Otway National Park

September 27, 2010

Eine zufällige Bekanntschaft in Melbourne, Grant der Sprachlehrer,  hatte mir vom Otway National Park erzählt – speziell von einem Campingplatz, den man von einer Bushaltestelle zu Fuß erreichen kann. Nach längerer Recherche im Internet fand ich den Platz von dem er gesprochen hatte – und damit stand der Plan. Für lächerliche 8$ fuhr ich 3h von Melbourne nach Lorne, einem kleinen Dorf an der berühmten Great Ocean Road. Die Frau im Visitor Center war hervorragend, erklärte mir, welche Tracks durch den kürzlichen Sturm gesperrt sind, auf was ich achten muss und dass Wasser komplett selbst mitgebracht werden muss. Ich hatte es befürchtet. Also nochmal 3l Wasser gekauft, zusätzlich zu den 2l die ich ohnehin schon im Camelback dabei hatte. Und das in einem Gebiet, das bekannt für seine Wasserfälle ist. Na egal, der Vorteil am Wasser ist ja, dass es weniger wird, je länger man unterwegs ist.

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Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde, bei Google gabs kaum Bilder zu der Gegend. Dass ich mich nach 30 min Fußmarsch bereits mitten im Regenwald befinden würde, hatte ich aber irgendwie nicht gedacht. Ich habe lange das Gefühl nicht wegbekommen, durch einen Zoo zu spazieren. Es scheint alles so perfekt arrangiert, alles so unglaublich grün – und diese Geräuschkulisse! Rauschen vom Bach, das Zwitschern unzähliger Vögel, dazwischen immer wieder ein Schrei eines Kakadus und Rascheln im Unterholz.

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Ich habe mich selten dabei ertappt, mit offenem Mund herumzustehen. Hier passiert. Während ich anfangs lief, hatte ich das Gefühl, dass es relativ still ist – als ich anhielt und genauer hinhörte schien es, als würden immer mehr Geräusche dazu kommen. Unglaublich spannend! Ich muss dort sicher 10 min herumgestanden sein, das Ohr immer wieder in eine neue Richtung gespitzt, völlig weggetreten. Völlig begeistert!

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Abseits der großen Sheoak Picnic Area begegnete mir kaum jemand – und schon gar niemand mit Rucksack. Ich wählte den Zeltplatz der am weitesten entfernt von Lorne lag – Zeltplatz trifft die Sache. Eine leeres Stück Wiese/Erde an einem kleinen See, dem ich zugetraut hätte, dass im nächsten Moment ein fieses Reptil rausgeschlabbert kommt. Ist nicht, das einzig Gruselige war abends ein Tier, das ich bisher noch nicht zuordnen konnte – es hörte sich groooß und ein bisschen bedrohlich an. Macht nichts, die Frau im Visitor Center meinte, ich müsse vor nichts Angst haben – die Geräusche sind entweder von Vögeln, Oppossums, Wallabies oder from a grumpy human beeing. Na dann, Gute Nacht!

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Keep fingers crossed, pray to god, knock on wood: Wenn das Wetter beim Wandern weiterhin so gut sein sollte, wird die Aktion hier down under unbeschreiblich. Die Sonne schien, es war nicht zu warm – alles gut. Der Ausblick vom „Castle Rock“ – nach ein paar Stufen steht man urplötzlich an einem Abgrund – eröffnet einen tollen Blick aufs Meer und die Great Ocean Road.

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Und immer wieder atemberaubende Bäche, Flüsse und Wasserfälle. Weil ich mich in Tasmanien sowieso auf River Crossings vorbereitet habe, musste ich das bei diesen hier gleich mal ausprobieren und lief im Fluss auf und ab. Am zweiten Tag begegnete ich mehr Leuten – lag wohl daran, dass das Football-Finale rum war, das Wetter schön und ich ziemlich nahe an der Great Ocean Road war. Als ich da mitten im Fluss stand, schauten mich die meisten etwas verwirrt an. Was ich hier immer wieder – vor allem von Müttern – höre, ist „brave girl“, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich so positiv gemeint ist. Scheint, als hielten sie mich eher für etwas leichtsinnig oder verrückt.

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Aber nicht alle: Calan, ein junger Tourguide der zwei Touris im Schlepptau dabei hatte und immer wieder betonte wie „incredibly lucky“ ich bin, weil ich einen Monat nach Tassie und danach auch noch nach Neuseeland gehe, war einer der ersten, die mich für voll nahmen. Er schien, als würde er es mir zutrauen, die langen Tracks zu gehen – auch alleine, interessierte sich für meine Ausrüstung, vor allem meine Luftmatratze, die nur so groß wie eine Liter-Flasche, aufgeblasen aber doch gut 6cm dick ist und nur 300g wiegt. Falls ich „any troubles“ in Tassie haben sollte, solle ich ihm schreiben. Nice guy 🙂

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2 Schritte weiter und es geht gut 15m nach unten. Grandiose Aussicht und ein entspannter Snack  aus Müsliriegel, Schoki und Apfel in der Mittagssonne, bevor es zum nächsten / letzten Camping Platz dieser Tour ging.

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PS: Es ist wirklich schwer, bei der australischen Sonne gute Bilder hinzubekommen. Das Licht ist fast weiß, ebenso dessen Spiegelung auf Blättern. Manchmal scheint es, als würden diese harten Lichtverhältnisse die Farben und Tiefen fressen, vor allem im Wald wo gleichzeitig Licht und Schatten herrscht. Selbst der Poli-Filter, den ich dank Joachim benütze, hilft manchmal nicht mehr die Schönheit auf Papier / Bildschirm zu bannen 🙁

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1 Comment

  • Reply eossegeltoern September 27, 2010 at 8:18 am

    Erika, das sind tolle Erlebnisse! Und schöne Bilder, sehr beeindruckend!! Du erlebst EIN-MALIGES, das freut uns als Eltern. Ja, bete fürs weitere Gelingen, meine Große Tochter. Kompliment!!! Mama + Papa von Insel Santorin. Hohe Wellen draußen. Gruß v.Opa, der die alles alles Gute wünscht. Im Jura beim Jojo hat es Schneeeee!

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