Einmal Staunen bitte!

Juni 23, 2013


Acht Tage mit unserem Bus in Südtirol – das klingt nach kaputten Fingern, beanspruchten Muskeln und unvergesslichen Gipfelerfolgen. Diesmal war aber alles anders: Wir waren zum Arbeiten dort und „wir“ waren auch nicht wie sonst üblich mein Partner und ich, sondern eine Arbeitskollegin und ich. Das Ziel: Touren erkunden für einen neuen ADAC Kinderwanderführer, der im Januar 2014 in Druck gehen soll und bei uns in der Redaktion entsteht.  Harte Arbeit also. Und dennoch eine solch entspannte Zeit, wie ich sie noch selten hatte (sorry Thilo, Hartmut und wer hier sonst noch mitliest).

Einmal Staunen bitte - Südtirol Die Route führte einmal quer durch Südtirol – über den Reschenpass nach Meran und Bozen, in den Rosengarten, weiter über Brixen bis ins Ahrntal und nebenher unzählige Abstecher, die alle gefühlt 3.000 Höhenmeter nach oben führten und unseren treuen Freddy ziemlich beanspruchten. Welches nun das größte Highlight war, ist im Nachhinein tatsächlich schwer zu sagen. Wirklich umgehauen haben mich allerdings ganz klischeehaft der Karersee und überhaupt der ganze Rosengarten. Ich hatte seit meiner Zeit in Neuseeland an vielen Stellen in Europa gedacht: „Ja, das ist schön… Aber nicht so atemberaubend wie in Neuseeland.“ Diesmal war ich wirklich baff und kam aus dem Staunen kaum noch raus. Ein schönes Gefühl.

Der perfekte Moment

VW-Bus lifestyle!Ein weiterer perfekter Moment war oberhalb von Brixen im Skigebiet Pose – auf einem einsamen Parkplatz auf über 2.000 Metern hatten wir freie Sicht auf unzählige Dolomitenzacken, über denen Nachts der fast volle Mond stand und die Gegend ringsum in ein wunderschönes, weiches Weiß hüllte. Am Horizont hingegen blitzte es wie wild. Diese Stille, der friedliche Mond, die abertausend Sterne, die Gewitter im Hintergrund und die wunderschönen, respekteinflößenden Felszacken – das war tatsächlich ein perfekter Moment, den ich im Rotweindunst auch gleich noch eifrig zu Papier brachte (diese poetisch-angetrunkenen Ausschweifungen erspare ich Euch jetzt mal).

Unglaubliche Gastfreundschaft

Ungewohnte BesucherEbenso unvergesslich bleiben aber auch die Leute hier in Südtirol. Inzwischen war ich schon öfter in dieser Gegend unterwegs, aber bei unseren Kurztrips von vier Tagen kommt man mit der Bevölkerung wenig ins Gespräch. Diesmal allerdings schon – was  zum Teil sicher auch daran lag, dass zwei junge Mädels in einem VW-Bus vielleicht etwas ungewöhnlich sind. Aber egal wohin wir kamen– die Verkäuferin an der Käsetheke, der Bauer und dessen etwa 340 Jahre alte Mutter, in deren Zufahrt wir eine Nacht verbrachten, der nette Mann in der Gondel, der begeistert erklärte, wo die schönsten Wege sind, der Hirte, der uns auftrug, Kühe nach oben auf die Weide zu lassen, die Schafe aber unbedingt aufzuhalten, die Rezeptionistin beim VW-Service, die sich eifrig nach unserer Arbeit, dem Fotografieren, Neuseeland und den Norwegen mit seinen Nordlichtern erkundigte…  – sie alle waren so ausgesprochen freundlich, dass man es kaum glauben kann.
Die einzigen, die während den letzten Tagen negativ auffielen, waren ausgerechnet zwei Menschen, die im Tourismus arbeiteten. Die Lady in der Tourist-Info in Villanders wusste auf die Frage, wo man für  den Kindererlebnisweg am besten parke, nur ein patziges „keine Ahnung“, woraufhin wir keine 30 Meter entfernt von der Stelle einen großen, kostenlosen Parkplatz fanden. Und der Cassier der Taser-Gondel oberhalb von Meran wiederholte stoisch (aber zunehmend pampig) immer wieder den Preis von 14.40 Euro, anstatt nur eine Sekunde uns zuzuhören, was wir eigentlich von ihm wollten.

Es gäbe noch einige Anekdoten zu erzählen, aber die Bilder sagen mehr als Worte. Und der Chef muss ja auch nicht alles wissen, gell Thilo. Viel Spaß mit den Bildern!

