Alle Fotos: Adi Geisegger
Jahr um Jahr der gleiche Gedanke: „Ich sollte einen Skikurs fürs Tourengehen machen“. Souveränes Abfahren im Harsch, in verfahrenem Gelände oder in steilen Rinnen – das wär’s… Diesen Winter war es endlich so weit. Claudia von der Allgäuer Skischule Ski-Total nahm mich für einen Tiefschnee-Skikurs unter ihre Fittiche. So viel sei verraten: Es hat sich sooo sehr gelohnt!
Immer wieder das gleiche… Meine Tourenpartner wedeln bei Sonnenaufgangstouren über gefrorene alte Spuren, als wäre es eine frisch planierte Piste. Oder sie bügeln auf Skidurchquerungen völlig ohne zu Schnaufen durch Bruchharsch und sparen so ihre Kräfte für die nächsten Tage. Und sie stehen in fröhlicher Vorfreude vor steilen Rinnen, während ich mich oft nur frage, was ich hier eigentlich mache. Ich will einen Skikurs machen.
Genuss im Harsch!?
Es fehle nicht viel, haben schon viele zu mir gesagt. Zuletzt der Bergführer auf der Skidurchquerung von Bozen nach Kufstein mit Mountain Elements. Seit vielen Jahren denke ich mir jeden Winter: Machen müsste man es halt mal! Jetzt wurde aus dem Gedanken endlich ernst: Eine Empfehlung bei Facebook brachte mich zu Ski-Total. Die Inhaberin der Skischule, Claudia Reusch aus Sonthofen, nahm sich persönlich für mich Zeit und riet mir zu jeweils ein paar Kursstunden auf zwei Tage verteilt.
Skikurs mit Blick aufs Allgäu
Freitag. 9 Uhr. Eingekeilt zwischen gelben Nummernschildern und freudigen Pistenfans stehen Kumpel Adi und ich auf dem Parkplatz und zweifeln, ob wir hier wirklich her gehören. Es ist nicht unsere Welt, mit unseren leichten Tourenski wären wir bei dem Traumwetter beide insgeheim lieber wo anders. Aber jetzt ziehen wir es durch, es wird sich lohnen, da sind wir uns sicher. Claudia begrüßt uns mit einem breiten Lachen und verlegt den Smalltalk direkt in die Sesselbahn. Effiziente Lady! Drei Selbstständige mit Hang zum Draußensein auf einer Bank, für Gesprächsstoff war dann schon mal definitiv gesorgt.
Du kannst das
Während unten im Tal der Nebel waberte, wedelten wir ohne Stöcke im Sonnenschein abschnittsweise die Pisten von Ofterschwang hinunter. Ich ohne Stöcke! Ich! Langweilig wurde es nie, Claudia zog immer wieder neue Übungen aus dem Ärmel und feilte an Bewegungen, der Haltung und an unserer Einstellungen. „Das wichtigste beim Skifahren ist eigentlich, dass ihr daran glaubt, dass ihr das könnt!“. Ein altbekannter Spruch in meiner Welt.
Besser! Viel besser!
Drei Stunden später hatte ich das erste Mal in meinem Leben das Gefühl, meine Ski wirklich zu beherrschen – nicht andersherum. Ziemlich cool! Die Abfahrt bei der Sonnenaufgangsskitour bei Balderschwang war dem entsprechend auch direkt mal ein ganz neues Gefühl. Anstatt wie sonst 500 Höhenmeter mit etwa 300 Pausen zu absolvieren, wedelten ich diesmal nahezu pausenfrei entspannt dem Mann hinterher. Nach vorne lehnen! Hände nach vorne! Knie auseinander! Die Stöcke waren mehr Accessoire, das stolze Grinsen reichte am Auto von Ohr zu Ohr.
Pure Freude in Ofterschwang
Gleich am Montag folgte der zweite Teil, wieder mit Blick übers ganze Allgäu. Wir arbeiteten an meinem größten Verbesserungspotenzial, dem richtigen Stockeinsatz. „Fehler“ würde Claudia nie sagen, allein schon, um keine Glaubenssätze im Kopf zu verankern. Ich spürte dass es voranging und vor allem – mindestens genauso wichtig – dass uns das Lachen nie verging! Nach zwei weiteren intensiven Stunden war der Kurs beendet. Pure Freude im Bauch!
Stolz und zufrieden
Stolz, weil Claudia mir wirklich das Gefühl gegeben hatte, souveräner und sicherer auf den Ski zu stehen. Und hibbelig, denn es war klar, was jetzt folgen musste: Üben! Viel üben, um das Gelernte als Routine zu verankern. Es ist immer wieder ein großartiges Gefühl, Neues zu lernen oder Fähigkeiten zu verbessern. Ich war froh, dass ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, den Kurs zu machen. Es hat sich für mich vollends gelohnt.
Fazit:
Jeder, der dieses „ach, so gut würde ich auch gerne fahren“ oder „wie machen die anderen das nur?“ auch kennt, dem kann ich nur empfehlen, auch mal einen Skikurs zu machen! Tut nicht weh, bringt – zumindest bei der Claudia – mächtig Spaß und lohnt sich doppelt und dreifach. Und wer im Allgäu wohnt, der hat’s auch gar nicht weit 😉 Machen!
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