Unsere Winterbegehung des Hindelanger Klettersteigs war eine spannende Unternehmung. Einerseits, weil alles passte, andererseits, weil es einfach schon zu lang kein richtiges Abenteuer mehr gab. Ich war etwas stolz auf den Artikel und auch auf jenen, den ich für outdooractive.com geschrieben habe. Nun, eine Woche später, schaue ich mit gemischten Gefühlen darauf.
Der Grat zwischen Nebelhorn und Großen Daumen ist teilweise schmal, anspruchsvoll und an manchen Stellen kompromisslos gefährlich. Ein Ausrutscher, einmal Hängenbleiben in den Steigeisen, ein abrutschendes Schneefeld – keine Frage, es ist riskant. Andererseits fühle ich mich weder besonders mutig noch irgendwie extrem, weshalb ich mir immer wieder denke: „Wenn ich das geschafft habe, dann schafft das eigentlich jeder“. Das liegt wohl auch daran, dass ich bis vor einem Jahr noch Panik in großer Höhe hatte, dem Sicherungsmaterial null vertraute und quasi keine Vorstiegsmoral besaß – schon gar nicht in alpinen Mehrseillängen. Bin ich so viel besser geworden oder ist es einfach nicht wirklich extrem, was ich da unternehme?
Beunruhigende Reaktionen
Der Artikel bei outdooractive.com wurde auch auf der zugehörigen Facebook-Seite geteilt. Der Teaser lautete
A, B oder C?
A) Um Gottes Willen!
B) Will ich auch!
C) Was ist das Weiße?
Zunächst muss man wissen, dass sich outdooractive.com (übrigens ein ziemlich lässiges Tourenportal mit topografischen Karten und einem genialen interaktiven Tourenplaner) vorwiegend an klassische Radler und Wanderer richtet. Nehmt mich nicht krumm, aber die stecken bei mir eher in der Schublade der eher verhaltenen Adrenalinjunkies. Die Resonanz auf diesen Facebook-Post gab mir jedoch ernsthaft zu denken: Ein großer Teil der Leute kommentierten mit einem scheinbar recht entschiedenen „B!“, also „Will ich auch!“. War das Zufall? Hat der Artikel einfach nur die Alpinisten unter den 4.500 Facebook-Fans angesprochen? Oder wurde hier eine gefährliche Inspiration vermittelt? À La „Wenn das ein Mädel schafft, kann ich das auch!“ oder „So schwer wirds schon nicht sein. Das kann ich auch!“? Oder war es eher ein „Sowas würde ich auch gerne in meiner Facebook-Timeline posten!“?
Selbst die Gefahr überschätzt?
Wie gesagt, es kann schon sein, dass der Steig tatsächlich nichts Außergewöhnliches ist und dass ich mich nur etwas angestellt habe. Aber so recht möchte ich das nicht glauben. Der Steig IST ausgesetzt. Und man IST absturzgefährdet, meiner Meinung nach viel eher als im Sommer, denn das Stehen auf Steigeisen in Schnee und auf glattem Fels ist eine Nummer, an die man sich gewöhnen muss. Mal ganz davon zu schweigen, dass Schnee auch gleichzusetzen mit Lawinengefahr und Wechten ist. Finde ich.
Darf man über solche Touren überhaupt schreiben?
Darf man also überhaupt (auf solchen Kanälen) über solche Unternehmungen schreiben? Oder ist die Gefahr, Leute zu inspirieren, die dem nicht gewachsen sind, viel größer? Wahrscheinlich würde gar nichts Schlimmes passieren – viel wahrscheinlicher ist wohl eine Blockierung und eine waghalsige Abstiegsaktion – es führt ja nicht jeder Verhauer im Gelände schnurstracks zum Tod. Außerdem kann der Mensch Unglaubliches leisten, wenn er nur erst einmal muss.
