Es hätte eine einfache Tour werden sollen. Der Zustieg zog sich dann etwas, das Geröll am Berg war anspruchsvoller als erwartet, der Grat selbst anfangs überraschend brüchig. Aber nach zwei Stunden schöner Kletterei standen wir am Gipfel. Zwölf Uhr – das war noch nicht so schlecht. Wenn da nicht noch ein ganz neues Abenteuer auf uns gelauert hätte…
Der Abstieg über den Süd-West-Grat war überraschend ausgesetzt und gar nicht mal so harmlos. Als wir um die Ecke bogen sahen wir die zwei sympathischen Jungs vom Vorabend, die immer etwa eine Stunde vor uns waren. Sie hatten bereits ausgiebig nach einem Abseilstand gesucht, jedoch nichts gefunden. Bis auf etwas Windiges oberhalb einer brüchigen Rinne. Wow, das sah übel aus. Aber irgendwie passte es zur Beschreibung des Hüttenwirts. Wir verbanden die Seile, um gemeinsam die volle Länge ausnützen zu können. Und los ging das Abenteuer. Durch brutalen Bruch ging es Seillänge um Seillänge vorsichtig nach unten. Sämtliche Stände mussten selbst gesucht und gebaut werden, was doch mit einem erheblichen Zeit- und Materialverlust einherging. Zufall, dass ich mir noch wenige Tage zuvor einige neue Bandschlingen zugelegt hatte? Das Sortiment Reepschnur wird künftig jedenfalls definitiv wieder am Gurt sein… Wäre billiger gewesen.
Insgesamt brauchte es sage und schreibe sieben Stunden, bis wir endlich aus diesem Schlund entkamen. Junge, was für eine bescheuerte Aktion! Nicht sonderlich gefährlich, nur einfach arg zeitaufwändig. Dass ich meine Arbeitskollegin so gegen vier Uhr im Allgäu abholen und weiter an den Furkapass fahren könnte, war bereits am zweiten Köpfl klar. Dass es aber fast acht Uhr werden würde, bis wir überhaupt wieder an der Hütte einlaufen würden, damit hatte definitiv keiner von uns gerechnet. Und so wurde die vermeintlich leichte Tour auf die Wilde Leck dann mit 14 Stunden doch noch zu einer meiner längsten überhaupt. Aber schlimm war’s nicht – die Begleitung in Form des Hochtouristen war wie immer großartig, es war insgesamt wenig gefährlich, die Landschaft dort oben ist einfach toll – und der Service auf der Amberger Hütte war eh wieder unschlagbar.
Nach gehörigen Portionen McDonalds mit RedBull mit Aprikosen mit Nüssen mit Schokolade und einem Nickerchen am Rastplatz keine 20 Kilometer vor der Homebase landete ich dann doch noch irgendwann gegen halb zwei im heimischen Bett – nur um sechs Stunden später bereits zum nächsten Abenteuer aufzubrechen: FURKAPASS! Finally!!! Yiha!!!
6 Comments
oh sh!t wir sind über den westgrat runter, 2x abseilen fertig. puh, gute entscheidung so wie ich das sehe :/
Hi Adrian,
oh ja, das war durchaus die richtigere Entscheidung 😉 Deine Bilder sehen nach nem richtig schönen Erlebnis bei Euch aus! Voll schön!
LG,
Erika
Danke!, ja das wars! Aber ihr habt ja euer Lächeln auch nicht verloren 🙂 Gruß
[…] Adrian bei Oida Leck! (Wilde Leck via Ostgrat) […]
Ola,
wir sind gestern die Tour gegangen und anscheinend hat sich einiges verändert: http://www.alpin-blog.com/wilde-leck-ostgrat/
Es gibt einige Bohrhaken, perfekte Markierungen, ein 50m Einfachseil reicht aus und der Abstieg klappt gut.
Empfehlung: Bike mitnehmen!! 🙂
LG Mario
[…] Mario Kempf bei Oida Leck! (Wilde Leck via Ostgrat) […]