„Auweja, IST DER GROSS…“ Als der Großglockner vom Auto aus das erste Mal ins Blickfeld kommt, rutscht mir das Herz mal ganz kurz in die Hose. So hoch… Und steil!
Es sollte ja „nur“ eine Akklimatisationstour werden – Hauptsache möglichst hoch hinaus, um fürs Finsteraarhorn nächste Woche wenigstens ein bisschen vorbereitet zu sein. Und wo könnte man sich besser an einen Viertausender heranpirschen, als am höchsten Punkt Österreichs. Knapp 3800 Meter, das ist ja schon mal ein guter Anfang. Mit dabei waren die Glockner-erprobten WuSas und Kumpel Flo.
Unvorbereitet auf’n Glockner
Ich hatte mich kaum auf die Tour vorbereitet und war mal wieder naiv nach dem Motto „da sind schon so viele hochgekommen“ losgezogen. Mit den Wusas als Guides, die beide schon mehrmals da oben standen, machte ich mir kaum Sorgen. Außerdem gab es ja massig Sicherungsmöglichkeiten, das wird schon. Haben schon ganz andere geschafft.
Ist der hoch!
Bei herrlichstem Wetter trafen wir uns bei Mittersill und fuhren die letzten Kilometer mit nur einem Auto weiter. Als der Glockner kurz vor Kals das erste Mal ins Blickfeld kam, rutschte mir trotzdem das Herz mal eben kurz in die Hose. Scheiße, der ist hoch! Die meisten hohen Gipfel, die ich bisher bestiegen hatte, kamen erst relativ spät ins Blickfeld – der Glockner thront aber von Anfang an vor der Nase. Ein riesiger Klotz mit steilen Flanken. Wird schon, wird schon… Haben schon andere geschafft! Notfalls müssen wir halt sichern, auch kein Beinbruch.
Stüdl-Lodge
Kurz nach 16 Uhr starteten wir bei blauem Himmel zur Stüdlhütte. Der Aufstieg ging einwandfrei und nach zwei Stunden standen wir an der hübschen Hütte. Das Personal war unheimlich freundlich, das Essen mit Salat- und Suppenbuffet, Hauptgang und Nachtisch auf Restaurant-Niveau – auch optisch. Richtig gut!
Los geht’s!
Nach einigen Runden Skiwasser und Radler gings in die geräumigen Lager (mit Balkon!) und am nächsten Morgen irgendwann kurz vor sieben endlich los. Die Skispur war dank zahlreicher Fuß- und Schneeschuhspuren sauber zerstört, aber gut, wir sind ja tolerant. Gleiches Recht für alle… Auf dem unteren Teil des Ködnitzkees lag der Glockner direkt vor uns – inzwischen sah er gar nicht mehr ganz so unantastbar aus. Der (überraschend lange!) Stüdlgrat leuchtete im Morgenlicht – genauso wie das Gipfelkreuz. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie weit weg der Gipfel wirkt und man dann ein paar Stunden später tatsächlich doch dort steht.
Steigeisen an, Steigeisen aus, Steigeisen an…
Wir jedoch entschieden uns gegen den steilen Aufstieg am linken Rand des Ködnitzkees und folgten mit Steigeisen dem Pulk über den kleinen Klettersteig zur Erzherzog-Johann-Hütte. Oben schneller Wechsel zurück auf Ski und weiter zum Skidepot, wo bereits 20 Ski steckten. Wieder „Wechselzone“ – diesmal Umsatteln auf Steigeisen und Pickel und alles Unnötige raus aus dem Rucksack.
Ich spürte die Höhe durchaus ein wenig und hatte ja auch die große Kamera noch mit dabei. Gegen WuSas Ultraleicht-Ausrüstung (wer braucht schon nen Pickel 😉 ) kam ich trotzdem nicht an, aber egal. Alles gutes Training!
Mehr anstrengend als gruselig
Das Glocknerleitl, vor dem ich fast am meisten Respekt hatte, ging dank Stapfschnee völlig unspektakulär und auch der weitere Aufstieg war mehr anstrengend als gruselig. Über feste Stufen im Schnee ging es in einer Reihe mit einigen anderen Aspiranten nach oben und erst am Übergang vom Klein- zum Großglockner erbat ich mir ein Seil. Es wäre wohl nicht nötig gewesen, gemütlicher fürs Gewissen war es dennoch. Und beweisen muss ich ja glücklicherweise niemandem etwas.
Der Übergang zum eigentlichen Gipfel, der manchmal wohl nur fußbreit ist, war bei uns kein Problem und auch die nächsten paar Meter Kletterei machten dank des Seils einfach nur Spaß. Tja, und dann standen wir am Gipfel! An dem Kreuz, das wir morgens noch sooo weit oben hatten leuchten sahen. Auf dem Berg, der gestern bei der Anfahrt noch so einschüchtern und furchtbar hoch aussah.
Im Longsleeve auf dem Gipfel
Wir blieben nicht lang, obwohl es richtig warm und nahezu windstill war. Bei solchen Gipfeln ist es mir auch lieber, schnell wieder runter zu kommen. Entspannen kann man auch noch, wenn man alle Gefahren hinter sich hat. Die ersten Meter im Fels sicherten wir noch kurz, aber jetzt ging der Übergang zum Kleinglockner auch easy ohne Seil. Gruselgunde… Aber wenn man eine Stelle erstmal kennt, ist es ja meistens nicht mehr schlimm. Ich nutzte den wenigen Verkehr und hoppelte den Grat allein zurück zum Skidepot.
Von Steigeisen auf Ski in Turnschuh
Wiedermal Umsatteln, zurück auf Ski. Diesmal: Abfahrtsmodus. Die ersten Schwünge nach so vielen Wochen waren steif und anstrengend. Und genaugenommen wurde das auch nicht besser 🙂
Wir wählten die steile Abfahrt übers Ködnitzkees, das dank komplett verfahrenem Schnee einigermaßen übel zu fahren war. Aber egal, immer noch besser als zu Fuß! Kurz noch bei der Stüdlhütte die restlichen Sachen geholt und über akzeptablen Firn runter ins Tal. Die letzten paar Höhenmeter legten wir, wie es sich für eine Frühjahrsskitour eben gehört, zu Fuß zurück. Es ist schon ein komisches Gefühl, den ganzen Tag in einer imposanten Gletscherlandschaft zu wandern und dann innerhalb so kurzer Zeit wieder zurück ins „grüne Leben“ katapultiert zu werden.
Happy.
Es war ein ganz phänomenaler Tag, der mir mal wieder gezeigt hat, dass ich wahrscheinlich doch mehr kann, als mein Kopf immer meint. Auch im Schnee. Nur beim Skifahren, da bin ich mir noch nicht ganz so sicher 🙂
Vielen Dank an die Wusas fürs liebevolle Führen und an Flo fürs Mitkommen. Wenn wir nur ansatzweise so gutes Wetter am Finsteraarhorn haben sollten, wäre es einfach der Knüller…
Hier geht’s zum Bericht der WuSas.
4 Comments
Wie immer war es mir eine große Freude mit Ihnen unterwegs gewesen zu sein!
Bis bald!!!
Toller Bericht, tolle Bilder!
Bei Dir und den WuSas bekommt man immer so furchtbar schrecklichen Appetit! 😀
Das tut mir nur mitelmäßig Leid 😉
Boah geil! Der Glockner ist eh auf meiner Bucket List! Das motiviert gerade übel.
LG