Dennoch – Alpinismus bedeutet für mich Lernen und Erfahrung sammeln. Die Schritte sind bei dem einen größer, bei dem anderen zaghafter, aber man muss sich stufenweise steigern, muss Wissen ansammeln und ständig Reflektieren, um besser zu werden und unvorhergesehenen Situationen gewachsen zu sein. Wieder: finde ich! Natürlich muss man hin und wieder Neues wagen, um sich weiter zu entwickeln, aber dennoch in Maßen. Man nimmt sich nicht den die Eiger-Nordwand vor, bloß weil man schon einmal bei gemütlichem Sonnenschein in der Till Ann im Tannheimer Tal unterwegs war. Oder doch?!
Manchmal habe ich das Gefühl. Natürlich, man kann ja auch immer häufig umkehren, wenn es einem zu gruselig wird. Und oft gehen solche Aktionen ja auch gut aus – aber das darf nicht der Anspruch sein. Das ist in meinen Augen Leichtsinn.
Auch auf andere Disziplinen übertragbar
Es geht auch nicht nur um anspruchsvolle Kletterei. Das Ähnliche, wie ich jetzt womöglich mit dem Artikel über die Winterbegehung bei manchen ausgelöst habe, passiert seit Jahren flächendeckend in allen Bergsport-Zeitschriften: Es wird ausgiebig über das Tourengehen und dessen herrliche Vorzüge geschrieben. Wie oft habe ich inzwischen von Leuten gehört, die ohne Lawinenkenntnisse und ohne Ausrüstung ins Gelände gehen. „Lawinenkurs? Mache ich keinen, ich habe xmal die Theorie gelesen – ich hab das drauf!“. Habe ich kürzlich gehört. Wirklich.
Haben wir den Respekt vor der Gefahr verloren?
Unsere Umgebung ist so sicher, wir haben Airbags, höchste Sicherheitsstandards, Rauchmelder und Notausgänge – manchmal habe ich das Gefühl, dass die Gefahr, die die Natur birgt, nicht wahrgenommen wird. Ich persönlich halte das für extrem fahrlässig. Blind in eine Gefahr zu laufen, ohne sie sich bewusst zu sein, mag bequemer und billiger (weil keine Ausbildung) sein – und geht ja auch häufig gut aus. Aber die Wahrscheinlichkeit, früher oder später die „Miene“ zu erwischen und sich, seine Freunde oder andere, völlig unbeteiligte, in Lebensgefahr zu bringen, das ist keine Kleinigkeit mehr. Ich habe das Gefühl, dass sich das einige nicht bewusst sind. Oder ist das Schwarzmalerei?
Berge sind gefährlich!
Womöglich werden wir in unserer Watte-Welt viel zu selten mit dem Tod konfrontiert. Wir sehen die Gefahr nicht mehr – die Berge sehen so schön und friedlich aus, wenn der blaue Himmel über den weichen Hängen und warmen Felsen strahlt. Die Klaustrophobie, die einen packen muss, wenn man selbst einmal verschüttet ist – oder die Panik, wenn man als einziger Helfer SOFORT seine Kameraden in einem großen Lawinenkessel lokalisieren und ausgraben muss, sich selbst völlig bewusst, dass der Partner, mit dem man gerade noch gelacht hat, womöglich jetzt in diesem Moment die letzten Atemzüge macht… Oder die Sekunden des freien Falls, der erste Aufprall…. Das sind Situationen, die ich mir nicht vorstellen mag. Und wenn es einmal so sein sollte – das Risiko besteht, dem sollten sich alle Bergsportler klar sein – möchte ich persönlich wenigstens maximal gut darauf (Lawine, nicht freier Fall) vorbereitet sein.
Verleitet man nun Leute durch Artikel, Bilder oder Erzählungen zu potenziell gefährlichen Unternehmungen, führt man die Leute womöglich in Situationen, mit denen sie mangels Erfahrung oder mangels Können nicht umgehen können. Nicht zwingend tödlich, aber dennoch gefährlich (auch ein Einsatz der Bergrettung soll schließlich vermieden werden).
