Dauerregen seit gefühlt etwa 74 Jahren. Ab an den Gardasee.
In etwas naiver Voraussicht hatte ich mir leider bereits im März den Brückentag Ende Mai freigenommen, aber vier Tage lang das vorläufige Finale dieser Regenperiode hier im Allgäu auszusitzen kam nicht in Frage. Also der gewohnte Wettercheck. Erst im Radius mit 50 km, dann 100 km, dann 200 und schnell war klar: das wird ’ne größere Reise. Letztendlich entschieden wir uns für Arco, da – man mag es kaum glauben – war ich nämlich noch nie. Irgendwie war mir das bisher zu „Mainstream“, da gibt es kleinere schöne Gebiete, die weniger bekannt und überlaufen sind.
Tschüss Regen, hallo Arco!
Donnerstag um sechs ging’s los, eine drittel Tankfüllung später waren wir bei Sarche, genaugenommen etwas oberhalb im Klettergebiet „La Goia“. Ein Klassiker, der in einer schmalen Schlucht mit mehreren abwechslungsreichen Sektoren aufwartet. Senkrechte Kletterei, Plattengeschleiche, Überhänge mit guten Griffen… Kletterei ganz nach meinem Geschmack! Auch den beiden Jungs gefiel’s, also blieben wir gleich noch nen halben Tag länger. Nachmittags drauf wünschen sich die beiden (!!) noch etwas, das wirklich nur in Arco passiert: Sie wollten shoppen gehen. Shoppen! Jungs! [Für die Nichtkletterer: In dem kleinen Dorf nahe des Gardasees, gibt es unzählige Kletterläden die im Vergleich zu deutschen Preisen die Ausrüstung relativ günstig verkaufen. Für mich lohnt sich’s aber dennoch nicht 😉]. Mit einer großen Kugel Eis ließ ich mich überzeugen mitzukommen und kaufte mir mein Standardsouvenir bei solchen Reisen: eine topografische Karte der Gegend.
Warm, Frühstück in der Morgensonne, blauer Himmel: Urlaub!
Nach einem großartigen Frühstück mit blauem Himmel, warmer Morgensonne und freiem Blick auf See, Berge und Felsen entschieden wir uns für ein Klettergebiet in den judikarischen Alpen („Croz de la Niere“). Im Führer war es als recht empfehlenswert beschrieben, uns persönlich gefiel es eher mittelmäßig *mumblemumble*. Für diese Art von Fels hätten wir auch im Allgäu bleiben können 😉 Das ganze Gebiet scheint derzeit komplett hergerichtet zu werden – neue Sitzmöglichkeiten, Treppen, ein Brunnen und ein großer, ebener Parkplatz sind derzeit in Bau – wahrscheinlich auch wegen des Klettersteigs, der in unmittelbarer Nähe zu den Routen verläuft.
1.800 hoch, 2.000 runter
Während die Jungs bei Sarche ein schweres Gebiet anschauen, verbrachte ich den letzten Tag mit einer etwas überraschenden Mörder-MTB-Tour auf den Monte Casale. „So weit wird’s schon nicht sein“, dachte ich noch, als ich von unserem Schlafplatz bei Preore losfuhr. Die ersten Kilometer waren sagenhaft – entlang einer alten, kaum befahrenen Straße, die oberhalb des dicht bewaldeten Tals nach Stenico verläuft. Von dort ging es einige Minuten auf breiten Teerstraßen bergab, bis unten in Ponte Arche der Spaß begann: Weitere 1.400 Höhenmeter warteten nach den 400 bereits zurückgelegten Höhenmetern. Als ich nachmittags zugegebenermaßen etwas erschöpft in Sarche einfuhr, waren es letztendlich gut 1.800 hm im Aufstieg, über 2.000 hm im Abstieg und 52 km Strecke. In Anbetracht dessen, dass ich bis vor drei Monaten Fahrradfahren hasste, passt das, würd ich mal sagen. Kurze Zeit später trudelten die Jungs von ihrem Hardcore-Klettergebiet ein – Zeit Leinen loszumachen! Je weiter nördlich wir kamen, desto schlechter wurde das Wetter und der erste Blick ins Facebook zeigte, was an dem Wochenende hier in Deutschland hochwassertechnisch abging. Irre – und wir hatten so gutes Wetter…
So, und wieso jetzt dieser Titel?
