Vergleich: Welcher Kocher passt zu mir?

Januar 3, 2012

Jedem Outdoorer stellt sich früher oder später eine elende, offensichtlich recht schwer zu beantwortende Frage, denn im Internet ist nur wenig Brauchbares dazu zu finden: Welchen Kocher soll ich mir nur kaufen?

Grundsätzlich stellt sich die Frage nach dem Brennstoff: Die herkömmliche Gaskartusche ist in den meisten Berg- und Trekkingländern einfach zu bekommen (3-10€ je nach Größe) und leicht zu bedienen. Der Kocheraufsatz wird einfach oben draufgeschraubt und los gehts.

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Problematisch: Der Transport im Flugzeug ist verboten, da zu gefährlich. In einigen Ländern ist es zusätzlich fast unmöglich an Gaskartuschen zu kommen (Portugal etc.). Außerdem ist es schwer einzuschätzen, wie viel noch in der Kartusche ist – häufig nimmt man dann zur Sicherheit die angebrochene und noch eine volle mit, nur um am Ende der Tour zu merken, dass die alte noch gereicht hätte. Umwelttechnisch ist die Gaslösung auch nicht so einwandfrei, da man die Kartusche nicht nochmal auffüllen kann sondern auf der Tour wegwerfen muss (dazu muss man erstmal einen (geeigneten) Mülleimer finden). Das Gas kommt außerdem bei Minusgraden bald an seine Grenzen, wobei man da mal ehrlich zu sich sein muss: Wer zeltet wirklich so häufig bei -10°? Für „echte“ Expeditionen gibt es spezielle Kocher…

Eine interessante Gaslösung ist der Jetboil (bspw. Helios 200). Durch die effiziente Konstruktion ist ein Liter Wasser nach spätestens 3 Minuten und auffallend geringem Verbrauch heiß, da kann kein anderer Kocher mithalten. Nachteil ist allerdings, dass der Jetboil spezielle Töpfe benötigt, die man nicht ohne weiteres auch mal aufs Feuer stellen kann. Der Helios 200 wiegt allerdings happige 820g, der Flash PCS nur 400g, taugt allerdings durch die Topfform in erster Linie zum Wasser erhitzen und nicht zum gemütlichen Kochen. 

Bei den Gaskochern würde ich persönlich immer darauf achten, einen mit Piezozündung zu bekommen (Jetboil hat das serienmäßig) – so kann man die Streichhölzer notfalls auch mal zu Hause vergessen und mindert das Risiko, sich diverse Haare abzufackeln. Gas bleibt halt doch Gas.

Spiritus: Wir hatten in Schweden vom Reiseveranstalter nur Trangias weil sie schlicht sehr robust und einfach zu bedienen sind. Es ist wirklich in nullkommanix erklärt und kinderleicht zu bedienen. Die Trangias machen keinerlei Geräusch und funktionieren auch beim größten Sauwetter. Nur bei niedrigen Temperaturen wird es schwerer ihn zum Laufen zu bringen.

Das Kocherset ist von der Konstruktion toll aufgebaut, weil sich alles ineinanderschachteln lässt, aber für längere Touren, ist er meiner Meinung nach nicht so geschickt: Das komplette Set ist relativ schwer (man nimmt allein zwei „Töpfe“ mit, die nur zum Windabhalten und Topfhalten sind), außerdem braucht er recht lang um das Wasser zu erwärmen und die Töpfe sind aufgrund des Brennstoffes schnell verußt (=schwarze Finger& ggf. Klamotten). Außerdem bedarf es viel Erfahrung um abzuschätzen, wie viel Spiritus man nun wirklich braucht (ich habe am Ende der Tourbegleitergeschichte mit ca. 0,5l pro Person und Woche gerechnet, hing natürlich auch davon ab, wie viel man am Feuer kocht und wie kalt es ist (Teebearf)). Nachschub ist in entlegenen Bergdörfern schwer zu bekommen, außer man ist in der Schweiz und püntklich zu den Öffnungszeiten im Dorf unterwegs. Für den Aufenthalt auf einem Campingplatz ist diese Variante aber schon ganz geschickt. Er fällt nicht um, ist leise, relativ ungefährlich (kein Gas) und beliebig erweiterbar mit „normalen“ Outdoortöpfen (im Gegensatz zum Jetboil). Spiritus zu bekommen ist zumindest in Deutschland und bei unseren fondue-essenden Nachbarn auch kein Problem.