Wie viel Verantwortung trägt ein Autor?
Wie viel Verantwortung tragen also Autoren solcher Artikel? Kann man sich darauf berufen, dass jeder Mensch vernünftig genug sein sollte, sich nicht in Lebensgefahr zu bringen? Aber was ist, wenn sie sich der Gefahr nicht ernsthaft bewusst sind?
Meine Befürchtung ist es, dass man – speziell mit Tourenbeschreibungen aus allseits bekannten Gegenden – Inspiration schürt, die womöglich besser verborgen geblieben wäre. Natürlich ist das ein fataler Widerspruch zum Betreiben eines Alpin-Blogs oder dem Schreiben von Erlebnisberichten für ein Wanderportal. Und ja, ich werde auch weiterhin über meine Bergerlebnisse schreiben, schließlich geht es mir nicht darum, Unerfahrene zu verführen, sondern Gleichgesinnten eine Inspiration und Planungshilfe in Form eines Erfahrungsberichts zu geben. Aber… vielleicht sehe ich ja auch alles nur viel zu schwarz? Was meint Ihr?
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Interview mit Alexander Huber über die Angst: „Beim simplen Überqueren der Straße müssen wir Angst haben, damit wir nach links und rechts schauen. Kinder, die sind ja angstbefreit in Sachen Straßenverkehr, weil sie die Gefahren gar nicht kennen, die rennen dann tatsächlich blind über die Straße, […] sind dann auf das Glück angewiesen, ob sie die Straße erfolgreich überqueren oder unter die Räder geraten“.
17 Comments
Hi,
ich muss das erstmal sacken lassen. Habe mir jetzt gerade gar keine endgültige Meinung bilden können. Ein echt komplexes Thema, welches ich so tatsächlich noch nicht betrachtet habe.
Was aber feststeht ist, dass ich die Tatsache, dass du eben diesen Artikel geschrieben hast, ganz großer Sport ist.
Ich finde, dass man über dieses Thema wirklich mal nachdenken sollte.
Für mich dürfen deine Berichte ruhig abenteuerlich bleiben!
Hallo Erika,
Dein Blog, Deine Berichte sind eine Inspiration und ein Augenschmauß. Deine Gedanken über Verantwortung als Autor ehren Dich.
Persönlich glaube ich: Jeder Mensch kann und soll selbst Verantwortung für sich und sein Leben tragen. Du schreibst Berichte über Deine Erlebnisse und Erfahrungen. Du forderst damit niemanden zur blinden Nachahmung auf.
Viele Grüsse
Magnus
Ähnliches habe ich mir bei der Veröffentlichung unserer letzten Tour auch gedacht. Die war aber bereits in einem Gebietsführer publiziert, also waren wir sicher nicht die Ersten oder die Letzten, die sich durch diese Flanke gepickelt haben. Das macht das ganze schonmal leichter.
Auf der anderen Seite denke ich mir aber trotzdem, dass es Ziel bzw. Aufgabe eines jeden Individuums ist, für sich angemessene, „richtige“ Entscheidungen zu treffen. Natürlich befinden wir uns in einem sehr geschützten Umfeld, werden oft bevormundet und können uns in vielen Bereichen auf Hilfe verlassen, auch wenn wir eigentlich selbst schuld sind an unserer misslichen Lage. Gerade im Bergsport finde ich aber, dass die Eigenverantworlichkeit im Vergleich zu anderen Lebensbereichen einen sehr hohen Stellenwert hat und man daher davon ausgehen darf, dass jede Bergsteigerin und jeder Bergsteiger -sofern es keine geführten Touren sind- sich vor jeder Tour bestmöglich informiert und vorbereitet. Deshalb bin ich der Meinung, dass man vor diesem Hintergrund alles publizieren darf, was man will.
