Bevor ich in den Doubtful Sound aufgebrochen war, hatte ich noch Katharina kennen gelernt: Sie nutzt die Zeit zwischen abgeschlossenem Physik-Studium und Promotion in Berlin um für zwei Monate Neuseeland zu erkunden. Wir hatten beide den Wunsch, abseits der ausgetretenen Pfade zu wandern; sprich: Abseits der Great Walks in denen die Übernachtung pro Nacht 50$ kosten und die Monate im Voraus gebucht werden müssen. Auf dem Milford Track („the finest track worldwide“) starten auf diese Weise täglich 40 Personen, die alle den Track innerhalb von 4 Tagen laufen müssen – nicht weniger, nicht mehr, denn es folgen am Tag darauf wieder 40 die ebenfalls ein Bett in den Hütten erwarten.
Nach einer etwas langwierigen Recherche entschieden wir uns für den Manapouri-Track. Eigentlich als 7h-Circuit gedacht, teilten wir den Weg auf zwei Tage auf und planten eine Übernachtung in einer kleinen Hütte am Strand ein. Es sollte ein kleiner Probelauf werden um am Tag darauf auf den viertägigen Greenstone-Caples-Track zu starten.
In meinem kleinen Wanderführer ist die Route als „nur für Abenteuerlustige“ deklariert – Rivercrossings auf 3-Wire-Bridges (ein Seil zum Laufen, zwei zum Festhalten) und auf umgefallenen Baumstämmen, ein ausgesprochen schlammiger Weg und überhaupt ein extrem anstrengender Track wegen der steilen Anstiege und der vielen umgefallenen Baumstämme. Klingt nach einer Herausforderung!
Wir fuhren per Anhalter mit einem kanadischen Ehepaar die 20min bis nach Manapouri und organisierten uns dort das Wassertaxi, das uns zum Startpunkt des Tracks bringen sollte – eine Brücke gibt es nicht. Die Frau kam sofort mit ihrem Roller angebraust und schipperte uns mit ihrem kleinen Boot auf die andere Seite des Flusses. 25$ für zwei Personen, inklusive Rückfahrt und Versicherung, dass wenn wir morgen nicht zur ausgemachten Zeit am Steg sein sollten und sie nichts anderes von uns höre, sie ein Search-and-Rescue-Team losschicken würde. Guter Service, und doppelt hält besser. Der nette Rezeptionist im YHA in Te Anau, von wo wir gestartet waren, hat uns das auch erklärt: Wenn wir morgen Abend nicht zurück sein sollten, ruft er das Department-of-Conservation an und lässt uns suchen. Angenehm, sich so abgesichert zu fühlen!
Das Wetter war herrlich und der Weg führte die erste Stunde immer wieder an wunderschönen Stränden entlang -ständig mit Aussicht auf die atemberaubenden Kepler-Mountains im Hintergrund. Nachdem es tiefer in den Wald ging, wurde der Weg dann tatsächlich etwas abenteuerlicher – aber die erste 3-wire-bridge, auf die wir uns schon seit Beginn des Tages gefreut hatten, muss wohl erst kürzlich durch eine Swingin-Bridge ersetzt worden sein. Wie schade!
Und plötzlich war sie da: Nachdem sich Katharina noch auf den letzten Metern des heutigen Tages graziös über einen Stein fallen ließ und mir damit einen ordentlichen Schreck eingejagt hatte, standen wir unerwartet vor unserer gemütlichen Herberge für heute Nacht. Schöne Hütte – aber unfassbar viele Sandflies. Wie schade! An ein gemütliches am-Strand-sitzen war so nicht einmal ansatzweise zu denken. Macht nichts, wir hatten natürlich leckeres Essen dabei und verbrachten den restlichen Abend mit unserem Dinner, einer heißen Milch und kurzen – mutigen – Abstechern zum See um wenigstens ein bisschen von der Abendstimmung mitzubekommen.
Am nächsten Tag kamen wir dann doch noch auf unsere Kosten: Die zweite 3-Wire-Bridge stand tatsächlich noch und wir hatten unseren Spaß bei der Überquerung des recht tiefen Flusses. Die Kamera habe ich aber auf der Brücke dann doch nicht ausgepackt 😉
Die finalen 300hm in der Mittagshitze hoch zum Lookout waren anstrengend – aber die Aussicht entschädigte wirklich für ALLES.
Bei dem Ausblick auf den Lake Manapouri, Mt. Titaroa (der große, weiße) und die Bucht, in der wir die letzte Nacht verbracht hatten fiel es schwer, sich noch einmal für den letzten Abstieg und den Weg bis zum Steg aufzuraffen – aber das Bad im eiskalten Lake Manapouri kurz bevor wir vom Wassertaxi abgeholt wurden, war die Anstrengung wirklich wert.
Ein sehr genialer Track! Spannende Herausforderungen, schöne Hütte und eine grandiose Begleitung. Naturwissenschaftler halt? 😉
Cheers!
2 Comments
Selbstverständlich! Die Wege hier im Regenwald wachsen nur um einiges schneller wieder zu als bei uns zu Hause, aber mit ein bisschen Abenteuerlust geht das ohne Weiteres.
Wunderschöne Bilder!