Was mir persönlich beim Trangia noch nicht gefällt ist die fast unmögliche Regulierung. Will man die Flamme mindern oder ganz löschen muss man waghalsig einen kleinen Deckel auf den brennenden Spiritustopf „legen“. Fällt er daneben kann man anfangen, mit irgendwelchen Hilfsmitteln den Deckel wieder herauszufischen… Macht keinen Spaß.

Letzte Möglichkeit ist noch die Multifuel-Geschichte: Betreibbar mit fast jeglichem Brennstoff (von Benzin über Diesel, Kersoin bis teilweise hin zu Gas. Hochprozentiger Alkohol geht zur Not auch) ist er für längere Touren besonders in abgeschiedenen Regionen ein optimaler Begleiter. Man hat auch kein Problem den Kocher ins Flugzeug zu bringen (leere, ausgewaschene Flasche vorausgesetzt), die Leistung ist stark (ca 3,5-4 min/l) und Benzin ist auch in weniger „outdoorigen“ Gegenden zu bekommen. Aber natürlich gibt es auch hier Haken:

Zu allererst ist er anspruchsvoll im Betrieb und bedarf einiger Übung. Es können sich beim Entzünden  Stichflammen bilden und überhaupt ist die Funktion erst nach genauerem Studium zu verstehen. Das Pumpen um genügend Druck in der Flasche zu erzeugen kann bei schlechten Produkten laut Bergfreunde.de-Mitarbeiter bis zu 250mal nötig sein, da artet das abendliche Kochen doch eher zum nervigen Krafttraining aus.

Außerdem sollten diese Art von Kochern regelmäßig gewartet werden, damit nichts verstopft und kaputt geht – so etwas fällt bei keinem anderen Kocher an. Und dann ist da natürlich die Lautstärke: Die Multifuel-Kocher fauchen teilweise so laut, dass man schon fast rufen muss, um sich gegenseitig überhaupt noch zu verstehen. Auf dem Campingplatz macht man sich beim Frühstückskaffee damit sicher keine Freunde. Andere sehen allerdings den ganzen Aufbau-Vorheiz-Fauch-Putz-Ablauf als ein schon fast spirituelles Ritual, das die Vorfreude aufs Essen nur noch zusätzlich steigert. Von vielen Seiten empfohlen wird der Optminus Nova+. Mit integrierter Säuberungsnadel kommt er relativ wartungsarm daher und ist auch vom Geräusch recht niedrig. Natürlich gibt es Kocher mit besserer Leistung (bspw: Soto Muka Stove), aber die muss man sich dann erstmal leisten können.

 

Fazit:

 
Herkömmlicher Gaskocher (ca.30€): Für alle die bei normalen Temperaturen und in nicht  exotischen Ländern auf Tour gehen und dafür nicht allzu viel Geld ausgeben möchten. In Ländern wie Zentral- und Nordeuropa, Australien und Neuseeland ist zudem die Besorgung kein Problem (Kanada, USA wohl auch nicht. Aber da war ich noch nie).

Jetboil (180€): Für alle, die sich mal was gönnen möchten. Sieht man mal vom Brennstoff-Beschaffungsproblem in bestimmten Ländern ab, sicher die effizienteste und leiseste Variante mit der man auf jedem Lagerplatz bestimmt schnell zum Star wird.

