Urlaub. Ganz entspannt. Ganz analog.
Wir sehen die Eisfälle vom Bett. Nur drei Schritte raus auf einen der zwei Balkone und wir sähen den Mont Blanc. Leuchtend rot unter strahlend blauem Himmel. Schon wieder. Wie immer seit wir da sind. Wir aber sparen uns den Blick auf den Riesenklotz, lümmeln im Bett, lesen, quatschen und lassen einfach so die Sonne aufgehen. Ohne Foto. Ohne Eile.
Nehmen, was frei ist
Es ist so viel los in den Fällen da draußen, dass wir uns getrost für die zweite Schicht eintragen. Und weil sowieso alles heillos ausgepickelt ist, verzichten wir fröhlich auf all die Klassiker und nehmen, was frei ist. Bedeutet: Gemütlich das Frühstücksbuffet räubern, irgendwann am späten Nachmittag mal lostigern und schauen, was so geht.
Laissez-Faire
Ein bisschen Eis, ein bisschen Mixed, ein bisschen Sonne genießen. Danach wieder zurück, warm duschen, vor dem Kamin bei heißer Schokolade und Wein lesen, dem französisch-italienisch-spanischen Wortrauschen lauschen oder im Führer schmökern.
Was für ein verrücktes Kontrastprogramm zu unseren bisherigen Eiskletterunternehmungen. So ganz ohne gefrorene Autoscheiben und Frühstück bei Minusgraden. Stattdessen typisch italienisches Menü und jeden Morgen warme Schuhe. Man könnte sich dran gewöhnen!
Das ist Urlaub. So richtiger Urlaub!
Auf Empfehlung eines Freundes fand sich in der mitgebrachten kleinen Bibliothek auch das Buch „Digitale Depression*“ , in dem es um die Auswirkungen „unseres“ Umgangs mit Facebook, Smartphone und Co geht. Spannende, aufrüttelnde Lektüre. Und weil es sich gerade anbot, blieb das Smartphone spontan direkt mal die Woche komplett aus. Eine richtig gute Entscheidung, die den Urlaub unvermittelt nochmal schöner machte.
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Empfehlenswert
Weil die Erfahrung „ohne“ so angenehm war, führe ich das kleine Experiment noch ein wenig weiter. Es macht Spaß, probeweise ein wenig zurück zu „analog“ zu gehen und wieder mehr Zeit mit Büchern, Handwerk oder Zeitung zu verbringen. Hübscher Nebeneffekt: Die Arbeit gelingt wegen weniger Ablenkung auch gleich noch produktiver. Gefällt mir. Behalte ich erstmal bei 🙂
Anmerkung zu Cogne:
Die Verhältnisse in Lillaz waren bis zum vorletzten Tag an den schattseitigen Fällen in Ordnung (die bekannten Sachen stehen größtenteils), bei unserer Abreise hatte es zehn Grad (in Aosta selbst 21 Grad) und die Fälle schmolzen. Einer im Schatten ist kollabiert, in einigen (Cold Couloir z.B.) liegen teils imposante Nassschneerutsche drin. Es ist alles heillos eingepickelt und gespurt. Dem Zapfen bei „x-Files“ fehlt nur noch etwa ein Meter bis zum Touchdown, er ist während unseres Aufenthalts sogar gewachsen. Valnontey schattseitig vieles recht dick. Es liegen 20-30cm Schnee, für Skitouren definitiv viel zu wenig. Am Gran Paradiso sind die Spalten angeblich wegen des wenigen Niederschlags zu einem Teil noch offen.
Unterkunft:
Sehr zu empfehlen ist das Hotel Ondezana, das sich auf Eiskletterer spezialisiert hat und von dem aus man viele Fälle zu Fuß ansteuern kann. Toller Gastgeber, typisch italienisches Essen und eine gemütliche Lounge. Einen dicken Pulli mitbringen, es ist wegen der schlechten Isolation nicht ganz warm im Haus.
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