Vier Wochen Florenz – toskanisch essen, Stadt und Region erkunden, Italienisch lernen. Das war die Idee. Ich hatte geahnt, dass es eine wichtige, lehrreiche Zeit sein würde – ich wusste nur nicht, wie genau.
(Februar, 2022) Ich habe diesen täglichen Moment noch völlig präsent im Kopf. Kurz vor neun Uhr, die Sonne steht gerade über den Dächern, es ist kalt und die Luft vibriert durch die leise Hektik einer erwachenden Stadt. Auf den Gehsteigen läuft der stumme Tanz der eilenden Menschen, die sich wie von Geisterhand ausweichen. Auf dem Arno ziehen die Ruderer ihre lautlosen Bahnen, die Ponte Vecchio ruht – bis auf den morgendlichen Straßenkehrer – vor dem Treiben des neuen Tages.
Das lauschende Landei
Der wohl stärkste Eindruck dieser Momente auf meinem Weg zur Schule sind aber die Fahrräder: Schwarz, zerkratzt und ausgestattet mit etwas, das wir hier auf dem Land nicht kennen: Ein, eher gar zwei Kettenschlösser mit riesigen Gliedern liegen in den Körben und Klirren vor sich hin, während das Rad über das Kopfstein brischt. Für mich ist das das Geräusch von Florenz. Und ja, es gibt wohl kein klareres Eingeständnis, dass ich ein Landei mit Faible für Ruhe bin.
Mut-Ausbruch
Die Idee dazu kam unvermittelt in den Kopf, aber mit einer Klarheit, die verriet, dass es eine dieser Ideen ist, die verwirklicht werden will. Ein Traum, der nicht mehr so schnell weggehen wird und der etwas ist, das man bedauern würde, wenn man es nicht versucht hätte.
Noch bevor Zeit blieb, die Idee zu zerdenken oder durch Alternativen wieder ins Wanken zu bringen, buchte ich eine kleine wunderbare AirBnB-Wohnung, noch in der selben Minute einen vierwöchigen Kurs in einer Sprachschule (PAROLA – großartig!) und wenig später tatsächlich die Zugtickets. Kein Zurück mehr. Its going to happen!
Nicht immer alles nur perfekt
Die Zeit verging in Amplituden – ich brauchte überraschend lang, bis ich angekommen war, aber als der Schalter endlich umgelegt war, schlug die Kurve maximal nach oben aus. Tolles Lernen, tolle Menschen, tolles Biken, tolle Wohnung! Gegen Ende der dritten Woche prasselten gleich mehrere Dämpfer von zu Hause und der Arbeit rein, die Kurve sank und stieg unvermittelt in den letzten Tagen noch einmal ganz nach oben.
Jede Phase lehrte mir so viel über mich selbst, dass ich oft das Gefühl hatte, noch nie in so kurzer Zeit so viel gelernt zu haben. Nicht nur im Bezug auf mich selbst, sondern vor allem auch auch im Bezug auf die Sprache: Die Erfahrung, das erste Mal im Leben eine Sprache aus eigenem Antrieb heraus zu lernen, mit erwachsener Perspektive, echter Motivation und ohne Ablenkung durch zig andere Schulfächer, war intensiv und großartig. Wie schnell man eine Sprache lernen kann! Auch das eigenständige Erkunden der Umgebung, das Privileg, einfach mal vier Wochen völlig unabhängig entscheiden zu können, die ständige Möglichkeit, sich wann immer einem danach ist, mal wieder mit etwas völlig Neuem herauszufordern und natürlich so viele neue Menschen aus völlig(st!) anderen Blasen kennen zu lernen – die Zeit in Florenz wird mir intensiv in Erinnerung bleiben.
Eine wertvolle Erfahrung!
Natürlich bin ich dankbar für die Zeit und Chance – wenn ich tief in mich hineinhöre, bin ich glaube ich am dankbarsten für den Drive, es wirklich einfach getan zu haben.
Hier gehts zu den Rad-Touren mit meinem Gravelbike rund um Florenz inkl. Bilder.
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