Schwarze Schafe wird es immer geben, weshalb es wohl immer einen kleinen Rest bitteren Beigeschmacks geben wird.
Ein guter Alpinist zu sein bedeutet auch sich selbst richtig einschätzen zu können und das Risiko immer für das eigene Können zu minimieren. Dabei geht es nicht um Extreme. Die Tour soll ja schließlich Spaß machen!
Ich kann den Zwiespalt verstehen, aber ich finde, man sollte berichten. Vielleicht sollte man erwähnen, dass die Strecke nur für Geübte oder Erfahrene geeignet ist. Generell kann man sich aber auch auf einfachen Touren verletzen oder gar tödlich verunglücken. Ich nenne da nur Kurt Albert. Ein unglaublich erfahrener und guter Kletterer, der an seinem Heimathöhensteig abstürzt und stirbt. Auch mit Erfahrung kann Leichtsinn einkehren. Und Leichtsinn ist oft der Grund für Unfälle. Vor Leichtsinn kann man die Menschen aber nicht schützen.
Ich fände es schade, schöne Berichte nicht mehr zu drucken, aus Angst, jemanden damit zu Leichtsinn zu verleiten. Allerdings: die Bedenken sind auch berechtigt. Wenn eine Tour wirklich gefährlich ist, sollte das im Bericht oder zumindest am Ende kommentierend erwähnt werden. – Ich lese gerade ein Buch von einem Schweizer Bärenforscher, David Bittner. Er erlebte Nahbegegnungen mit Bären, die für die meisten normalen Menschen hochgefährlich wenn nicht tödlich enden können. Aber in seinen Texten schildert er auch ausführlich seine Sicherheitsvorkehrungen und seine behutsamen, langwierigen Gewöhnungsphasen, mit denen er Bären aus der Entfernung an seine Anwesenheit gewöhnt. Und er warnt ausdrücklich vor unbedachter Nachahmung. Ich finde, wenn man es genauso mit risikoreichen Bergtouren hält, dann ist es absolut berechtigt, darüber zu schreiben.
Erika,
mit diesem Artikel hast Du einen Deiner wichtigsten Veröffentlichungen im Blog geschrieben!
Er enthält viele Elemente des Alpinismus, die (persönliche) Selbsteinschätzung, Gefahren für sich und andere (z.B. auch Bergretter) bis hin zu Gedanken zu Unfall und Tod. Das finde ich gut und ist wichtig!
Ja, Du siehst es zu schwarz!
Du schreibst selbst: „…ja, ich werde auch weiterhin über meine Bergerlebnisse schreiben, schließlich geht es mir nicht darum, Unerfahrene zu verführen, sondern Gleichgesinnten eine Inspiration und Planungshilfe in Form eines Erfahrungsberichts zu geben. …“
Du hast Dir Deine Zielgruppe bereits abgesteckt und dazu gehören nicht die „Anfänger“. Die sind sicherlich bei erfahrenen Freunden, Freunden und Bergführern besser untergebracht. Ich fand es schon wichtig zu lesen, dass Du diese Tour mit einem erfahrenen Alpinisten gemacht hast. Zeigt dies doch ganz praktisch, dass auch Du noch dazu lernst. So soll es sein! Wohl aber kann ein Artikel als Anstoß wirken, sich ein Ziel zu setzen auf das der- bzw. diejenige dann hinarbeiten kann. Damit hättest Du die Inspiration erreicht. Alles gut!
Persönlich kann ich Dich nur ermuntern, weiter zu machen. Deine Möglichkeiten im Allgäu sind grandios und ich wünsche dir für die zukünftigen Touren ein gutes Händchen, akzeptable Wetterverhältnisse, zuverlässige Partner und auch eine Portion Glück. Ich lese Deine Berichte sehr gerne.
