unbezahlbarer Einblick in ein Leben von Anfang Zwanzigjährigen, die den Spagat zwischen Tradition und Moderne versuchen.
Tag 5: Kaukasus!
Wieder der Gedanke: Was wird heute kommen? Berge!, stellte sich nach einigen Stunden im Auto raus. Und was für welche! Unser Gleitschirmpiloten-Herz fing gleich wild an zu hüpfen und das wo mein Fotografenherz ohnehin schon im Ausnahmezustand war. Weite, karge Wiesen, rinnenweise zerfressen von Wasser. Unten mächtige Flussbetten mit Landewiesen, so weit das Auge reicht. In einem abgelegenen Dorf bekamen wir in einem kleinen Garten unser Mittagessen serviert. Fleisch mit Fleisch, dafür mit guter Linsensuppe.
Später dann zufällig drei Reisende – zwei Franzosen, ein Pakistani – die sich die kommenden Monate bis nach Hause treiben lassen wollen. Sie begleiteten uns ein Stück auf unserer Wanderung und das Fieber des Unterwegsseins, des Sich-Treiben-Lassens sprang sofort über. Nicht zuletzt als wir den Schweizer Bulli am Wegesrand stehen sahen und etwas später den weltreisenden Motorradfahrer. Es waren die einzigen Touristen, die uns während der gesamten Reise begegneten, aber wir spürten beide den (weißen) Neid, dass diese Menschen die Idee und die Freiheit hatten, diese unfassbar schöne Landschaft ausgiebig zu bereisen.
Tag 6: Naturgewalt
Noch ein letzter Tag Wandern, bevor es abends zurück nach Baku und nachts nach Deutschland gehen würde. Vorbei an Wasserfällen (hier wurden die Nationalwettkampf im Eisklettern ausgetragen!) und ursprünglichen Bachläufen war ein weiteres Highlight unserer Tour kurios erodierte Sandtürmchen, wie wir sie aus der Rheinschlucht oder Südtirol kennen. Und doch war es ein Spektakel – wie, um alles in der Welt, halten solche Türmchen so lange Wind und Wetter stand?
Ein letztes Highlight kam – wie so oft – noch völlig unverhofft: In einem liebevoll hergerichteten Hof wurde das Mittagessen aufgetischt. Diesmal aber neben der Schüssel Fleisch und den leckeren Dips ein (nahzu) veganes Gericht, das am ehesten an ein riesiges Ravioli erinnerte. Oder doch eher Calzone? Kartoffel-Spinat-Masse zwischen zwei einfachen Teigschichten – kunstvoll gebaut und eine halbe Stunde im Ofen gebacken. Sensationell gut – wohl aber vor allem, weil wir uns so sehr nach Nicht-Fleisch sehnten. Es war der perfekte Abschluss.
Fazit
Die Erlebnisse, an die man keinerlei Erwartungen hat, sind so oft die besten. Wir wussten nicht, worauf wir uns einließen und sind doch beide froh, offen genug für dieses Abenteuer gewesen zu sein. Das Land – vor allem aber die Menschen – haben uns nachhaltig beeindruckt. Sie haben uns gelehrt, noch viel offener und gastfreundlicher zu sein. Diese Menschen dort sehen in anderen nicht einen Fremden, sondern einen Gast. Haben Zeit und Willen, sich einzulassen. Eine Einstellung, die uns in Deutschland oft abhanden gekommen ist.
Obwohl ich kein Fahrradreisender bin, glaube ich, dass Aserbaidschan eine perfekte Destination zum Radreisen ist – die Straßen sind bis in den letzten Winkel sehr gut und der Verkehr sehr gemäßigt. Die Landschaft bietet die nötige Weite, um in die Natur einzutauchen und doch genügend Infrastruktur, um den Alltag auf so einer Reise stemmen zu können.
Die Informationen zum Wandern in Aserbaidschan habe ich in diesem gesonderten Artikel beschrieben.
Auch zum Gleitschirmfliegen dürfte sich das Land ideal eignen und auch die zahlreichen Wasserfälle im Norden gefrieren wohl regelmäßig. Es gibt viel zu tun – bleibt eigentlich nur noch die eine Frage: Raphaela, wann reisen wir wieder hin?
Danke
& weitere Infos für Wander-Reisen nach Aserbaidschan
Ohne den Foto-Auftrag von LOWA wäre diese Reise auf diese Weise weder möglich gewesen noch wären wir auf die Idee gekommen. Danke ein weiteres Mal für diese wunderbare, langjährige Zusammenarbeit! Danke auch an die gut gelaunte, robuste und unkomplizierte Begleitung durch Raphaela, die spontan zugesagt hat und mit ihrem unermüdlichen Lachen so manches Eis gebrochen hat.
Wer jetzt auch die Lust verspürt in dieses Land zu reisen, aber nicht ganz wild auf die volle Portion Abenteuer ist, der kann auf einen der wenigen deutschsprachigen Anbieter zurückgreifen, die Wander-Reisen nach Aserbaidschan anbieten. Es gibt verschiedene, wobei man z.B. von Via Verde Reisen Gutes hört. Leider gibt es keinerlei Kartenmaterial und die eingetragenen Touren bei OpenStreetMap sind eher dürftig, wer also lieber ganz auf eigene Faust unterwegs sein möchte, sollte Abenteuerlust mitbringen. Unser Guide für die Wanderungen war Mursal Gasimov, der Gründer von Mountainhost.
#Werbung: Wir waren im Auftrag vom Schuhhersteller LOWA unterwegs, daher wurden die Kosten dieser Reise übernommen.
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