In und um und durch ein Paradies: Wandern in Anisclo-Canyon

Juni 17, 2014

Ich habs ja nicht so mit der Höhe. Dementsprechend viel Respekt habe ich vor den „schwarzen“ Touren in meinem kleinen Rother-Wanderführer, speziell wenn da was von „ausgesetzt“ oder „luftig“ steht. Aber andererseits macht die Herausforderung ja auch Spaß und bis jetzt haben wir als Team noch jede Tour geschafft. Also, no risk no fun. Wir nehmen die schwarze Tour!

Rocktrip-6430Das Sestrales-Massiv ist die östliche Begrenzung des berühmten Anisclo-Canyons und ragt an dessen Ufer deutlich über 1.000 Höhenmeter nach oben. Großartige Ausblicke von dort oben wären also garantiert –ein Argument, mit dem man mich ja immer locken kann. Morgens um acht ging es also los in Richtung Sestrales Bajo, einem der „Gipfel“ dieses langen Gebirgszuges. Im Führer ist die Tour mit „schwarz“ deklariert – Kletterstellen, ausgesetzte Passagen und „sehr viele“ Höhenmeter seien zu erwarten. Naja, wenn irgendwas nicht klappt, können wir jederzeit umdrehen. Hoffentlich.

Auf gehts!

Der erste Anstieg war abwechslungsreich – wir passierten uralte, riesige Buchen, bekamen immer wieder großartige Ausblicke durch kleine Baumfenster und waren auch sonst einigermaßen mit dem zügigen Aufstieg beschäftigt, dass wir gar nicht groß mitbekamen, dass wir bereits die Hälfte der Höhenmeter hinter uns gebracht hatten. Erst als nach einer langen, gemütlichen Querung plötzlich ein wirklich steiles Geröllfeld erklommen werden sollte, kamen wir ins Schwitzen. Aber auch das war irgendwann geschafft und nach kurzer Kletterei erreichten wir plötzlich den Sattel kurz unterhalb des Gipfels. Plötzlich Sonne. Plötzlich Blick auf die andere Seite. Plötzlich wieder die riesigen Bartgeier überall um uns herum. Absolut atemberaubend!

Da geht noch mehr

Die letzten Höhenmeter gingen auch noch gut und um 10.40 Uhr standen wir auf dem Sestrales Bajo. Nicht mal elf?! Was sollen wir denn mit dem restlichen Tag machen?! Wir trafen einen Spanier, der von der anderen Seite heraufgekommen war. Ich fragte ihn, ob er es für möglich hält, oben auf dem Gebirgszug bis zum Beginn des Canyons zu wandern und an dessen Grund wieder zurück. Er antwortete, dass es schon möglich sei – aber sehr lang. Allerdings auch wunderschön. Mein Stichwort! Laut Karte wären es nochmal 18 weitere Kilometer, zuzüglich zu den sechs bereits gelaufenen. Es war früh am Tag, die Wettervorhersage war gut und die Rucksäcke gut mit Essen gefüllt. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, packten wir zusammen und machten uns auf den Weg gen Norden. Den schneebedeckten Monte Perdido – den höchsten dieser Gegend (zweithöchster in den Pyrenäen) stets im Blick. Über den karstigen Gebirgszug ging es angenehm weiter – die Tiefblicke in den Canyon waren bereits jetzt schon Belohnung genug! Wir wählten den noch etwas längeren, aber aussichtsreicheren Wanderweg entlang der Felskanten, sahen Massen an Edelweiß, wilde Pferde, junge Kälber, Murmelies und Gämsen, schöne Gebirgsbäche und immer wieder diese beeindruckenden Blicke in den Canyon.

Unspektakulär auf Touristenpfaden

Gerade als die Füße sich langsam zu melden begannen, stiegen wir hinab in die Schlucht, wo wir eine weitere ausgiebige Rast direkt am türkisblauen Fluss machten. Von hier waren es wohl noch etwa neun Kilometer zurück zum Auto – neun Kilometer, die sich kräftig zogen! Der Weg verlief entgegen meiner Erwartung völlig aussichtslos durch dichten Wald. Nach jeder Windung hofften wir mehr, dass dies nun endlich die letzte sei, aber es kam immer noch eine. Und noch eine. Und noch eine. Erst gegen 16 Uhr füllte sich der Weg zunehmend mit Touristen – einem untrüglichen Zeichen von Parkplatznähe. Und tatsächlich – eine halbe Stunde später standen wir wirklich wieder an unserem Auto, ich hätte es ja kaum noch für möglich gehalten. Der Parkwächter, den ich am Abend zuvor noch gefragt hatte, ob wir hier über Nacht stehen dürfen, war ganz begeistert von unserer Tourwahl und freute sich sichtlich für uns. Wir freuten uns bei einem Becher Gebirgswasser, einem Becher Magnesiumtrunk, einem Becher Milch und einer Dose Bier ebenfalls. Wie gut, dass wir uns nicht nur für die unspektakuläre Talwanderung entschieden hatten! Mal wieder: Alles richtig gemacht! Cool!

 

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1 Comment

  • Reply Rebecca Juni 18, 2014 at 1:59 pm

    Klasse Gewitterwolkenbilder, finde das Thema ja super spannend – solange man es von einem sicheren Platz aus beobachten kann!

    Gruß aus Freising

    Rebecca

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