Minimalismus – Konzentration auf das Wesentliche

März 13, 2013

_MG_8241Vor wenigen Tagen stieß ich beim Stöbern auf den Blog einfachbewusst.de. Er widmet sich dem bewussten, dem einfachen Leben und bezeichnet dieses Streben als „Minimalismus“. Christof von einfachbewusst.de hat diese Einstellung natürlich nicht erfunden, es gibt zahlreiche Blogs dieser Art. Und dennoch bin ich schwer fasziniert. 

 

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Während die Jungs beim Spielen sind, gönne ich mir einen Pausetag - ohne Internet, ohne Telefon, nur mit einem guten Buch, einem Tee und der Sonne. A perfect day.Minimalismus. Das ist die Reduktion auf das Wesentliche. Was wesentlich ist und in welchem Umfang kann dabei natürlich jeder für sich entscheiden. Die einen übertragen es auf die Einrichtung ihrer Wohnung, die anderen auf den Rucksackinhalt beim Reisen, wieder andere auf die Gestaltung ihres Tages. Im ersten Moment dachte ich: „Da passe ich so gar nicht rein. Ich, die ein Zelt, einen warmen Schlafsack, einen Kocher und eine dicke Kameraausrüstung auf jeden Berg schleppt – ich bin das Gegenteil von Minimalismus.“ Aber das Thema faszinierte mich und plötzlich wusste ich, weshalb: Es drückt genau das, worum es bei jenem Sport geht, der mir inzwischen zum Lebensinhalt geworden ist: Minimalismus beschreibt das Klettern.

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Klettern: Reduktion auf den Moment

5 Affen und 1 Äffin am Fels. Gut wars!Beim Bouldern und Klettern geht es tatsächlich um nichts anderes. Was zählt ist der Moment. Es ist die Konzentration auf den nächsten Zug, auf den Körperschwerpunkt, auf den Fels. Es geht darum, keinen unnötigen Ballast dabei zu haben, weder materiell noch mental – es geht schlicht und einfach darum, draußen zu sein mit Menschen, die einem viel bedeuten und diese Leidenschaft verstehen. Dabei ist es nicht das Ziel, sich mit anderen zu messen oder besser zu sein. Es geht um Freundschaft, Motivation, um die Natur und um das Meistern von Herausforderungen. Es ist die Konzentration auf das pure Leben.

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Gedanken: Frei von mentalem Ballast

Minimalismus ist für mich auch, sich von gedanklichem Ballast zu befreien. „Was denken die anderen von mir?„, „Mögen die anderen mich?„, „Wie muss ich sein, damit ich anderen gefalle?“. Es ist egal. Was zählt sind Freunde, auf die man zählen kann und die einen akzeptieren, wie man ist. Mit all seinen Fehlern, aber auch mit all seinen Talenten, die man hat. Minimalismus sehe ich darin, sich von nervenaufreibenden Gedanken zu befreien und einfach so zu sein, wie man ist. Sich zu verstellen ist anstrengend und letztendlich eine Lüge.

Auch Gedanken wie „Sowas macht man nicht!“ sind Ballast. „So ein teurer Bus – in eurem Alter!„, „Sieben Monate Urlaub! Wie sieht das denn im Lebenslauf aus!„, „Alleine reisen und zelten – das ist doch viel zu gefährlich!„. Früher hätte mich diese harsche Kritik zum Nachdenken gebracht. Inzwischen weiß ich: Folgt man seinem Herz, wird man diese Entscheidung nicht bereuen, denn in diesem Moment war es die Richtige. Wer kann schon in die Zukunft sehen.

Und überhaupt! Wer weiß denn schon, ob ich in 20, 30, 40 Jahren noch lebe? Jede zweite Frau hat Brustkrebs, ich persönlich habe ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken und auch sonst könnte ich morgen vom Bus überrollt oder übermorgen von einem Fels erschlagen werden. Oder mein Partner. Ich möchte nicht sparen um mir später meine Träume verwirklichen. Ich möchte sie jetzt verwirklichen. Ich möchte leben.

