Jetzt noch auf Frühlings-Skitour im Lechtal zu gehen, da werden die wahren Firnjünger die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber für bescheuerte Ideen haben wir ein Händchen. Und das Gute: Meistens haben wir auch große Freude dabei!
Seit März liegt die Winterausrüstung ungenutzt herum, ein-, zweimal war er sogar schon da: Der Gedanke, jetzt endlich mal die Ski aus dem Auto rauszuräumen. Ist doch Sommer!
Sommer?! Für die skifixierte Lena ganz sicher noch lange nicht. „Wie wärs eigentlich morgen mit ’ner Skitour?“ – als sie auf dem Balkon mit Blick auf die ersten Löwenzähne mit der Idee ums Eck kommt, ist mir meine Kugel Eis glatt fast aufs Sommerkleid geplumpst.
Frühlingsskitour bei 24 Grad?
Aber andererseits: Letztes Jahr um diese Zeit haben wir die multigeniale Wanskitter (Wander-Ski-Kletter-) Tour an der Bschießer Südkante gemacht. Zugegeben, wir haben die Hälfte des Weges die Ski getragen, aber die Abfahrt war sensationell, die Kletterei sowieso und die Sprünge vom Herz olympitodisch. Die Motivation wuchs, fiel aber kurze Zeit später in sich zusammen, als wir Zeitpunkt fürs Treffen ausgemacht hatten (es stand eine 3 am Wecker) und wuchs über Nacht dann erst so richtig.
Ihr kommt hier nicht vorbei
Umso größer war die Enttäuschung, als uns eine Schranke die Zufahrt zu unserem Startpunkt versperrte. Lawinengefahr. Gut, es hatte noch vor Sonnenaufgang 8°C, so richtig überraschend kam die Sperre jetzt nicht. Erste Zweifel: Ist es zu gefährlich? Sollten wir es lassen?
Enttäuschung. Reinführen in den Bauch: Ist es mal wieder so ein Tag, an dem man sich denkt: „Ach, die Tour, die geht nicht… Naja… Balkon ist auch voll schön!“ oder wirklich einer von denen, an denen man sich ärgert, weil man wirklich, wirklich will? Letzteres war der Fall, verdammt. In Flipflops und Sommerkleid (ich hatte mich mental vor allem schon auf den Moment nach der Tour eingestellt), war eine schnelle Runde zum Sonnenaufgang nicht drin, also Plan C. Eine andere Skitour.
Plan C
Skihasi Lena hatte da schon was im Kopf und wenig später standen wir wieder dort, wo wir im Sommer letzten Jahres schon einmal mit Zelt und Co standen: In Gramais. Vier Tage hatten wir in der Ecke verbracht und eine sensationell schöne Zeit erlebt. Nun also wieder hier. Diesmal auf Erkundungstour in das einzige Seitental, das wir noch nicht kannten. Das/Der Schafkar sollte es werden, schneetechnisch sah das gar nicht so schlecht aus. Wir nahmen uns vor, defensiv beim ersten Anzeichen für Gefahr umzudrehen, aber es zumindest mal zu probieren.
Wühlen im Frühling?!
Nach einer halben Stunde betraten wir die ersten Schneeflecken, wenig später stand ich schon bis zum Stiefelrand im Tiefschnee. Wohlgemerkt: Mit angeschnallten Ski! Weich war er, der Schnee. Verdammt weich. „Spuren im Frühling, ich glaub ich bin im falschen Film!“ rief ich Lena noch zu, während meine Harscheisen am Rucksack klimperten und ich das Bisschen Kondition zusammenkratze, das die Firmengründung in den letzten Monaten noch übrig gelassen hatte.
Ausgiebig plappernd schnauften (ich) bzw. schlurften (sie) wir nach oben, die Schattenkante krabbelte immer weiter zu uns. Wir durchschritten herrliches Skigelände bis sich die Landschaft öffnete und die Hänge noch viel schöner und der Firn immer besser wurden. Was für eine Traumgegend fürs Skitouren! Und keiner unterwegs!
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Seele baumeln lassen
Irgendwann kam „das Schafkar“ in den Blick, das wohl eher „der Schafkar“ heißt – jedenfalls bot sich uns ein hübscher kleiner Gipfel, der in der Karte so nicht zu erkennen war. Zwar umrundet von größeren Kumpanen, aber die Aussicht war trotzdem herrlich. Im warmen Gras und mit Blick auf die ganze Runde, die wir damals im Sommer gemacht hatten, vergaßen wir die Zeit, ließen den Firn Firn sein und bequatschten die komplette Bandbreite, die man eben so bequatscht, wenn man mutterseelenallein im Gebiet ist und die Sonne herrlich scheint.
Sommermodus: ON!
Gegen Mittag siegte die Vernunft und wenig später die höllisch brennenden Muskeln vom Surfen auf Wasserschnee. Fahrspaß war da keiner mehr da, aber das war eben der Preis für ein schönes Gespräch. Nach einem letzten Spaziergang wechselten wieder Softshellhose mit Sommerkleid und am Ende hieß es dann bei Radler, Eis und Kuchen: Sommermodus: ON!
Mit dabei*:
Der Procline Boot von Arcteryx: So leicht, so bequem, so maximale Bewegungsfreiheit! Und seit dem Samstag ist dann auch die Wasserfestigkeit getestet. Fazit: Hält. Lieblingsschuh!
Eclipse Hoody von Mountain Equipment: Bequeme Daumenschlaufen, mit Kapuze, dünn, mit Brusttasche und durchgehendem Zipper. Hab ich mir gleich wieder besorgt, nachdem mein alter im Valley „verschwunden wurde“. Verloren geht man mit der Farbe auch schon nicht mehr 😉
Arete Hooded Daunenjacke von Mountain Equipment: Schwört der Freund ja schon seit Jahren drauf (egal ob auf Hochzeiten oder in der Matterhorn Nordwand) – nun hab ich sie auch und bin entzückt! Ganz leicht und vor allem ganz klein zusammenpackbar (in der eigenen Tasche, auch sehr fein). Gefällt mir sehr gut – und so sehr glänzen wie auf den Fotos in den Shops tut die neue Version auch nicht mehr.
*Affiliate Links zu Bergzeit. Wenn ihr über den Link kauft, unterstützt ihr den Blog, ohne dass Ihr mehr für das Produkt bezahlt.
3 Comments
Ich finde es so cool die Bilder zu sehen,wenn ihr in den Abwegen sogar im Mai noch Skifahren geht😅Ich kann es nur selten im Winter und ihr macht es fast immernoch im Sommer!Sehr cool 😊👍🏻
Das schöne an Frühlingsskitouren ist einerseits natürlich, dass weniger los ist aber andererseits vor allem, dass man mit geringen Erwartungen startet und daher eigentlich fast nur gewinnen kann 😉 Empfehlenswert!
LG!
Erika
Ich hoffe, dass ich irgendwann auch mal meine erste Skitour gehen kann. Wenn weniger los ist, ist es doch immer besser 🙂