Gollum im Sturm

September 11, 2014

Gollum 1Der Sturm zerrt am Seil. An den Sicherungsgeräten am Gurt. An der kargen Botanik und an unseren kleinen Körpern inmitten dieser Wand. Schon am Einstieg war es stürmisch, aber das ist eben das Wetter hier und zwei Wochen nur Däumchen drehen wollen wir ja schließlich auch nicht. Die Tour „Gollum“ bei Henningsvaer ist nur drei Seillängen lang, da werden wir schon durchkommen. Müssen wir, denn Umkehren würde bedeuten, einiges an teurer Ausrüstung in der Wand zurückzulassen. Hier sichert man alles selbst ab – auch die Stände.

Nach der ersten Seillänge beginnt es zu tröpfeln, der Wind wird tatsächlich noch stärker. Wann habe ich das letzte Mal solch einen Wind erlebt? Er pfeift und schreit. Immer wieder kommen mir die „Roaring Forties“ in den Sinn. Ja, in Tasmanien habe ich solch ein Wetter erlebt, aber daheim? Selten. Da geht man nicht mehr raus.

Immerhin ist es nicht ganz so kalt wie befürchtet. Wir geben Gas und huschen entlang von Schuppen, Rissen und kleinen Verschneidungen. Der Fels ist brutal rau, aber auch sehr griffig und ziemlich steil. Es macht Spaß. Es ist alpin und etwas ungemütlich, aber nicht wirklich gefährlich. Eine halbe Stunde nach dem Ausstieg sitzen wir wieder im Freddy, löffeln Eintopf und trinken Tee. Inzwischen ist das Meer vor uns weiß von Gischt, die Wellen klatschen meterhoch an die Küste. Und wir sitzen wieder wohlbehalten in unserem kleinen Heim. Ein cooler Morgen!

 

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