Mit einer eher schlaflosen Nacht kam endlich der Tag, an dem es endlich losgehen sollte… Meine erste Hochtour!
Zum Frühstück musste ich mich überwinden, das „Gipfeli“ runterzukriegen, ich war schrecklich aufgeregt… Wie wird es sein? Schaff ich es? Werde ich mich sehr überwinden müssen? Wie wird das Wetter? Letzteres sah zu dem Zeitpunkt nicht sonderlich gut aus – draußen regnete es beständig, dicke Wolken verhinderten jegliche Aussicht auf die umliegenden Berge.
Die Dorfführung die mir hier in Bergün morgens um halb zehn organisiert worden war, kam im Grunde ganz gelegen, weil ich so wenigstens eine Stunde etwas abgelenkt war. Den Stories von Sgrafittos, Häusern im Engadiner Stil und dem alltäglichen Leben vor einigen hundert Jahren konnte ich dennoch nur schwer folgen, obwohl sich der einheimische Guide (er sagte, er lebe seit dem 16ten Jahrhundert hier. Sah gar nicht so alt aus…) wirklich Mühe gab.
Um 13 Uhr war es dann endlich so weit – mit meinem eigenen Bergführer (Luuuxus!!) ging es in knapp 2h die 800hm hoch zur Kesch-Hütte. Es regnete unablässig, die Wolken gaben kein einziges Mal den Blick auf den gleichnamigen Gipfel frei. Dennoch war die Wettervorhersage für den nächsten Tag gut. Um schöne Fotos machen zu können, starteten wir um 4 mit Stirnlampen Richtung Piz Kesch. Die letzten zweihundert Höhenmeter ging es durch steile Schnee- und Geröllfelder und tollem Granit nach oben. Gerade als mir die Kletterei mit Steigeisen anfing Spaß zu machen, war es aber auch schon wieder rum und wir standen am Gipfel. Schade! So hätte es ruhig noch etwas weiter gehen können 🙂 Mit den letzten Schritten zum Gipfel kam plötzlich die Sonne durch die Wolkenschicht und es eröffneten sich immer mehr Ausblicke auf die umliegenden Berge – Piz Palü, Bernina mit dem wunderschönen Bianco-Grat, Piz Roseg – am Horizont tauchten sogar kurz die berühmten Gipfel des Berner Oberlands auf. Nur der Tödi, der Berg den ich eigentlich am liebsten bestiegen hätte – blieb hartnäckig verborgen.
Ich beschreibe die Tour diesmal so unverblümt, weil der eigentliche Artikel ja erst folgen wird – er wird mein Beitrag zum Nachwuchspreis der Reisejournalisten. Da wir aber am Freitag erst noch erzählt bekommen, worauf wir achten sollten und wie lang der Artikel sein soll, schone ich jetzt m Erinnerungen an die Tour. Eines kann ich jedenfalls sagen: Hochtouren – auch wenn diese eine wirklich kleine war – sind eine völlig neue Disziplin und kaum eine andere Sportart hat mich bisher so begeistert. Es ist eine Kombination aus Bergsteigen – also ausdauernd und lange nach oben zu steigen – und Klettern mit all seinen Sicherheitsaspekten, Gefahren und Überwindungen. Ich würde am liebsten gleich die nächste dran hängen. Geht nicht, klar, also werde ich mit einer anderen Teilnehmerin, die ich hier zufällig getroffen habe, nach Filisur wandern. Sie schreibt eine Reportage über das Wandern mit einer Wander-App, also ohne Landkarte und nur mit Handy zur Navigation. So kann ich wenigstens die tolle Bergwelt noch einmal etwas genießen! Um 19 Uhr kommen dann alle Teilnehmer wieder in Brigels zusammen, am Freitag gibts den zweiten Teil des Seminars, nachmittags noch eine sportliche Überraschungseinlage und am Samstag gehts wieder nach Hause. Hoffentlich bleibt das Wetter so gut, damit wenigstens eine Kletter-Alpintour möglich ist – wenn’s schon mit einer Hochtour so schnell nichts wird.
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Gratulation! Zum Kesch, zur Woche, zum Aufschub von V.A. Jetzt kommt Farbe rein, jetzt drivt es, so geht es!