 

 

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11 Comments

  • Reply Felix (nordtrekking.de) Juni 23, 2013 at 9:04 pm

    Ich staune das harte Arbeit so aussieht 🙂 Sehr schöne Fotos, die machen schon ein bisschen Laune

  • Reply bjoekoe Juni 23, 2013 at 9:58 pm

    Wirkliche coole Bilder und umso schwerer fällt es mir, der Spielverderber zu sein: Bei Bildern, die man veröffentlicht, finde ich es wichtig, dass die jeweils passende Sicherheitsausrüstung getragen wird. In diesem Fall: Longboarden (sieht ein wenig nach Downhill aus) ohne Protektoren oder wenigstens Helm kann lebensgefährlich sein – schöne Bilder wie Deine mit Mädels in kurzen Hosen und Shirt sehen cool aus, aber gerade das macht sie so „gefährlich“, denn cool wollen wir ja alle sein. Nur eine Meinung.

    Liebe Grüße aus Hamburg und von der hiesigen Longboard-Szene…

    • Reply ulligunde Juni 24, 2013 at 9:15 am

      Hi Björn!

      Find ich gut – diese Kritik. Darüber habe ich tatsächlich nicht nachgedacht (ich kann auf dem Brett ja nicht mal stehen), aber um ehrlich zu sein: Meine Kollegin ist da nur maximal vier Meter gefahren und die Straße war nicht sonderlich steil – die Protektoren lagen gemütlich im Bus. Aber jetzt wo du es gesagt hast, sagen die Bilder etwas Zwielichtiges aus. Vielleicht sollten wir nochmal nach Südtirol und die Session wiederholen 😉

      • Reply bjoekoe Juni 24, 2013 at 9:55 am

        Also Südtirol ist ja immer eine Reise wert – meinen Segen hast Du also für eine erneute Reise 😉 Und zur Helm-Thematik: Das ist ja das Problem mit diesen schönen Bildern – sie stellen nicht die Realität dar. Und außerdem suggerieren sie ein Bild von dem Sport, das Risiken ausblendet. Gäbe es nur Bilder von Skateboardern mit Helm, würde niemand den Sinn hinterfragen. Gilt ja genauso für Klettersteige und Co – wobei da die ganze Sicherheitsausrüstung schon wieder das gefährliche Gefühl vermittelt, dass einem ja nichts passieren kann und theoretisch jeder in die Wand darf. Aber ich schweife ab… 😉

  • Reply Tom Juni 24, 2013 at 9:04 am

    Und wie ich staune bei diesen traumhaft schönen Fotos untermalt von gekonnt niedergeschriebenen Worten! Einfach großartig!

    • Reply ulligunde Juni 24, 2013 at 9:17 am

      Hi Tom,

      ein Lob von einem guten Fotografen freut mich natürlich ganz besonders – vielen Dank dafür!!

  • Reply Andreas Juni 24, 2013 at 4:06 pm

    Herzlichen Glückwunsch zu diesem Job. Da würde ich getrost 24 Stunden am Tag durcharbeiten (zumindest wenn das mit der Hängematte dazu gehört…). Und herrliche Bilder, die sagen, geh weg vom Computer, setz dich ins Auto und fahr in die Berge…
    Fahr zum Karersee (zu lange schon wieder her) und lass die Kinnlade ruhig unten. Fahr zum Kalterer See und schlemme bei Gretl am See bei einem guten Wein (saulecker!) Und und und… Ich kann einen leichten Neid nicht verleugnen. Aber es sei euch gegönnt!

    • Reply ulligunde Juni 24, 2013 at 6:08 pm

      Dein Kommentar klingt nach sehr guten Erinnerungen! Den Tipp mit Gretl am See werde ich mir für`s nächste Mal im Hinterkopf bewahren 😉

      Und jetzt: ab ins Auto und ab in die Berge!

  • Reply Regine Hänsel Juni 29, 2013 at 9:34 am

    Hi, ich bin Anne`s Mama und bin absolut der Meinung, dass Protektoren ein „Muss“ sind, danke, dass ihr mein Mädel warnt.
    Ich bin begeistert von den Bildern und denke es ist wirklich fantastisch auch bei uns ganz in der Nähe.
    ,

  • Reply Fernweh im Juni | Coupledays Juli 2, 2013 at 7:19 pm

    […] nicht nur schinden kann, sondern offensichtlich auch eine entspannte Zeit haben kann zeigt uns Erika. Sie war in Südtirol unterwegs und genießt offensichtlich dieses wunderschöne Land. Die vom […]

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