Testbericht: Optimus Nova Plus (Multifuel-Kocher)

April 20, 2012

Outdoorern stellt sich früher oder später die Frage nach dem richtigen Kocher. Für die meisten ist ein gewöhnlicher Gaskocher der beste Partner – ist er doch völlig unkompliziert aufgebaut, braucht keine Wartung, ist schnell beim Erhitzen von Nahrungsmitteln und auch die Versorgung mit Brennstoff ist in der Heimat kein Problem.

Wer allerdings auch mal in abgelegene Gebiete reisen möchte, bei eisigen Temperaturen kocht oder einfach unabhängig von einem bestimmten Brennstoff sein will, greift früher oder später zur kleinen eierlegenden Wollmilchsau: Zu einem Multifuel.

Für meinen mehrmonatigen Trip auf dem Via Alpina stellte sich mir – dem leidenschaftlichen Gaskartuschen-Kocher – eben diese Frage. Ich wollte mich nicht darauf verlassen, dass es in den entlegenen Bergdörfern Frankreichs, Italiens und der Schweiz immer  Gaskartuschen zu kaufen geben würde. So wanderte Anfang des Jahres ein nagelneuer Optimus Nova Plus in meinen Besitz.

Testbericht Optimus Nova+Nichts anderes mehr!

Nun, nach zahlreichen Einsätzen, bin ich so begeistert wie erhofft. Mit solchen Geräten muss man sich ja erst anfreunden und sie verstehen lernen. Sobald man allerdings ihre kleinen Eigenheiten kennt, schlägt den Multifuel in Anbetracht von Flexibilität und Zuverlässigkeit nichts mehr! Das Packmaß ist natürlich etwas größer als das einer Gaskartusche und auch das Gewicht kann nicht ganz mithalten. Aber ein paar Gramm im Tausch gegen absolut keine Schwierigkeiten bei der Brennstoffbesorgung sind  – zumindest für mich – völlig in Ordnung.

Wie lang dauert’s?

Mit etwas Übung brennt der Multifuel von Optimus in 2,5 Minuten, ein Liter Wasser braucht anschließend noch etwas mehr als 3 Minuten (3 Minuten, 20 Sekunden bei 9° Außentemperatur und lauwarmen Wasser).
Mit dem Nova Plus beginnt allerdings das Kochen nicht damit, den Kochtopf aufzusetzen. Allein das Aufbauen, die Reinigung und Inbetriebnahme gleichen eher einem kleinen Ritual, auf das man sich jedes Mal aufs Neue freut. Wirklich! Das viel bemängelte „laute Fauchen“ von Multifuel-Kochern, mit dem man sich morgens beim Kaffeemachen auf dem Campingplatz so viele Feinde macht, ist beim Optimus Nova Plus verhältnismäßig leise – wenn’s drauf ankommt, muss man ihn auch nicht voll aufdrehen, dann weckt er niemanden und bringt Wasser dennoch zum Kochen.

Ist ein Multifuel kompliziert? Oder gar gefährlich?

Der gleichzeitige Gebrauch von Benzin und Feuer birgt natürlich grundsätzlich eine gewisse Gefahr.  Gerade deshalb  werden in der  sehr gut gemachten Anleitung die potenziellen Gefahrenquellen besonders hervorgehoben. Die Grundvoraussetzung für die Inbetriebnahme des Nova Plus‘ muss die Lektüre der Anleitung sein – und zwar komplett und konzentriert! Wenn man es dann ein paar Mal gemacht hat, läuft alles routiniert und sicher ab. Für Fragen gibt es zahlreiche Tutorials und Videos bei Youtube.

Wie viel verbraucht der Optimus Nova Plus?

Das hängt natürlich von Außentemperatur, Brennstoff  und Ventilöffnung ab. Innerhalb von 30 Minuten verbraucht der mit Benzin (Oktan 95) gefüllte Kocher bei knappen 10° etwas unter 100ml Benzin. Das Ventil war mit zwei Umdrehungen geöffnet (von vier).

