Ich steh auf bunt. Weiß jeder. Und ich steh auf Merino. Weiß auch jeder. Plastik-Funktionsunterwäsche findet sich in meinem gesamten Kleiderschrank nicht mehr. Wozu auch? Merinoklamotten kann man über Tage einigermaßen geruchsfrei tragen, das Material ist natürlich, trägt sich angenehm, wärmt meiner Meinung nach auch noch im feuchten Zustand und ist übrigens auch nicht so schnell entflammbar. Pünktlich zu Weihnachten landete mal wieder recht spontan ein Päckchen bei mir, gefüllt mit herrlich bunter Merino-Unterwäsche. Soll ich das Fazit schon vorweg nehmen? Ja? Das Zeug ist ein Traum!
Was soll man noch groß sagen – über den Vorteil von Merino habe ich mich schon ausgiebigst ausgelassen (hier und hier und hier und und und) und um nicht wieder das alte Argument des „stinkt nicht (so sehr)!“-rauszukramen, spar ich mir den Part. Fest steht, dass ich das Zeug mag und mir kein Plastik mehr ins Haus kommt. Ich trage Merino sowohl im Winter, egal ob beim Eisklettern oder auf sonniger Skitour, aber auch auf jeder Alpinklettertour und beim Trekking – und zwar sowohl als Top, als lange Unterhose als auch als Socken. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass die teuren Produkte von Icebreaker vielleicht nett anzuschauen sind, aber nach spätestens einem Jahr kaputt gehen – und da meine ich nicht ein kleines Loch, sondern großflächig durchgescheuerte Stellen oder schlichtes Zerreißen vom ganzen Shirt. Das ist mir bei den Produkten von Smartwool zum Beispiel noch nie passiert. Ist günstiger, hält länger, hat aber einen seltsamen Eigengeruch.
Sportlich, fair, aufrichtig
Seit Weihnachten nun gibt es aber noch einen dritten Hersteller in meinem Kleiderschrank: Kaipara, was aus Maori-Sprache übersetzt so viel wie „sportlich“, „fair“, „aufrichtig“ bedeutet. Und das ist auch Programm, denn vom Garn und Reißverschluss über die Wolle bis hin zum (sparsam eingesetzten) Verpackungsmaterial und Paketband ist hier alles nachhaltig und sozial verträglich. Produziert wird im Allgäu un auf der Schwäbischen Alb, die Tiere werden in Neuseeland artgerecht gehalten, das furchtbare Mulesing ist tabu, die Näherinnen fühlen sich dem ehrlichen Handwerk verschrieben und selbst das Verpackungsmaterial ist staubfrei, was die Allergiker freuen dürfte. Versendet wird natürlich per DHL GoGreen und zwar grundsätzlich ohne Zwischenhändler – so wird Nachhaltigkeit durch die gesamte Handelskette gesichert. Nicht „grün anmalen“, sondern „grün sein“ ist die Devise. Alles ziemlich cool. Aber:
Kann das Material von Kaipara auch was?
Eines kann es ganz gewiss: Schick aussehen. So schick, dass man es problemlos auch ins Büro tragen kann, denn die knallblaue Farbe mit dem roten Reißverschluss ist allein schon ein Hingucker. Während der vergangen Monate schleifte ich das Zeug aber auch zu jeder Möglichkeit raus in die Natur. Beim Eisklettern an den Renkfällen, im Langental und in Avers, auf Skitouren im Allgäu und in der Schweiz, beim Laufen, beim Radeln und natürlich auch beim Klettern am Fels. Stinkt nicht, wärmt auch im feuchten Zustand noch und ist schnell wieder trocken – alles tiptip also!
Und die Passform?
Sowohl Top als auch Hose sind von der Passform her super, der Gummizug ist nicht zu eng, der Reißverschluss läuft leicht und geht angenehm weit runter. Und wenn’s doch mal kalt wird, schließt der Kragen relativ weit hoch. Die Ärmel kommen ohne Daumenschlaufe daher, was das Shirt noch etwas bürotauglicher macht.
Einziges Manko ist, dass sich die Nähte an den Knöcheln auflösen – bisher auch noch nicht schlimm, aber hätte ich den satten Preis bezahlt, würde es mich doch etwas stören. Natürlich ist die Belastung in Ski- und Bergstiefeln recht hoch – da wäre evtl. eine etwas massivere Naht angebracht.
Fazit
Wer ehrlich nachhaltig lebt, der muss akzeptieren, dass ordentlich produzierte Dinge ihren Preis haben. Kann man es sich aber irgendwie leisten, erhält man ein Produkt von einem Hersteller, der es ernst und fair meint und dies auch wirklich lebt – und eben seinen Laden nicht nur einfach „grün anmalt“. Allein das sollte unterstützt werden, wenn wir unseren Planeten schonen wollen – hervorragende Produkte gibt es dann quasi obendrauf. Absolute Kaufempfehlung!