Trangia (100€): Hm… für Leute die am liebsten mit dem Auto losziehen, nicht bei besonderes geringen Temperaturen kochen möchten und es nicht eilig haben. Vorteilhaft wohl, dass sie sehr stabil stehen, robust gebaut und Wind ihnen nichts anhaben kann. 100€ für ein Set ist aber happig, für den Preis gibt es auch schon Multifuels. Besorgung von Spiritus in vielen Ländern kein Problem, vor allem natürlich in Skandinavien (Schwedisches Produkt) und der Schweiz (Fondue). Auf Teneriffa gibt es allerdings zum Beispiel keinen Spiritus zu kaufen! Vorsicht: Nicht mit Brennpaste betreiben!!!! Verklebt sämtliche Brennlöcher.

Multifuel (Nova+: 150€): Für alle die auch bei niedrigeren Temperaturen warmes Essen wollen, mal in entlegenere Länder reisen, sich keine Gedanken mehr über den Brennstoff ihres Kochers machen möchten, ein bisschen Grips und Vorsicht für den Betrieb mitbringen und schlechte Ohren haben.
Auf der Outdoorseite.de gibt es einen anschaulichen Testbericht eines Multifuels (Optimus).

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Die schönste Art zu kochen ist natürlich über dem Feuer.

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Der Vergleich ist rein subjektiv, die Preise dienen nur als Orientierungshilfe. Bildquelle: www.bergfreunde.de 


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6 Comments

  • Reply eossegeltoern Januar 3, 2012 at 4:48 pm

    Hallo Erika!Spiritus bekommst Du nicht überall. Da müssen Läden offen haben und Du mußt ins Tal.Mein Kocher, ich weiß die Marke nicht mehr geht mit Diesel, Petroleum und Gas. Auf meiner Alpentour ging mir der Brennstoff aus, dann hat mir ein Förster von seinem Disel- Reservekanister was gegeben. Was noch besser wäre, wäre Benzin. Das gibt´s auch überall, sogar bei Waldarbeiters Kettensäge. Man braucht da auch nicht vorheizen. Frag mal den Joachim, ich glaube der hat einen Kocher für alle Brennstoffe. Mit Übung funktionieren die Kocher problemlos. Es macht ja auch Freude, so ein Gerät zu beherrschen. Universalität und Gewicht und Funktionssicherheit sind das wichtigste. Geräusch ist sekundär.drahreG

  • Reply ulligunde Januar 4, 2012 at 8:43 am

    Hallo Papa,hast du nicht einen Primus? Jojo hat den Optminus Nova+, den ich auch im Beitrag erwähnt habe. Er scheint einer der besten zu sein… Die nächste Saison wird bei mir wohl also mit Nova+ und neuen Trekkingstöcken beginnen… !

  • Reply baumionta Januar 7, 2012 at 6:26 am

    Hallo Erika!Habe den Vergleich jetzt noch nicht gelesen, bzw. nur teilweise. Ich kann dir zum Vortreffen, falls du da sein solltst, noch einen anderen Kocher zeigen. Du solltest ihn moegen. Falls mal kein „offenes“ Feuer erlaubt ist, ist er eine Alternative: http://www.bushbuddy.caGruss,Marc

  • Reply Packliste: Fernwanderwege (Via Alpina) « ulligunde März 29, 2012 at 8:49 pm

    […] Kocher und Brennstoff (vorher ausgiebig testen und lernen damit umzugehen! Vor allem bei […]

  • Reply Testbericht: Optimus Nova Plus (Multifuel-Kocher) « ulligunde April 20, 2012 at 6:09 pm

    […] mag, könnte beispielsweise über den berühmten Trangia nachdenken… Schaut doch einfach mal bei dieser Übersicht vorbei, da werden alle gängigen Modelle […]

  • Reply Freundfuchs Dezember 24, 2012 at 11:15 pm

    soto muka, ein super Kocher läuft am liebsten mit Rein Benzin und dann sehr gut. meiner ist schnell verstopft mit normal Benzin, und vorsicht der Schlauch ist aus Gummi – niemals Feuer dran kommen lassen – nur außen ist er mit einem Metallgeflecht umgeben

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