Als Faustregel kann man also bei einem Tagesverbrauch von 2x Tee (je 4min) und 1x Abendessen (je 10min) von ca. 50ml ausgehen – eine Flasche der Größe M (450l) hält also gut zehn Tage, wenn man bedenkt, dass man beim Trekking häufig Nahrung kocht, die weit weniger als 10 Minuten braucht.

Was ist eine Alternative zum Multifuel?

Das hängt immer davon ab, für was man seinen Kocher haben möchte. Wenn es sehr schnell gehen soll, sollte man sich auf jeden Fall den Jetboil Sol anschauen – der läuft mit Gas und ist extrem schnell. Ist aber auch in erster Linie zum Wasser erhitzen und nicht zum ausgiebig Kochen.

Wer beispielsweise mit dem Auto oder dem Kanu unterwegs ist und es robust mag, könnte beispielsweise über den berühmten Trangia nachdenken… Schaut doch einfach mal bei dieser Übersicht vorbei, da werden alle gängigen Modelle vorgestellt.

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Wie funktioniert der Optimus Nova+?

Inbetriebnahme

Der Kocher wird mit Windschutz, Kocher, Brennstoffpumpe, Wartungswerkzeug, Schmierfett, Ersatzdichtungen und einem praktischen Beutelchen geliefert. Zusätzlich kaufen muss man nur die Brennstoffflasche in der Größe seiner Wahl.

Bevor der Kocher das erste Mal in Betrieb genommen wird, müssen zwei Dinge erledigt werden:
1) Brennstoff besorgen. Klingt einfach, ist es aber nicht! Optimus empfiehlt den Gebrauch von Reinbenzin. Natürlich wird das auf Tour nicht leicht aufzutreiben sein, aber beim ersten „Ankochen“ möchte man ja nur das Beste für den neuen Begleiter! Nach mehrtägiger Suche (OMV, Agip, Esso, Hornbach, Praktiker) griff ich mangels Erfolg eben doch auf normales Superbenzin zurück.

2) Pumpenleder mit Schmierfett einreiben, damit ordentlich Druck in der Flasche aufgebaut werden kann.

Aufbau

Zum Aufbau gehören ein paar wenige Handgriffe:

1) Pumpe auf Flasche montieren und Druck aufbauen. Achte darauf, dass die Brennstoffleitung (der flexible Schlauch) etwas absteht, damit du den Kocher später ordnungsgemäß abstellen kannst. Nun den Hebel der Pumpe mehrmals (mindestens 30-40 Mal) komplett durchdrücken; so lange, bis du einen Widerstand spürst und der Hebel beim Loslassen mehrere Zentimeter raussteht.

2) Kochers ausklappen, kurz mit dem Magnet reinigen (mit einer kleinen Nadel wird verhindert, dass sich Dreck festsetzt und somit die Leitung verstopft) und an die Brennstoffflasche anschließen. Erst jetzt den kleinen schwarzen Regler auf „on“ drehen, der grüne bleibt noch geschlossen! Die Flasche nun ebenfalls in die „on“-Lage legen. Bei „off“ ragt die Brennstoffleitung innerhalb der Flasche aus der Flüssigkeit – es kann kein Brennstoff angezogen werden.

3) Den Kocher mit einem kleinen Ruck auf den Boden aufsetzen: So wird sichergestellt, dass die Nadel nach unten rutscht und die Leitung komplett frei ist. Das steht nicht in der Anleitung, ist aber ein hilfreicher Erfahrungswert. Nun ca. 2 Sekunden den grünen Regler öffnen, sodass das flüssige Benzin die Oberfläche und die Stahlwolle benetzt. Benzin entzünden und warten, bis nur noch eine kleine Flamme zu sehen ist. Dann den (grünen) Regler aufdrehen. Wenn eine gelbe Flamme entsteht, war der Kocher entweder noch nicht heiß genug oder du hast den Regler zu weit geöffnet. Warte einfach noch etwas, nach 10 Sekunden sollte die Flamme spätestens blau werden.

