Blind Date in Arco: Genuss pur mit drei wilden Mädels

Mai 19, 2016

Einige harte Arbeitswochen, nahezu abgeschlossene Projekte, der Freund noch auf Expedition. Da kam die Frage in der Mädels-Klettergruppe gerade recht. „Hab von So bis Mi frei – irgendwer Lust auf Arco?“ Innerhalb weniger Minuten fanden sich insgesamt vier motivierte Mädels, die einfach mal eben nach Arco starteten. Aber können solche Blind Dates gut gehen? 

Wilde Mädels in ArcoIch freue mich ja immer, neue Leute kennen zu lernen. Bei den meisten bleibt es einfach nur bei einer losen Bekanntschaft, bei manchen weiß man vom ersten Moment an, dass es einfach passt. Und im besten Fall findet man Bergpartner fürs Leben. Aber gleich für mehrere Tage mit irgendwem zum Klettern fahren, den man gar nicht kennt? „Das würde ich nie tun!“ höre ich da oft. Würde ich zum Beispiel mit Männern auch nicht machen, da ist mir das irgendwie zu aufwändig. So von wegen männlicher Profilierung, Angebaggerei, im gleichen Auto schlafen und so (sorry, Schubladendenken)… Aber unter Mädels? Ach, no risk no fun!

Verena in der Luna ArgenteaUnterweges mit Mädels

Als mich Verena bei Innsbruck einsammelt, ist vom ersten Moment sofort klar: Das wird geil. Wir verstehen uns auf Anhieb, verquatschen uns die Zeit bis Arco und sind pünktlich zur Mittagszeit in Belvedere, wo wir die zwei anderen Mädels treffen. Völlig unkomplizierte, direkte und aufgeschlossene Berghasen. Das werden geile Tage! Verena und ich krallen uns erfolgreich ein paar – für uns – recht schwere Touren und genießen einfach die warme Sonne, die schöne Aussicht und die hervorragende Absicherung.

Bei Bier, Drei-Gänge-Menü, blitzenden Gewitterwolken am Horizont und schönen Gesprächen haben wir einen großartigen Abend und fühlen wohl alle die angenehme Gewissheit, dass es gut war, herzukommen.

Klettern in Arco geht einfach immerDie Luna Argentea

Kerstin, die Arco-Spezialistin, hatte mir auf die Frage nach einer Routenempfehlung wie aus der Pistole geschossen die „La Luna Argentea“ geantwortet. Muss wohl was können! Ein Blick ins Topo und Verena und ich sind einig, dass wir die einfach mal ausprobieren. Schwierigkeitsgradtechnisch sollten wir deutlich darüber stehen – was ja aber nie bedeutet, dass man sich nicht anstrengen muss. Aber ein sechser, das sollte doch wohl gut gehen.

Schnick Schnack Schnuck entscheidet darüber, wer die erste Seillänge führtSchnick Schnack Schnuck entscheidet

Das tut es auch! Nachdem wir uns natürlich beim Zustieg verlaufen (wer muss bei so kurzen Zustiegen schon die Beschreibung genau lesen…?) steigen wir tatsächlich als einzige an diesem Tag in diese vielgelobte Tour ein. An einem sonnigen Pfingstmontag!

Per Schnick-Schnack-Schnuck erhalte ich die Ehre, die Schlüssellänge vorzusteigen. Ich hasse dieses Spiel 🙂 Bei herrlichem Sonnenschein cruisen wir Seillänge nach Seillänge durch und obwohl wir uns an den Ständen um einen schnellen Wechsel bemühen, kommen wir doch nicht allzu schnell voran. Etwas mehr als 20 Minuten pro Seillänge, für diesen Grad eigentlich eher langsam. 5+ ist halt auch in Arco nicht immer ganz leicht und das, obwohl wir uns das Legen von mobilen Sicherungsgeräten nahezu komplett sparen. Aber egal, wir haben keinen Stress.