Herzliche Grüße aus Westfalen,
Bernd
Verantwortung beim Gestalten von Texten mit einbringen ist eine gute Sache, aber es geht auch um Freiheit. Freiheit über etwas berichten zu dürfen, Freiheit Gedanken äußern zu dürfen, Freiheit für Fantasie und Geist. Wir brauchen keinen Beipackzettel, wir können denken.
um das Kommentarfeld nicht zu sprengen, habe ich meine Gedanken hier sortiert:
http://timrasmus.wordpress.com/2014/01/18/gedanken-uber-risiko-im-bergsport-und-die-verantwortung-von-autoren/
Hi Erika,
ich muss zugeben, den outdooractive.com Teaser bei Facebook nicht gesehen zu haben, hätte mich aber wahrscheinlich sofort für Punkt „B“ entschieden, wohl wissend, dass bis dahin – falls es überhaupt einmal soweit kommt – noch viele, viele, viele Unternehmungen mit erfahrenen Bergsteigern notwendig sind.
Ich habe keine Ahnung mit dem Umgang von Steigeisen, ich habe keine Ahnung vom Klettersteig gehen, bin auch noch nicht Alpin geklettert und schon gar nicht bin ich jede freie Minute in den Bergen. Aber, ich lese deinen Blog und ich weiß, dass du dich mit diesen Dingen beschäftigst und auskennst.
Ich glaube, du hast das gleiche „Problem“, wie der Personenkreis, den du befürchtest, mit deinen Artikeln in eine gefährliche Lage zu bringen: eine falsche Selbsteinschätzung.
Du hast Respekt vor den Bergen, du bist vorsichtig, aber vor allem hast du Erfahrung. Kurz, du bist gut! Ich schätze, sogar besser, als du selbst denkst.
Ich käme nie auf die Idee, eine Unternehmung wie diese zu machen, auch wenn ich gerne wollen würde (siehe Auswahl B), „nur“ (um bei deinen Worten zu bleiben) weil du das schaffst.
Kein Autor einer Tourenbeschreibung hilft später am Berg, wenn es nicht mehr weiter geht. Das sollte jedem, wirklich jedem, bewusst sein! Und wenn in den Touren-Beschreibungen mir unbekannte Ausrüstungsgegenstände genannt werden oder ich den Schwierigkeitsgrad nicht einschätzen kann, oder ich nicht weiß wie schwer schwer wirklich ist, so ist das doch sein ein ganz deutliches Zeichen für mich, dass ICH hier falsch bin – aber kein Grund für DICH, nicht mehr über deine Erlebnisse zu schreiben. Zumal ich sie wirklich sehr gerne lese. 🙂
Liebe Grüße, und weiter so …
Christian
Ihr seid echt der Wahnsinn…! Vielen Dank für all diese großartigen Kommentare. Ich bin grad hin und weg!!
hallo Erika
mir gefallen ja deine Texte und Abenteuer, ich würde sogar mal mitgehn….
aber: ich war mal auf dem Weg zum Prinz Luitpold Haus unterwegs und traf auf 4 junge Frauen, die schon über 6 Std. vom Edmund Probst Haus unterwegs waren. Ausgerüstet mit Turnschuhen und Jeans und schon völlig erschöpf, trug ich die letzten Stunden bis zum Prinz Luitpold Haus immer wieder ihre Rucksäcke. Auf meine Frage hin , warum sie so Ausgerüstet und unerfahren sich im Hochgebirge aufhalten, kam zur Antwort….ja im Wanderführer steht ja „mittelschwere Wanderung“
darum denk ich schon das jeder der Blogs, Bücher und vor allem Wanderführer veröffentlicht eine gewisse Verantwortung übernimmt, aber trotzdem ist immer noch jeder für sich selbst verantwortlich
ich freu mich aber schon auf dein nächstes Abenteuer
Gruß Reiner
Hey Erika,
vielen Dank für diese Gedanken. Da gehen mir sofort viele Gedanken durch den Kopf …
Ich finde es gut, dass Du darüber öffentlich nachdenkst. Das ist berechtigt und ich hoffe, dass sich dies nicht nur die Szene, die Erfahrenen, durchlesen. Das meine ich jetzt nicht abwertend. Ich meine damit, dass es ein wertvoller Beitrag für die Outdoor-Begeisterten ist. Ob nun Alpin oder anderweitig. Das sind wertvolle Gedankenanstöße, für alle.
Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Jeder muss – muss – wissen, was er sich zutrauen darf und was nicht. Jeder darf Respekt vor der Natur haben und darf sich auch vor Unternehmungen damit beschäftigen. Es ist wichtig, sich mit den Elementen auszukennen, die einen umgeben.
Ob das immer jeder macht? Ob Du oder ich – auch wenn wir auf unterschiedlichen Leveln outdoor sind – jedes mal gewissenhaft darauf achten? Gerade wenn wir uns Inspiration von anderen holen? Ich kann nur für mich beantworten, dass ich es nicht immer zu 100% bejahen kann. Aber da ist eben ein Fundament an Erfahrung und Verstand, der mir bisher geholfen hat. Auch brenzlige Situationen zu meistern.
Das ist notwendig. Das ist gut, um Selbstüberschätzung zu minimieren. Um eben dieses „Nein“, das so uncool ist, doch auszusprechen, wenn es heikel werden könnte. Dazu gehört auch einiges, das meine Vorschreiber erwähnt haben. Lauter gute Kommentare, finde ich. Mir fällt da auch oft auf, dass es meist am ungeeigneten Schuhwerk liegt. Turnschühchen bei einer Bergtour im Schnee im Januar? OMG …
Wenn wir anfangen daran zu zweifeln, heisst das ggf., dass unsere Leser nicht mündig genug sind?
Wenn Du über Winter-Klettersteig-Touren schreibst, dürfte das dann nur für gleichwertig Erfahrene lesbar sein?
Wenn ich über eine „normale“ Bergtour schreibe, dürfen das dann „Nicht-Alpinisten“ gar nicht lesen?
Jedenfalls, von mir: JA, wir dürfen über unsere Touren schreiben. Erlebnisberichte bebildern und veröffentlichen. Solange eine Engergy Drink Marke Extremsport in die Breite publiziert und das eben auch durchaus eine verharmlosende Wirkung mitträgt, dürfen wir über unsere Touren schreiben.
Bleib Deiner Linie guten Gewissens treu.
Grüße
Alex
[…] ergänzt hier einen Artikel von ulligunde zu einem Thema, dass nicht nur im Bergsport überaus wichtig ist und nach wie vor zu wenig […]
[…] ich (noch einmal) Erika aka Ulligunde besonders erwähnen, die erst kürzlich mit ihrem Artikel „Gute Inspiration oder gefährliche Verführung“ einen sehr wichtigen Beitrag zur Sicherheit, Risikoeinschätzung und Eigenverantwortung im […]
Mich hat das Abenteuer inspiriert und so ging es sicher auch anderen. Ein „Will ich auch“-Gedanke ist aber nicht zwangsläufig ein „Ich gehe nächstes Wochenende los und mach das“-Gedanke. Jeder trägt letztlich das Risiko selbst und sollte so die Gefahren und sein eigenes Können richtig einschätzen. Für mich ist die Tour jetzt auch noch nichts, aber irgendwann – warum nicht? 🙂
Ein Erfahrungsbericht kann helfen sich auf die Risiken einer solch gearteten Tour vorzubreiten, eher als mal eben auf eine fixe Idee zu verfallen und sich nicht gescheit zu informieren – gibt’s nämlich auch genug. Ich finde, dass du durchaus klar gemacht hast, dass man das nicht mal eben so macht und welche Gefahren damit verbunden sind und das sind wertvolle Informationen. Also bitte weiterbloggen!