Und dann: Guten Appetit!

[vimeo http://www.vimeo.com/40733998 w=400&h=300]

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7 Comments

  • Reply Hinz und Kunz April 22, 2012 at 8:35 pm

    He, das ist ein ausführlicher guter Bericht. Ich kann das nur bestätigen. Bei meinem Kocher ist auch eine Düse für Diesel dabei.
    drahreG

    • Reply ulligunde April 23, 2012 at 7:50 am

      Kannst du denn mit deinem (Primus, oder?) auch eine Gaskartusche anschließen?

  • Reply Sven April 26, 2012 at 4:52 pm

    hi!
    hab mir heute auch das gute stück zugelegt und natürlich gleich mal den ersten start hingelegt 🙂
    alles spitze bisher… nur! was tust du gegen den gestank? die ganze tasche und den brennstoffbehälter nochmal eintüten?
    die tasche hätte gut in meinen Topf gepasst, aber das lass icxh dann doch lieber. da müffelt ja sonst auch der ganze rucksack und inventar nach sprit…
    oder gibts da noch andere möglichkeiten?

    • Reply ulligunde April 26, 2012 at 6:00 pm

      Hi Sven!

      Hm, also mir ist bisher eigentlich kein Gestank aufgefallen. Mit was betreibst du den Kocher denn? Ich stopfe grundsätzlich das Kocherzubehör nicht in den Kochtopf/Teller – da ist mir die Gefahr zu groß, dass der Geschmack abfärbt. Ganz arg aufpassen musst du bei Spiritus – ein Tropfen davon im Essen und du kannst es wegschütten!

  • Reply Sven April 26, 2012 at 4:54 pm

    Was hattest du in Tasmanien dabei? Bin jetzt gerade etwas skeptisch, ob das teil für Tasmanien nicht etwas „überqualifiziert“ ist…

    • Reply ulligunde April 26, 2012 at 6:06 pm

      In Tasmanien kriegst du an jeder Ecke Gaskartuschen (in Hobart in der „Shopping-Straße“ gibt es mindestens drei Outdoorläden nebeneinander.) Auch auf dem australischen Festland und in Neuseeland ist es überhaupt kein Problem. Ich würde dir sogar empfehlen, ohne Kocher hinzufliegen und dir dort einen mit Piezo-Zündung zu kaufen, falls du sowas noch nicht hast. Es gibt dort einen von einer koreanische Marke (irgendwas mit K, gibts in jedem Laden), der ist total leicht, sehr (!) klein und kostet glaub umgerechnet 20€ oder sowas. Wenn man hier einen ordentlichen mit Piezo haben möchte, zahlt man mindestens das vierfache!

  • Reply hans diem Mai 30, 2012 at 8:07 pm

    Also ich habe auf meinen 5 Alpen-Längsüberschreitungen wie auf meinen 25 Alpenüberquerungen in allen größeren Bergdörfern aller Alpenregionen Gas-Stechkartuschen nachkaufen können. Mein derzeitiger und bester Stand ist der Snow Peak Gaskocher Stahl mit Piezozündung und für Schraubkartuschen (59.95€), 106 g leicht und winzig zu verpacken. Weil Schraubkartuschen noch nicht flächendeckend zu kaufen sind, aber Ventilkartuschen neben den Stechkartuschen, habe ich den Edelried Adapter für Ventilkartuschen dabei (12.95€), 70 g. Aufgesteckt ist immer der Primus Windschutz (12.95€), 64 g. Alles erhältlich bei Globetrotter. Kocher mit CV300 Gaskartusche und Windschutz werden in meinem 1 l Topf mit Deckel transportiert, Packmaß 16 cm Höhe, 11 cm Durchmesser. Nachts stecke ich den Kocher in einen der Stiefel im Vorzelt, da gefriert das Gas nicht zu einem Eisklumpen, er zündet auch leichter. Es ist mir ein Vergnügen damit.

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