Feierabendkletterei: Akrophobie (Tannheimer Tal)

August 17, 2015

Wir hatten uns die Akrophobie ausgesucht. Naja, genaugenommen hatte wohl eher ich sie mir ausgesucht und Arbeitskollegin Lena war bereit, mal eben ihre schwerste Mehrseillängentour mit mir auszuprobieren. Für sie standen damit Seillängen bis 7- auf dem Plan, für mich 7+/8-. Natürlich hegte ich die Hoffnung, die Schlüssellänge direkt durchzusteigen, aber mitten in einer größeren Wand die Ruhe abzurufen und die Griffe richtig zu erwischen,  ist auch ein bisschen Glückssache. Aber hey, ein Versuch ist’s Wert!

Los gehts.Freitag, 14 Uhr.  Wir starteten in Richtung Tannheimer Tal, waren um drei am Parkplatz, zehn Minuten später startbereit und weitere 35 Minuten später bereits am Gimpelhaus. Hoppla, wir schienen irgendwie fit zu sein. Bis zum Einstieg dauerte es dann aber doch noch etwas. Um halb fünf stieg ich in die erste Länge ein und bekam gleich mal eine saubere Watschn ab. Ein brachial weiter Zug versaute mir gleich zu Beginn den Plan, gemütlich durchzucruisen. Die erste Länge hätte man sich schon sparen können, immerhin könnte man sie auch ganz einfach zu Fuß umgehen. Naja. Wird bestimmt besser. Aber auch die zweite Länge war irgendwie nur ein mittelmäßiger Spaß und für 6+ kurz mal ganz schön schwer.

Lena in der Schlüssellänge der Akrophobie (Tannheimer Tal)Shit happens

Eine Schrofenquerung später war’s dann so weit: Crux Time! Es ging richtig, richtig gut. Immer ein paar schwere Züge und wieder ein guter Griff. Ich wackelte mich immer eine Sicherung weiter. Es war tatsächlich noch Kraft da, während ich die zweitletzte Expressschlinge einhängte. Ich stand etwas wacklig, krallte mich an einer Leiste fest, zog Seil ein und sah in dem Moment, dass der Karabiner verdreht war… Ooookey, jetzt wirds eng. Seil loslassen, Karabiner rumdrehen, Seil nochmal einziehen. Stromnotstand!! Und zack, Kraft aus. Der Griff in die Exe und damit das Ende des Onsight-Versuchs. Schade schade! Naja, die Welt geht nicht unter. Ich hängte das Seil ein, machte noch einen Zug und hatte einen riesigen Griff in der Hand. Tja, da wäre er gewesen, der Abschlusshenkel!

Die schönste!?

Vorletzter Stand in der Akrophobie mit Blick aufs Tannheimer Tal und den Rest der Welt.Lena cruiste ohne Pause durch die Seillänge und machte sich auf ins nächste Abenteuer. Leider stimmte an dieser Stelle das Topo abermals nicht ganz und die vermeintliche 5+-Stelle war eine ausgewachsene 7-. Die folgende Länge – laut Führer die angeblich schönste im ganzen Tal in diesem Grad – empfand ich wenig schön, dafür umso schwerer. Seltsames Herumgewackel mit Haken, die teilweise wohl eher für Große platziert waren. Aber immerhin klappe hier der saubere Durchstieg und nach oben raus wurde sie tatsächlich immer schöner. Die letzte Seillänge war dann nur noch leichtes Rausgelaufe, das mit einem wunderschönen Panorama belohnt wurde. Das herrliche Abendlicht tauchte all die Allgäuer Gipfel in sanftes Rot, während wir zur Abseilpiste querten und um kurz nach Acht wieder am Einstieg standen.

Bloggertreffen auf dem Gimpelhaus

Das Feierabendbierchen in Gesellschaft der Bloggerkollegen von Abenteuersüchtig.de, mit denen wir uns hier auf dem Gimpelhaus verabredet hatten, schmeckte natürlich großartig und sorgte für so viel Flow beim Runterjoggen bei Vollmond. Sportliche 20 Minuten später standen vor unseren Autos.

Fazit:

Downhill. In 20 Minuten vom Gimpelhaus am Parkplatz, samt Seilen und Zeug ist das durchaus sportlich.Naja. Eine herrliche Schlüssellänge, aber alles andere empfand ich eher als mittelmäßig. Dass die vorletzte Länge eine der schönsten im Tal sein soll, würde ich so nicht unterschreiben. Aber womöglich bin auch auch einfach ein Fan von steilen Wänden und richtigen Griffen 😉

Anmerkungen zum etwas irreführenden Topo von Panico:

Die zweite Seillänge zieht nach rechts, nicht wie im Topo verzeichnet, nach links. Und in der Seillänge nach der Crux ist die 7- -Stelle nicht nach, sondern vor dem Überhang.

 

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