Der hat nichts mit dem Wochenende zu tun – wobei es dort natürlich auch schon mal schön war, am Leben zu sein. Gestern waren wir allerdings hier im Allgäu in einem neuen Klettergebiet (neu ist das natürlich nicht, wir waren bloß bisher noch nicht da), bei dem innerhalb weniger Minuten zwei Felsbrocken in Größe eines Fußballs ausbrachen. Trotz Hechter an den Fels landete der eine nur wenige Zentimeter neben mir – da hätte der Helm auch nichts mehr geholfen. Also: It’s nice to be alive!
9 Comments
Glück muss man auch im Leben haben. Auf das es nicht ausgehen mag!
Bei mir ist Morschreuth/Frankenjura an dem Brückentag leider ins Wasser gefallen. Passiert halt mal.
Dafür freue ich mich jetzt auf die Dolomiten, am Wochenende wird es losgehen. Ich bin mal gespannt, wieviel Schnee wir noch sehen werden!
Gruß aus Westfalen, Bernd
Hi Bernd!
Was habt Ihr denn in den Dolomiten vor? Wir sind ab Sonntag auch für acht Tage zum Wandern dort, allerdings nur „dienstlich“, also zur Datenaufnahme…
Grüße!
Wir werden in Cortina d’Ampezzo sein und versuchen uns im alpinen Klettern, Klettersteig, faulenzen, (Trailrunning, MTB) und was man sonst noch so alles dort machen kann. Oh, ich vergaß, Eis essen natürlich auch!
In welcher Ecke seit Ihr?
Klingt nach Freizeitstress 😉
Wir werden 15 Kinderwandertouren zwischen Algund und Sexten aufnehmen – ob da noch viel mit Faulenzen bleibt, wird sich zeigen!
Euch jedenfalls viel Spaß!
Ach, hört sich halb so wild an. Zu sehr stressen ist ja auch nicht gut.
Euch auch viel Spaß!
Yep, das Gefühl kenne ich – ist mir mal bei einem Hüttenzustieg im Bergell so gegangen – ein kurzer Rumpler und schon kam der Kubikmeter Granit an uns vorbei – in einem Stück – einen halben Meter hinter dem letzten unserer Gruppe, da hätte der Helm auch nichts genutzt – wir hatten dann alle eine etwas schlaflose Nacht danach – bin nach wie vor dankbar noch zu leben – kann doch mal verdammt schnell gehen. Dir alles Gute.
Liebe Grüße
Dorothee
Puh, das kann ich mir vorstellen, dass man da eine schlaflose Nacht hat – bei der Felsgröße erst recht. Bei uns war die Situation so surreal, dass ich es gar nicht richtig geschnallt habe, wie viele Schutzengel da jetzt gerade unterwegs waren. Das Gebiet machte einen sehr festen Eindruck – und dann das. Tja…
Liebe Grüße!
Ich würde sagen, an dem Wochenende hast du alles richtig gemacht, um der Sonne Hallo zu sagen und unter ihr zu schwitzen 🙂 Auch das mit dem Hechtsprung war ne gute Idee und ja, der Monte Casale IST für einen MTB-Fahranfänger ne harte Nuss, gut gemacht! Lustig, dass ich nur ein paar Tage vor dir auch da oben saß und mich vom Aufstieg erholen musste. Nur waren wir zu Fuß oben übern Ché Guevarra-Klettersteig. Darf ich da dreist hinverlinken, oder ist macht man das nicht in diesen Kreisen? I´m new to all of this.. 😉 http://patruckel.com/2013/05/27/ganz-schon-lang-die-via-ferrata-ernesto-che-guevara-auf-den-monte-casale/
Wie wars eigentlich am Klettersteig? Da bin ich mal auf deinen Drahtseil-Premierenbericht gespannt!
Tolle Bilder! An den Lago muss ich auch mal wieder!
Das Gefühl, wenn man solch einer Begegnung mit „Fels“ knapp entkommen ist, kenne ich.
Da fragt man sich dann, was wäre wenn und macht sich ein paar Mal seine Gedanken.
Ist schon ein sehr „spannendes“ Erlebnis.