Ich geh in die Berge. Was soll ich bloß anziehen?

März 25, 2012

Überraschung! Die „was zieh ich bloß an!“-Frage stellt sich allen, egal ob 5 Minuten vor dem Kinobesuch oder vor einer Aktion in den Bergen. Im Dschungel der Membranen, Beschichtungen, Base-Layers, Isolationen, Active Shells, Neo Shells und Wassersäulen kapituliert man schnell und kauft im schlechtesten Fall einfach nach Optik. Grundsätzlich hängt die richtige Bekleidung immer extrem von der jeweiligen Betätigung ab. Sehr schweißtreibend, über mehrere Wochen, in regenreichen Gebieten? Wenn es so sehr ins Detail geht, hilft nur noch der fachkundige Verkäufer. Dennoch gibt es einige Tipps, die man grundsätzlich geben kann.

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Das Zwiebelprinzip

1. Lage: Schweiß abtransportieren!

Das Ziel der ersten Schicht ist ganz klar, den Schweiß weg von der Haut zu transportieren. Der Körper soll zwar gekühlt werden, aber die Kleidung soll nicht nass aufliegen. Wichtig ist, dass sie eng anliegt und an Druckstellen flache oder bestenfalls keine Nähe hat. Diese Kleidungsstücke häufig waschen! Ohne Weichspüler, aber gerne auch bei 60°, das tötet die geruchsbildenden Bakterien ab.

es gibt zwei Möglichkeiten:

Kunstfaser (Polyester, Polyamid, Polyacryl, Polyethylen)

  • exzellenter Feuchtigkeitsabtransport, trocknet extrem schnell
  • sehr leicht
  • relativ hoher UV-Schutz
  • riecht aber sehr schnell sehr abstoßend

Merinowolle

  • für Leute, die schnell frieren und nicht so stark schwitzen
  • er große Vorteil: Merino stinkt kaum, auch nach wochenlangem Tragen
  • speichert die Feuchtigkeit und gibt sie langsam an die aufliegende Schicht ab. Merinowolle wärmt aber auch noch sehr gut, wenn sie feucht ist!
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2. Lage: Kälteschutz

Wichtig: Auch diese Schicht muss eng und elastisch sein. Die zweite Lage macht etwa ab 10° und kälter Sinn – das ist natürlich sehr subjektiv. Hat es draußen über 10°, reicht als erste Schicht ein Funktionsshirt (ggfl. Longsleeve für den Komfort) und darüber die 3. Schicht. Wirklich!

Drei mögliche Materialen, die in Frage kommen:

Fleece

  • trocknet schnell, hält die Form, auch bei Nässe
  • häufig ein Problem: Pilling (Knotenbildung auf der Oberfläche). Hersteller die schon lange im Geschäft sind, haben dieses Problem jedoch im Griff
  • starke Schwankungen in Qualität

Polartec PowerStrech

  • hoch elastisch, innen extrem weich. Wärmt gut, leitet Feuchtigkeit sehr gut weiter
  • Vorteil von PowerStretch: die Außenseite ist sehr robust und glatt und damit windabweisend. Ist vom Tragekomfort so gut, dass es auch gut als erste oder einzige Layer getragen werden kann
Merino
  • oder einfach eine weitere Schicht Merinowolle

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3. Lage: Wind- und Wetterschutz

Beschichtet

Fast jeder große Hersteller besitzt seine eigene Technologie zur Beschichtung und damit auch einen kreativen Namen. Das Problem an Beschichtungen ist generell, dass sie nicht so robust und abriebfest sind wie Membrane. Für den Alltag reichen sie aber völlig aus.

Mit Membran

Membrane sind robuster und länger wasserdicht als Beschichtungen, außerdem lassen sie besser den Wasserdampf hindurch, was zu einem besseren Tragekomfort führt. Die Membran (häufig von Gore-Tex) wird mit dem Oberstoff vereint (Laminat), dadurch entsteht quasi eine Lage. Wenn die Fütterung innen lose an den Nähten hängt, spricht man von 2-lagigen Jacken. Sie sind weich und rascheln weniger. Bei 3-lagigen Jacken werden Oberschicht, Membran und Füllung zu einer Ebene vereint. Dadurch wird das Material steifer aber auch robuster.

Wer mehrere Wochen mit einem schweren Rucksack durch ein regenreiches Gebiet wandern möchte, sollte unbedingt eine dreilagige Jacke kaufen. Wichtig ist außerdem, dass sie unter den Armen Belüftungsreißverschlüsse besitzt, die Ärmel ausreichen lang sind, die Jacke bis über die Hüfte geht und bestenfalls an den Schultern zusätzlich verstärkt ist.

Übrigens: Selbst die beste Jacke kann nur Dampf nach außen transportieren (sog. „Atmungsaktivität“), wenn die Außentemperatur geringer als die Innentemperatur ist. Je größer der Unterschied, desto besser; mit Einschränkung natürlich. Wenn die Temperaturen unter null fallen, kann sich die Feuchtigkeit als dünne Eisschicht auf der Oberfläche sammeln und behindert somit den Abtransport. Ist die Außentemperatur höher als innen (schon ab 15°), funktioniert die „Atmungsaktivität“ nur bedingt bis gar nicht. Der Dampf sammelt sich in der Jacke und es wird feucht, ganz gleich wie teuer die Jacke war. Hier lohnt sich dann eher eine Softshell, da sie atmungsaktiver ist. Grundsätzlich gilt: „Je wasserdichter, desto weniger atmungsaktiv.“

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3 Comments

  • Reply Was ist eigentlich: Neo Shell, Power Shield, Active Shell, Pro Shell…? « ulligunde März 25, 2012 at 9:18 pm

    […] weg von der Haut zu transportieren und dich vor Kälte zu schützen, liest du in dem Artikel: Ich geh in die Berge. Was soll ich bloß anziehen? Viel […]

  • Reply Testbericht: Vik Hooded Sweater von 66°North « ulligunde April 3, 2012 at 5:56 am

    […] Lies hier, wie man sich in den Bergen optimal anzieht! […]

  • Reply Anonym Mai 17, 2012 at 10:11 am

    […] rund um die richtige Bekleidung? Auf meinem Blog habe ich ausführlich beschrieben, wie man die verschiedene Trekkingkleidung am besten kombiniert und welche Arten von Trekkingjacken es gibt. Viel Spaß! […]

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