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Informationen: Konzentration auf das Positive

IMG_8308Es mögen viele nicht befürworten, aber mich interessieren inzwischen die Nachrichten nicht mehr. Sie bestehen zum Großteil aus negativen Ereignissen, aus Korruption, Gewalt, Macht und Gier. Besonders in den vergangenen Jahren dachte ich mir immer wieder: Die Welt ist böse. Sie ist es in meinen Augen immer noch – zumindest wenn man der Tagesschau glaubt. Wir zerstören unseren Planeten, betrügen, lügen, hintergehen und verletzten. Es ist natürlich eine Art von Ignoranz, wenn man sich von diesen Nachrichten abwendet, aber ich für mich – in diesem Moment – habe beschlossen, auf die positiven Nachrichten zu achten. Es sind Erlebnisse in unserer atemberaubenden Natur. Es sind Menschen, die großartiges Leisten, die Träume haben und diese tatsächlich verwirklichen. Es sind Geschichten von Motivation, Errungenschaften, Durchhaltevermögen und Erfolgen. Es geht um Lebensfreude.

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In the end…

Schlafplatz gefunden!Natürlich ist dieser „Minimalismus“ ein Begriff, den man sich immer so hindrehen kann, dass er passt. Was er letztendlich bedeutet, muss jeder für sich entscheiden. Ich für mich – ganz persönlich – sehe seine Bedeutung in der Reduktion auf das Wesentliche – und zwar in erster Linie im Kopf. Aber auch in der Lebensgestaltung selbst. Sich frei machen von Ballast, flexibel und befreit zu sein, seinen Tagesablauf so zu organisieren, dass Stress keine Chance hat. Das Leben bewusster wahrzunehmen und jeden Tag zu nützen. Nicht auf morgen zu warten, sondern seine Träume erfüllen…  All das ist Minimalismus für mich.

 

Vielen Dank an einfachbewusst.de für den Denkanstoß!

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14 Comments

  • Reply Steve März 13, 2013 at 9:37 pm

    Danke für diesen tollen Beitrag!
    Da fällt mir doch ganz spontan wieder ein treffendes Zitat ein. 😉

    „The simpler you make things, the richer the experience becomes“
    Steve House

    • Reply ulligunde März 14, 2013 at 8:21 am

      Hi Steve!

      Danke für die Blumen. Wieso wundert es mich jetzt nicht, dass du als „Papst der (Sport-)Leidenschaft“ gleich ein passendes Zitat im Ärmel hast 😉

      Grüße!

      • Reply Steve März 14, 2013 at 5:35 pm

        „habemus papam!“…Ich danke für die Blumen 😉

  • Reply bjoekoe März 14, 2013 at 12:54 am

    Ganz minimalistisch: I like!

  • Reply Gerhard März 14, 2013 at 8:11 am

    Zu Deinem Stichwort: „Die Welt ist böse“. Sie ist es nicht. Das Böse (und Schlimme) ist interessanter als das Gute und interessiert daher auch mehr, z.B. in Nachrichten. Betrachte die Menschen zu denen man Verbindung hat oder hatte. Kaum eine/einen kann man als böse bezeichnen. Es liegt auch daran, weil wir in einer Welt der Seligen leben. Menschen lassen sich leiten auch zum Bösen, wie es unsere Vergangenheit gezeigt hat und es uns in manchen Gegenden der Welt gezeigt wird. Es sind WENIGE Menschen, oft Politiker und Militärs, die über die Macht verfügen, „gute“ Zeitgenossen zum Bösen zu verführen.

  • Reply Gerhard März 14, 2013 at 8:23 am

    Minimalismus: Was macht mir wirklich Freude und was brauche ich dazu? Wenn ich etwas anschaffe: Ist das mit Aufwand verbunden, den ich eigentlich nicht will. Wenn ich etwas habe und nicht mehr brauche: Muss ich es aufheben?
    Wer eine lange Reise unternehmen will, der soll sie machen, es bereichert das Leben. Wer ein besonderes Kleidungsstück schätzt, soll es kaufen, aber nur das eine und nicht immer mehr davon. Den Sinn und die Notwendigkeit für das eigene Leben hinterfragen. Einfach Leben kann man auch im Wohlstand.

