Es war mal wieder so weit. Wir waren wandern! Die Vergangenheit hat ja bereits gezeigt, dass dabei stets irgendwas schief gehen muss. Entweder es ist gruselig ausgesetzt oder den Weg in der Karte gibt es in Wirklichkeit nicht oder es liegt überall Schnee oder… Nun, diesmal waren es unsere Augen, die (fast) größer waren als die Beine. Aus einer vermeintlichen Sonnenaufgangswanderung wurde eine immer noch größere Unternehmung, die am Ende mit knapp 25 Kilometern und nicht wenigen Höhenmetern auf die Sohlen und Schenkel schlug.
Aber von vorne: Wir befinden uns in Rodellar, mal wieder einem Top-Klettergebiet Spaniens. Nach zwei verheerend anstrengenden Klettertagen brauchten die rosa leuchtenden Fingerkuppen dringend eine Pause. Da auch hier die ominöse Hitzewelle zu spüren ist, entscheiden wir uns für eine Sonnenaufgangstour. Um halb fünf klingelte der Wecker, etwas später waren wir bereits auf dem Weg zur 700 Höhenmeter entfernten Gipfelkette. Durch die viele Kletterei, das gute Essen und das Rumgegammel hatte ich ja etwas Angst, dass meine Kondition inzwischen komplett flöten gegangen ist und so nahm ich diesen Anstieg als kleinen Test. Und siehe da – die 700 Höhenmeter gehen trotz rund sieben Kilo Gepäck (Wasser, Wasser, Wasser, Kamera, Essen, Essen) immer noch in einer guten Stunde. Mit einem kräftigen Endspurt erreichten wir tatsächlich zwei (!) Minuten vor Sonnenaufgang den Grat. Der ursprüngliche Plan war – wenn überhaupt – noch schnell auf den höchsten des Gebiets zu laufen und wieder runter in Richtung Campingplatz und Hängematte. Aber irgendwie fühlten wir uns noch nicht im Ansatz ausgepowert und so entschieden wir uns für eine noch, und immer noch größere Runde – am Ende hatten wir das ganze Gebiet quasi einmal umrundet. Natürlich kam es, wie es kommen musste – wir wanderten direkt in die ärgste Mittagshitze und stiegen einigermaßen stoisch die abschließenden 600 Höhenmeter durch einen fiesen Hitzekessel hinab in die Schlucht. Aber immerhin waren wir bereits auf dem Heimweg und immer noch gut ausgerüstet mit Wasser – im Gegensatz zu den Sonntagsspaziergängern, die pünktlich zur Mittagszeit ohne Rucksack, ohne Wasser, offensichtlich ohne Sonnencreme – und scheinbar auch ohne Plan den Wanderschildern gefolgt waren.
Für uns wars jedenfalls eine nette Rundtour und ein positiver Fitnesstest, auch wenn die immer gleiche Kargheit dieser Region eher wenig Abwechslung bietet. Der Sonnenaufgang über den Zentralpyrenäen war es aber in jedem Fall wert, so früh aufzustehen – auch wenn man beim ersten Klingeln des Weckers das ja häufig verdrängen möchte. Es hat sich aber wie immer gelohnt!
No Comments