>>Hier geht’s zum Shop von Kaipara.
* * * NACHTRAG * * *
Und wie sieht es jetzt, gut 15 Monate nach Erhalt der Ware aus? Immer noch genau wie früher! Und zwar nicht nur was die Begeisterung von Optik, Nachhaltigkeit und Passform angeht, sondern auch die Produkte selbst: Sowohl Longsleeve als auch lange Unterhose sind (bis auf die genannte Naht am Knöchel) immer noch einwandfrei in Schuss, die Farben knallig wie am Anfang und kaputt oder aufgescheuert ist noch gar nichts. Diese Klamotten machen nicht nur direkt im Laden eine gute Figur, sondern auch nach exzessivem Tragen ein Jahr später. Ich bin völlig begeistert. DAS ist Qualität!
Disclaimer: Ich habe diese Produkte kostenlos von Kaipara erhalten, inzwischen verbindet mich eine langfristige Kooperation mit dem Hersteller. Will heißen: Ich bin auch im Jahr 2018, also zwei Jahre nach dem obigen Artikel, immer noch hellauf begeistert.
24 Comments
Bei Icebreaker hab ich die gleichen Erfahrungen gemacht wie du. Die Shirts verziehen sich und taugen bestenfalls für die Freizeit. Die beiden Unterhosen hatten nach dem ersten bzw. dritten Tragen bereits Löcher. Und vom anfänglichen Ökogedanken haben sich die Neuseeländer scheinbar auch schon verabschiedet. Viel bessere Erfahrungen habe ich mit Smartwool, SN und natürlich auch Kaipara gemacht. Aber zurück zu diesem Beitrag: Deinen positiven Einschätzungen zu Kaipara kann ich nur zustimmen.
Komischste Zufälle, wirklich – heute früh dachte ich noch: Müsste mal schauen, was Kaipara gerade so macht. Und nun du und deine Produktempfehlung hier. Fein! – Ja, der rote Reißverschluss auf dem Blau gefällt auch mir sofort. Kann mich übrigens deinen Jubelrufen nur anschließen: Ich hab seit einigen Jahren einen (… nicht lachen 😉 …) Nierenwärmer von Kaipara, den ich immer noch sehr mag.
Ich lach nicht 🙂 Der Nierenwärmer ist hoffentlich auch schön bunt? 😉
Ein schönes, sattes Dunkelblau. 😉
Hab auch einige Sachen von Mons Royal, allerdings hab ich da noch nie was in Punkto Herstellung gefunden. 🙁
Bei Icebreaker hab ich einige Sachen die echt schon lange halten, vielleicht Glück gehabt? Hab auch schon von Freunden hört, denen die Teile nach und nach zerfallen… 😉
Cooler Tipp, danke!
Ich hab irgendwie das Gefühl, dass die Sachen von Icebreaker in letzter Zeit erst an Qualität eingebüßt haben – ich hab noch n Shirt von denen von 2010 im Schrank, das hab ich über mehrere Jahre getragen und das ist immer noch gut! Aber die neuen, die ich mir gekauft habe, zerfallen alle… Ist halt bitter bei dem Preis.
Die waren früher deutlich dicker. Kann man sich ja trefflich drüber streiten, aber je dünner desto empfindlicher. Bei mir habe ich bislang keine Probleme mit den Sachen von Icebreaker, aber gut eine weitere Alternative zu kennen.
Ich weiß nicht, ob die Sachen wirklich dünner werden – aber ich hab auch noch ein Shirt von 2010 hier rumliegen, das taugt immer noch. Die neueren sind alle schon komplett zerrissen. Aber vielleicht müssen sie inzwischen auch mehr aushalten 😀
Das kann auch sein, ich müsste noch zwei aus 2008 oder 2009 haben, einfach schwarz. Die sind deutlich dicker als das neue Zeugs. Allerdings habe ich mittlerweile auch ein par Laufklamotten, insofern…
Ich glaube dass die Qualität von Icebreaker im Laufe der Jahre abgenommen hat. Ich habe noch ganz alte Shirts – gekauft 2005!!! – die werden jetzt sehr dünn und durchsichtig und bekommen Löcher. Andere neue Icebreaker Shirts dagegen bekommen schon in der ersten Saison Löcher. Wirklich sehr schade, denn ich finde die Klamotten von Icebreaker bisher am angenehmsten auf der Haut.
Genau dem kann ich mich anschließen – das ist so schade! Aber naja, jetzt gibt’s ja ne schön bunte Alternative =)
Klasse geschrieben und JAAAAA ich liebe Kaipara schon allein wegen seiner Firmenpolitik. Ein riesiges „Daumen hoch“
Danke liebe Elke für die netten Worte! Das freut mich, wenn der Schreibstil gefällt!