Welche Ausrüstung ich bei solchen Touren derzeit dabei habe:
(Die ganze Übersicht gibt’s hier)



Im Quergang in der La Luna ArgenteaFolge dem Fels im Gemüse

Als ich gleich in der vierten Seillänge mal kurz etwas ratlos bin, wo die Route eigentlich hingeht, ruft Verena ganz treffen von unten: „Folge einfach dem Grau zwischen dem Grün, dann findest du bestimmt den nächsten Haken!“

Tatsächlich ein hilfreicher Tipp, denn die Tour schlängelt sich gekonnt durchs Gemüse. Berührungspunkte gibt es aber überraschenderweise nahezu nie. Wir sind ja schließlich nicht im Zillertal 😉 Dass ich an einem Baum raufklettere, um den nächsten Griff am Fels zu erreichen, sei an dieser Stelle mal verschwiegen.

Plattengeeier

Platte vorbei, rein in den Runout.Die „Mondscheinplatte“, die schon von weit unten glatt in der Sonne glänzt, fällt in meine Führung und so zittere ich mich leicht unentspannt durch den Quergang. Querungen auf Platten, das ist ja wirklich meine Spezialität… 😉

Immerhin sind ganz akzeptable Griffe drin und mir entfährt ein erleichterter Seufzer, als sie rum ist. Dass oben ein sauberer meterweiter Runout ohne Sicherungsmöglichkeit folgt, weiß ich da ja noch nicht. Aber gut, einfach mal ruhig bleiben und weiterklettern. Atmen! Aaaatmeeeen…!

 

Zwergentod

Nach einem kurzen Fluch über den scheinbar großgewachsenen Wenn Mädels reisen!Routen-Einrichter, der den ersten Borhaken ausgerechnet in der schwersten Stelle der ganzen Tour um ein paar Zentimeter zu weit oben platziert hat, gelingt mit ein wenig Engagement auch diese Stelle und wir steigen nach etwas über vier Stunden aus der Luna Argentea aus.

 

Danach? Sonne, Kaffee, Bierchen, Mittagschlaf und am nächsten Tag noch ausgesprochen ansprechende Hangelei an schönen Sintern. Gegen Mitternacht hatte mich das Allgäu wieder und die Liste der Leute, die man für bestimmte Kletter- und Hochtourenideen fragen kann, ist um ein paar großartige Menschen länger. Gut war’s!

 

Mit dabei

Klettergurt Solaris von Edelrid

Zwergentod doch noch entronnenMit dabei war übrigens der „Solaris“, ein Klettergut für Ladies mit extrabreiten Schlaufen und Hüftgurt. Ich bin ja schon ewig auf der Suche nach dem „perfekten Klettergurt“ fürs alpine Gelände. Dieser kommt zwar schon sehr gut ran (sehr bequem, Materialschlaufen sehr groß und gut verteilt), aber hat leider an den Gummistrapsen hinten wieder mal nur einen Haken, statt einen Clipp. Klogehen ist damit weiterhin nur extrem umständlich möglich. Was denken sich die Entwickler!? Das Verschlusssystem, mit dem man die Form der breiten Hüftflossen etwas besser an die eigene Körperform anpassen kann, finde ich persönlich in erster Linie umständlich, da hätte es für mich auch eine Schnalle getan. Trotzdem ist der Solaris bis jetzt der beste Gurt, der mir fürs Alpinklettern untergekommen ist! Gefällt mir sehr!

Kletterschuhe Sparrow W’s von Lowa

Die Platte der Luna ArgenteaMit dabei waren auch noch die Alpinlatschen „Sparrow W’s“ von Lowa, über die ich zunehmend begeistert bin. Vom Schnitt sind sie wie die Katana, bloß etwas schmaler und vom Innenleben her etwas gemütlicher. Leider sind die Klettverschlüsse vielvielviel zu lange, aber wozu gibt’s Scheren.

Kletterrucksack Neon Speed von Mammut

Der Rucksack ist weiterhin der kleine von Mammut, den ich gerade für solche Klettereien langsam richtig schätze. Er bietet grad genug Platz für Wasser, Pulli, Zustiegsschuhe und Kleinkram und rutscht dank der vielen Fixierungsmöglichkeiten nie nervig herum. Gefällt mir!

You Might Also Like

1 Comment

  • Reply Dani Mai 24, 2016 at 12:53 am

    Da hast dir aber die allerbeste Tourenpartnerin gekrallt! Approved! 😉
    Vielleicht lockt sie dich ja mal in unsere Gegend, da solls ja auch ganz feine Touren geben… hab ich mal gehört… 😛

  • Leave a Reply

    Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.