  • Reply Alex März 14, 2013 at 8:32 am

    Das ist etwas zum Nachdenken.
    Manchmal hilft es mir „runterzukommen“, wenn ich die Augen schließe, mich frage: „Was brauche ich, um mich zufrieden zu fühlen?“, und vor meinem inneren Auge eine Bild entsteht – ein Ort, eine Szene – in der ich mich zufrieden fühlen würde. Ist das auch eine Art, die Dinge auf das Wesentliche zu reduzieren?

    • Reply ulligunde März 17, 2013 at 9:17 am

      Hi Alex!

      In einer unzufriedenen Minute in sich hineinzuhören, um rauszufinden, was einen jetzt glücklich machen könnte – und dies dann tatsächlich auch umsetzen… Das ist eine Gabe, die definitiv zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt. Wie viele jammern immer nur, anstatt wirklich etwas zu ändern? Sich bewusst zu sein, dass man der Herr seines eigenen Lebens ist und es selbst formen kann, wie man es möchte – das ist Reduktion auf etwas sehr Wesentliches – finde ich!

  • Reply Daniel März 14, 2013 at 8:48 am

    Schöner Beitrag!

  • Reply Christof März 14, 2013 at 9:16 am

    Liebe Erika,

    vielen Dank für diesen persönliche Einblick und das Erwähnen meines Blogs 🙂

    Da hast Du einen tollen Artikel „zu Papier gebracht“. Man spürt beim Lesen förmlich, dass Dir viel daran lag, diese Worte loszuwerden.

    Ob die Menschen und die Welt nun Böse sind oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Ich denke uns allen, die wir oft draußen sind, liegt viel daran, dass die Natur geschützt wird. Ein einfaches Leben kann dazu beitragen, denn es ist meist auch nachhaltiger als ein Leben im Überfluss.

    Viele Grüße aus der Fränkischen Schweiz,

    Christof

  • Reply 11chen März 15, 2013 at 4:31 pm

    Hallo Erika,
    das waere genau auch der Ansatz, den einige bereits im Bereich „Trekking Ultralight“ dann weitergehen.
    UL wird leider immer noch viel zu oft nur auf das Material reduziert.

    Der letzte Absatz in deinem Artikel ist genau auf den Punkt getroffen.

    Viele Grüsse

    • Reply ulligunde März 17, 2013 at 9:55 am

      Hi 11chen!

      Du hast Recht, bei UL denke ich ehrlich gesagt auch sofort an minimale Ausrüstung. Wusste ich gar nicht, dass es sich da auch um solche Gedanken wie in dem Artikel dreht! Schon wieder was gelernt 😉

  • Reply Swen November 8, 2014 at 9:05 am

    Hi,
    perfekt. Genau so ist es. Jeder kann so einfach (minimal) oder schwer (Ballast) leben wie er will.
    Jeder trifft diese Entscheidung selbst.
    Mein Minimal Leben bedeutet für mich keinen Kredit, und nur die Dinge kaufen die man auch braucht.
    Mann lebt deshalb nicht schlechter und ist auch nicht geizig. Aber ich brauche nicht jährlich ein neues Smartphone. Wir haben noch einen Röhren TV. Wenn er kaputt geht wird er gewechselt.
    Ich habe einen Garten wo ich mich zum abschalten zurückziehen kann.
    Die meisten Leute meinen immer alles neue zu „brauchen“ Das stimmt aber nicht.
    Wenn ich bewußt lebe und konsumiere brauche ich eigentlich recht wenig um glücklich zu sein.
    Mich interessiert nicht, ob andere das was ich mache gut oder schlecht finden.

    Möge jeder sein Glück finden. Weniger ist manchmal mehr. Das sollte man vor allem seinen Kindern mit auf dem Weg geben.

    Grüße

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