Bin gerade heute auf die Marke Kaipara gestoßen, als ich auf Artikel Recherche für meinen kleinen Blog war. Gefällt mir sehr gut das Konzept von fairer „Herstellung“ der Wolle in Neuseeland und ehrlicher Produktion der Sportkleidung in Deutschland. Ich hoffe, demnächst auch mal ein Kaipara Produkt in den Händen halten und testen zu können!
Icebreaker hat mich bisher übrigens nicht im Stich gelassen, aber vielleicht liegt es auch wie dur weiter oben schreibst, dass meine Shirts schon etwas älter sind und die Qualität erst in den letzten Jahren gelitten hat.
Viele Grüße, Martin | derJogger.de
Hi Martin,
wie gesagt, Kaipara kann ich nur wärmstens empfehlen – zumindest nach ein paar Monaten „Tragezeit“ 🙂 Ich bin gespannt, wie lang es hält!
LG!
Erika
Hallo Erika,
danke für deine Erfahrungen, ich bin auch für Nachaltigkeit, aber Made in Germany sind dann leider auch die Preise, 70 Euronen für ein T -shirt, dass evtl. ein Jahr hält. Das ist echt krass, und mir ehrlich gesagt zu teuer. Irgendwo müssten die Schwaben doch noch was einsparen können. ;-))
Viele Grüße
Rainer
Hallo Rainer,
genau das war auch mein Gedanke. Es ist ein schmaler Grat zwischen „so viel kostet faire Produktion nunmal“ und „das kann ich mir nicht leisten“. Ich selbst könnte mir die Teile auch nicht leisten, von dem her kann ich es gut verstehen, wenn man da einen Rückzieher macht, selbst wenn man eigentlich wollen würde. Aber die Leute, die 600 Euro für eine PFC-Hardshell zahlen können oder sich bisher das ähnlich teure Icebreaker gekauft haben, für die ist das hoffentlich eine gute Alternative.
Liebe Grüße!
Erika
[…] ulligunde bei Merino-Funktionswäsche made in Germany […]
Hi!
Sehr schöner Artikel, danke für die Hinweise. Bin gerade auf der Suche nach geeigneter Merino-Unterwäscher fürs Pennen im Zelt. Diese Marke kannte ich noch nicht. Allerdings habe ich mit Icebreaker in letzter Zeit ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht ;(
Jetzt müsste es nur noch ein Label geben, das ähnlich grün arbeitet und zudem mal günstig ist 😉
Alles Gute und danke!
LG
Iris
Hallo Erika,
nachdem ich gerade wieder ein sich auflösendes Icebreakerteil aus der Maschine gezogen habe, bin ich sehr froh, auf Deinen Artikel gestoßen zu sein. Mein nächstes Merinowollteil wird von Kaipara sein.
Ich trage Merinowolle nicht nur zum Wandern, sondern jeden Tag als Unterziehshirt. Neuerdings lösen sie sich extrem schnell auf – ich dachte immer, ich wasch sie vielleicht falsch, aber den Kommentaren nach zu urteilen, scheint es normal zu sein 🙁
Viele Grüße
Biene
Und wie wäschst Du die Sachen? Und womit?
Hi Thomas,
ich werf die Sachen ganz normal mit der anderen Wäsche in der Maschine. 0815-Waschmittel, keinen Weichspüler.
LG!
Erika
Hallo, ich habe hier auch ein sehr löchriges Icebreaker-Unterhemd… anfangs habe ich noch gestopft, aber das geht jetzt nicht mehr. Ich frage mich jetzt, was ich damit mache? Immerhin ist das ja dennoch hochwertiges Material und ich sträube mich ein wenig bei dem Gedanken, es einfach zu entsorgen, sodass die Fasern in Dämmstoffen oder Putzlappen landen… da muss es doch was Besseres geben, vielleicht sogar vom Hersteller? Weiß jemand etwas?
Hi Christina,
ich selbst kein entsprechendes Recycling-Programm und habe deshalb mal die Instagram-Followerschaft befragt. Aber auch dort gibt es keine Ideen. Ein Hersteller hat mir auf Anfrage erklärt, dass das Recyclingverfahren für Merinowolle aufwändig ist und es sich weder finanziell noch von der Wollqualität her lohnen würde. Es bleibt also nur die Idee, selbst etwas daraus zu nähen… Eventuell ergibt sich aber mal ein Unternehmen, dass ähnlich wie NEWSEED altes Material einsammelt und etwas Neues daraus schafft. Newseed näht aus alten Kletterseilen Geldbeutel, Chalkbags, Gürtel etc…
Liebe Grüße!
Erika