Ich weiß auch nicht wie das passiert ist. Die letzten Wochen waren einfach so warm, der Kopf so gut, die Ausdauer so stark wie selten zuvor: Ich bin komplett im Klettermodus. Aber wir haben ja Winter und da geht man standesgemäß auf Skitour. Und weil ZAMG magische 10-15 cm Neuschnee plus Sonne pur am Samstag im Kleinwalsertal angesagt hatte, haben wir es halt mal wieder versucht. Fazit vorweg: Kann man machen, muss man nicht.
Wir sind zu ängstlich!
Ich bin ja ein Fan vom (sehr) frühen Starten. Die Atmosphäre ist besonders, die Lawinensituation weniger kritisch und vor allem sind nicht so viele Leute unterwegs. Diesmal ging es aber nicht anders, weshalb wir erst gegen halb zehn auf die Ski kamen. Und mit uns fünfzehn andere Autos vollbeladen mit Menschen. Dislike. Wir hatten uns eigentlich den Winterelfer ausgesucht – auf der Karte sah er nach einer schön langen Tour aus, weite Strecken ohne Bäume, verhältnismäßig hoch. Noch im Auto hatten wir uns aber schon fast umentschieden, denn die Lawinensituation widersprach im Grunde der Tour (Dreier + ungünstige Exposition). Die Alternativ war die Hammerspitze. „Schauen wir einfach mal, wo die alle hingehen“, dachten wir uns und rutschten los.
Spurenlegen für Fortgeschrittene
So wie es aussah, hatten wir mit der Lawineneinschätzung völlig daneben gelegen, denn wen wir auch fragten, alle wollten auf den Elfer. Verrückt. Als wir dann die Waldschneise sahen, die zur Hammerspitze führte und keine einzige Spur drin war, reichte ein kurzer Blickkontakt für die Entscheidung. Wir verließen den Bandwurm und stiegen durch die steindurchsetzte Schneise nach oben, gefolgt nur von drei anderen Tourengehern, die scheinbar den ähnlichen Gedanken hatten. Immer enger standen die Bäume, immer steiler wurde das Gelände. Die feste Eislamelle direkt unter dem frischen Pulverschnee tat ihr Übriges, das das Spuren zunehmend nerviger wurde. Auf der Karte war natürlich schon im Vorhinein sichtbar, dass der Aufstieg weite Teile durch Wald führen würde, aber so!? Naja, irgendwann ging der Wald in Latschen über, wir bahnten unseren Weg zwischen herausstehenden Steinen irgendwie nach oben. Lieber nicht an die „Abfahrt“ denken…
Feiner Pulver auf Eis, bitte.
Ab der Wannenalpe kam dann doch noch Skigenuss auf, obwohl auch hier die Eislamelle das Spuren in den steileren Stücken erschwerte. Das letzte Stück zum Gipfel mussten die Ski getragen werden, so wenig Schnee war da. Super Sache. Wir blieben nur kurz oben und verlegten die Brotzeit zurück auf die Wannenalpe, wo der Wind nicht so blies. Die Abfahrt bis dort war wunderschön – feiner Pulver, allerdings mit einem etwas inhomogenen Untergrund. Sven präsentierte zwei ausgefeilte Stürze, die Bestnoten bei der Haltung gaben. Sehr ästhetisch, wie er sich da das eine Mal ungewöhnlich lange auf einem Ski gedreht und am Ende mit dem Kopf zuerst in den Schnee getaucht ist. Respekt an dieser Stelle.
Ski-Stein-Baum-Geshredder
Ab der Wannenalpe war es dann vorbei mit dem Skigenuss. Zunächst ein bisschen Ski tragen, dann ein wenig Kurvenfahren, am Ende bösartig schmaler, teils steiler Slalom um kleine Bäume, große Bäume, tote Bäume, Baumstümpfe, alles immer wieder durchsetzt mit Eisklumpen, Gras und Steinen. Und weil sowas nicht genug ist, muss man am Ende seine Ski auch noch bis zum Auto tragen, weil die Straße säuberlich geschottert wurde. Aber bleiben wir fair – oben wars ganz nett. Nächstes Mal geh ich aber dann vielleicht doch lieber wieder klettern.
No Comments