Regenklamotten sind ja eigentlich doof. Einerseits ist es auf Tour immer ärgerlich wenn es regnet, andererseits schwitzt man in den wasserdichten Textilien so sehr, dass es im Endeffekt häufiger doch trockener ist, die Regenklamotten erst gar nicht anzuziehen. Außerdem ist die Entscheidung, jetzt die Schutzschicht doch aus dem Rucksack zu holen, häufig unnütz, weil die Regenfront am Horizont just in dem Moment wo anders hinzieht oder sich einfach auflöst.
Trotzdem, für eine Mehrtagestour ist eine Regenhose Pflicht, ganz besonders, wenn man mit Zelt unterwegs ist und die Sachen nicht in einer Hütte trocknen kann. Da ich nun doch schon einige Male im strömenden Regen gelaufen bin, habe ich einige Erwartungen an Regenhosen entwickelt, die ich bei der Suche nach einer neuen besonders berücksichtigt habe:
- Seitlicher Reißverschluss, der mindestens auf Schenkelhöhe führt, am besten sogar so weit, dass man das Hosenbein quasi „aufklappen“ kann (RV bis zum Bund hoch). So ist das Anziehen viel einfacher, weil man sich nicht erst irgendwo hinsetzen muss oder auf einem Beim hüpfend die schmalen Hosenbeine über die globigen Wanderschuhe friemeln muss.
- Möglichst geringes Gewicht und kleines Packmaß.
- Eine Möglichkeit, trotz Regenhose noch an die Hosentasche zu kommen, denn dort befinden sich auf Wanderungen genau jene Dinge, die schnell griffbereit sein sollen: Taschenmesser, Labello, Wanderkarte. Auf den Zugang zu verzichten, bloß weil gerade Wasser vom Himmel kommt, möchte ich eigentlich nicht.
Herausgekommen ist die Paclite von Berghaus, die mich schon beim Auspacken überzeugte:
- Gewicht: 185g, da muss man eigentlich nicht mehr dazu sagen. Mein Handy wiegt mehr!
- Reißverschluss: Der Reißverschluss geht bis ca. 20cm unterhalb des Bundes, da ist definitiv genug Platz, um auch die größten Wanderschuhe schnell und ohne Probleme durchzubekommen. Und nicht nur das Anziehen ist dadurch erleichtert: Häufig ist es beim Trekking zwar nass, aber gleichzeitig auch sehr warm. Diesen langen Reißverschluss kann man entweder nicht ganz nach unten ziehen oder aber oben wieder einen Schlitz zur Belüftung öffnen. Bei meiner alten Hose habe ich zum Beispiel in Schweden den Reißverschluss gar nicht geschlossen, weil es so schwül war. Die Hosenbeine flatterten aber im Wind und behinderten mich beim Gehen, das kann mit der Neuen von Berghaus nicht passieren: Druckknöpfe auf Kniehöhe und am Bund können zugeknöpft werden, gewährleisten so weiterhin die Belüftung und verhindern das wilde Flattern. Außerdem sorgen ziemlich lange Stoffstückchen an den Reißverschlussverschlüssen dafür, dass man die Hose auch gut mit Handschuhen an und ausziehen kann. Da hat jemand wirklich mitgedacht. Ich bin begeistert!
- Erreichbarkeit der Hosentaschen: Wenn es so sehr regnet, dass selbst ich die Regenklamotten anziehe, ist mir meine Optik herzlich egal, deshalb ziehe ich Regenhosen gerne so weit hoch wie möglich, damit mir das Wasser bei einer weiten Bewegung nicht doch noch irgendwo reinläuft. Macht man das bei der Berghaus Hose auch so, reicht der Reißverschluss so weit hoch, dass man die Hosentaschen gut erreichen kann. Ob das allerdings nur Zufall oder wirklich gewollt ist, kann ich nicht beurteilen.
- Packmaß: Die Hose kann in einem mitgelieferten Netz verstaut werden und ist dann gerade mal so groß wie eine Orange.
- Bund: Der Bund ist schön dehnbar und kann bei Bedarf mit einem Gummizug auch noch enger gezogen werden. Bei mir zwar unnötig, weil sie mir so schon sehr gut passt, für dünne Leute aber definitiv ein Vorteil.
Aber wo Sonne ist, ist auch Schatten. Der Schatten ist bei der Paclite an den unteren Bündchen: Es gibt keine Möglichkeit, die Hose an den Schuhen zu fixieren – weder Haken (wie man es von Gamaschen kennt) noch ein Gummizug. Macht man einen weiten oder hohen Schritt, rutscht die Hose über die Schuhe – „Wasser marsch“!
Fazit
Da die Hose so enorm gut durchdacht ist, hat mich das Manko mit der fehlenden Fixierungsmöglichkeit am Schuh doch etwas enttäuscht, denn abgesehen davon, ist die Hose wirklich jeden Euro wert. Aber vielleicht wollte sich Berghaus auch nur ein bisschen Luft nach oben lassen – wenn auch noch Häkchen am Bund vorhanden wären, wie sollten sie die Hose denn dann noch verbessern?
PS und Nachtrag Ende 2016: Die Regenhose ist auch heute noch regelmäßig im Einsatz!
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