Abalagunde, Meister ihres Faches

Dezember 5, 2016

Von flinken Nilpferden, charmanten Partnern und der ersten ganz eigenen Abalakov.

Los geht's! Das erste Mal Eis für die Saison!Er hatte gezögert, als ich am Wochenende übermotiviert auf Suche nach Eis gehen wollte. Ende November, da könnte man schließlich auch warmen Fels in Italien genießen. So mit Kaffee, Sonne, Laissez Faire. Berechtigter Einwand, irgendwie… Aber!

»Ja gut, probieren wir’s.« Yeah!

Und Tatsache, wir fanden Eis. YEAH!

Dummerweiße inklusive Schnee. Yea…eiße.

Während er also nach rund 30 Metern die erste Schraube setzte (wie schnell das bei dem immer geht…!), beobachtete ich, wie wunderschön die Schneeladungen die Felswand hinuntertanzten. Mal links, mal rechts, wie ein langer Schleier. Unten rollten die Kügelchen den Einstieg hinab. Ganz friedlich. Hübsch anzusehen! Wenn es nicht nur so kalt wäre. »Spindrift« nennen das die Großen.

Der Charmeur

Der Meister genießt die Dusche. Nicht.Ich hörte ihn leise stöhnen, während eine weitere Ladung Schnee in seinen Nacken rieselte. Ein paar Minuten später dann meine Runde. So gefühlt nach zehn Minuten kam ich bei der ersten Schraube an. »Ich komm mir total langsam vor!« Kurze Pause. »Joa… Schon.«

Immerhin grinste er dabei lieb, der Saubär.

Also schneller werden. Präziser hauen, entschlossener belasten, die Hooks besser herlaufen, Füße weiter hoch. Mehr aus dem Handgelenk. Hacken runter!

Frisch geduscht.Das Nilpferd

Flink wie ein schwangeres Nilpferd krabbelte ich weiter. Und schon erwischte mich die erste Dusche. Uhi! K-k-kalt! An den Handgelenken, im Nacken, vor allem in den Augen. Wie es langsam überall reinläuft…! Keine Chance mehr hochzuschauen, also warten. Müder Arm, immer noch in der Dusche. Hört das noch auf? Ein paar Duschen später rollte ich über das Ende des Falls. Der Mund halb steif, der Nacken irgendwie komisch gepolstert, die Augen seltsam eingefroren.

Dann der Blick zum Stand. Auweh, da war ja noch was.

Abalakov, die erste

Er hatte in Ermangelung weiterer Ausrüstung nur eine kurze Schraube und seine Eisgeräte als Umlenkung verwendet. Ich würde also eine Abalakov bauen müssen… »Eheeem, willst du nicht nochmal hochklettern?« Kopfschütteln. Schade 🙂 Also gut… Nur Mut! Hatten wir schließlich im Fachübungsleiterkurs und letztes Jahr schon mehrfach gemacht. Aber eben noch nie ganz allein.

Noch nie etwas Schöneres gesehen!!! Die erste Eissanduhr.Erstmal eine tief reindrehen, rausdrehen, zum leichteren Anpeilen stecken lassen. Zweite rein, zielen, schrauben. Durchs Loch gucken, Spindrift ignorieren. Es ist nicht kalt! Hoffen. Schrauben. Gar nicht kalt. AH! Da! Ist das etwa…?

Volltreffer! Seilstück rein, mit dem ersten Versuch direkt geangelt. Abalagunde, würde ich das mal nennen! Ullilakov höchstpersönlich! Meisterlich auf jeden Fall!

Ganz vorsichtig belasten, mehr belasten, wie blöd dran rütteln. Immerhin hänge ich da gleich dran… Die Halbseile reinbauen, bloß nicht fallen lassen! Eisgeräte einsammeln, ebenfalls besser nicht fallen lassen. Eisschrauben alle einsammeln (hoppla, ah, ALLE!), Tube rein. Schon wieder kam ich mir unglaublich langsam vor, er wäre wohl schon längst unten im Tal.

Alles aufgeräumt? Alles aufgeräumt. Abfahrt! Und Tatsache, alles hielt. »Das wird schon!« sagt er überzeugt, als ich unten ankam. Ja, ich glaube eigentlich auch. Jetzt aber erstmal Kaffee, genug von Kalt für heute. Morgen wieder.

 

**

Valsertal, 1. SL Moonwalk. Bilder von 2. Dezember 2016  – ein paar Eindrücke zu den Verhältnissen gibt’s weiter unten.

Für die Verhältnischecker hier noch ein paar mehr Bilder vom Valsertal (Brenner, Wipptal) – speziell von Schrammacher, Moonwalk und den Fällen der Eisarena/Gullyarena. Es lief kaum Wasser, die sonnseitigen Fälle kollabierten im Laufe des Tages fast alle irgendwo. Bilder 2. Dezember 2016.

 

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4 Comments

  • Reply Dennis Dezember 14, 2016 at 4:14 pm

    Was für eine grandiose Winterlandschaft 🙂 Und witzig geschrieben. Wenn du beim Klettern ein Nilpferd sein sollst, dann spiele ich in der Blauwahl-Liga mit 😀

  • Reply Bernd | KritzelKraxel Dezember 16, 2016 at 10:35 pm

    Sehr schön Erika, B Bilder wie Text. Fast eine gute Nacht Geschichte. 😉 In diesem Sinne. Gute Nacht.
    Scheibenkleister, war lange nicht mehr Eisklettern… 2018… irgendwie…

    Gruß aus dem Norden, Bernd

    • Reply ulligunde Dezember 17, 2016 at 12:01 am

      Vielleicht kommt Deine nächste Tour im Eis schneller als du denkst 😉 Mit dem Lukas als Guide hast du ja schon mal einen routinierten Begleiter!

      Gute Nacht!

      • Reply Bernd | KritzelKraxel Dezember 17, 2016 at 12:18 am

        Schau mal den ersten Artikel in meinem Blog, damit hat’s sogar angefangen. Ist ja nicht so, dass ich mit Lukas nicht schonmal weg war. 😉 Der ist mir nur zu schnell. Vielleichtbgeht ja im Januar was im Harz. Das ist recht nah bei uns. Gelegenheit kommt schon wieder. Jetzt wirklich gute Nacht!

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