Etwas Entspanntes sollte es werden. Was daraus wurde, würde womöglich der ein oder andere nicht unbedingt als „entspannt“ einstufen – 2.000 Höhenmeter, gut 20 Kilometer und viele Passagen durch Fels sind nicht für jeden der Inbegriff eines gemütlichen Tags. Nach den Wochen in den Lofoten mit all den extrem steilen Pfaden, den Routen zum selbst Absichern, die bisweilen aufwändige Orientierung, die Minuten der Angst und Überwindung – im Gegensatz dazu war unsere Tour auf das Hohe Licht wirklich ein Spaziergang.
Ich krieg dieses Grinsen nicht los! Wir sind wandern. Ganz oldschool wandern – so richtig mit markierten, gepflegten Pfaden, mit Wegweisern, mit Hütten, versicherten Passagen und anderen Menschen. Vielen anderen Menschen. Was für ein krasser Kontrast zu den Lofoten, in denen wir noch bis vor wenigen Wochen waren! Aber es ist cool. So cool, wieder daheim zu sein im Allgäu, in den Bergen, in denen man alle Gipfel aufzählen kann und zu jedem eine eigene Geschichte hat.
Auf Deutschlands schönstem Höhenweg
Mit beiderseits kaputten Rädern ging es nach Einödsbach, in flottem Tempo über furchtbar rutschige Pfade zur Enzianalpe (bitte, was für eine legendäre Lage hat diese Hütte!), weiter zur wuseligen, gut besuchten Rappenseehütte und über einen kühn angelegten Pfad zum Hohen Licht. Die Aussicht war natürlich phänomenal, aber irgendwie kennt man das Panorama halt schon. In wenigen Minuten kraxelten wir wieder zurück zum Pfad, den wohl die meisten als den „Heilbronner Weg“ kennen. Angeblich der schönste Höhenweg Deutschlands (oder war‘s der Alpen?!). Ich war hier noch nie, weil mich die Popularität kräftig abschreckte. Aber wenn man schon solch eine Superlative vor der Haustüre hat, sollte man sie sich schon mal anschauen und siehe da: Er ist tatsächlich schön. Die Touristen kommen hier in den Genuss von hochalpiner Landschaft, ohne ernsthaft Bergerfahrung haben zu müssen, denn der Weg ist wirklich komplett entschärft. Wären da nicht die vielen, vielen Leute, die in beide Richtungen unterwegs waren, könnte man hier wirklich zügig über den Grat kraxeln.
Wetterumschwung
Da wir beide gesundheitlich angeschlagen waren, ließen wir die Mädelegabel aus und stiegen direkt zum Waltenberger Haus ab. Diese Entscheidung fällten wir noch bei herrlichem Wetter, nur vereinzelt waren tiefe Wolken zu sehen. Innerhalb weniger Minuten zogen sie sich aber am Kamm zusammen und aus einem strahlenden Sonnentag wurde plötzlich ein nasser Herbsttag. Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell sowas in den höheren Bergen passiert.
Allgäu halt!
Der Abstieg war zäh, wirklich zäh, aber wer 2.000 Höhenmeter aufsteigt, muss sie halt auch wieder runter. Und ehrlich gesagt war das beeindruckendste Motiv der ganzen Tour das schroffe Tal entlang des Bacherlochbachs. Nahezu senkrechte Grashänge ziehen hier viele hundert Höhenmeter hinauf, bis ganz oben die imposante, massige Trettach über alles wacht. Solch ein Ensemble gibt es einfach nur im Allgäu. Wunderschön. Ein Bild gibt es davon übrigens nicht, die Kamera hatte inzwischen vor dem immer wieder einsetzenden Regen den Rückzug in den Rucksack angetreten.
Ein schöner Tag in den Bergen
Trotz (oder wegen?) der vielen Höhenmeter und der vielen Menschen war es eine wunderschöne Geburtstagstour. Draußen in den höchsten der heimischen Berge, gemeinsam mit dem besten Partner der Welt, auf abwechslungsreichen Pfaden und bei herrlichem Wetter – es muss nicht immer das ganz große Abenteuer sein, um einen wunderbaren Tag in den Bergen zu erleben.
3 Comments
Cool, der graue Fels! Wir haben’s schon gut, hier in den Alpen.
Gestern hab ich an Dich denken müssen als ich mit der Angel den Engstlensee umrunden wollte. Es hat zwar extra ein „Sackgasse“-Schild. Aber ich musste mir das schon selbst ansehen. Ich bin dann einige Minuten oberhalb eines kleinen Felsbandes rumgetiegert und letztendlich umgekehrt. Ihr wärt sicher abgeklettert… 😉
Willkommen zurück…und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
Hey Erika,
einfach nur wandern – und es war gut?! Freue mich über Dein Urteil *hehe*
Aber es war schon ne ordentliche Tour, gell? Find ich gut!
Lieben Gruß ins Allgäu ausm Gäu 😉
Corinna