Bloggertreffen 2016

März 1, 2016

Seltsam. Eigentlich müsste doch eine Materialseilbahn nach oben führen. Und der Philipp hätte uns schon längst überholen müssen. Und wo ist eigentlich diese Mixed-Verschneidung, die links von uns auftauchen sollte? Und die Alm nach zwei Dritteln des Weges? Komisch. Egal, die Hütte wird schon noch kommen.

Bloggertreffen der größten Alpin-Blogs, diesmal am Westfalenhaus.Bloggertreffen! Vor zwei Jahren hatte ich zum ersten Mal meine Lieblingsblogs zu einem Treffen eingeladen, alle waren dem Ruf gefolgt. Inzwischen sind unsere gemeinsamen Unternehmungen nur noch formal „Bloggertreffen“, viel mehr sind es Touren mit Freunden. Großartige, spannende und anspruchsvolle Touren!

Ob von der Jamtalhütte im bitterkalten Nebel Richtung Jamtalspitze, bei herrlichstem Powder und Sonnenschein auf die umliegenden Dreitausender der Amberger Hütte oder auch im Sommer die Überschreitung des Olperers und der Wilden Leck – die Treffen sind immer Garant dafür, dass es

a) lustig
b) anspruchsvoll und
c) anstrengend zugehen wird.

Mit drei Trailrunnern und auch sonst echt fitten Leuten kein Wunder. Meine Devise für diesmal also: Minimalstes Gepäck. Leichte Kamera (Sony A6000 mit 12mm-Weitwinkel, frisch gekauft, yai!), kaum Wechselklamotten, nur die allernötigsten Karabiner für die Spaltenbergung. Kein Schnickschnack, aber wirklich gar keiner. Und so war es dann auch nicht ganz so schlimm, als uns nach rund 1.200 Höhenmetern auffiel, dass wir hier nicht richtig sein können. Aber von Anfang:

Freunde treffen

Aufstieg im Sonnenschein zur Schöntalspitze bzw ZischgelesNeun Uhr Parkplatz Lüsens. Herzliche Begrüßung, große Wiedersehensfreude, zügiges Aufbrechen. Wir liefen los, folgten der Meute, grattelten durch schneearmen Wald nach oben, erreichten weites Gelände mit tollem Schnee. Unterbewusst wunderte ich mich noch, wo die Seilbahn sein soll – und die Hütte, eigentlich müsste man die laut Karte recht früh sehen.

Irgendwas stimmt hier nicht

Wir stiegen weiter auf, egal, was solle schon sein. Irgendwann, nach der dritten Kuppe „nach der die Hütte aber doch sicher kommen muss“ dann Klarheit. Und zwar bei allen gleichzeitig, obwohl wir einige Meter zwischen uns hatten. Ich checkte beim Warten das GPS: Wir. Ähm. Wir. Also. Wir sind auf der falschen Seite der Bergkette! Im gleichen Moment etwa prüfte Wu und Sa ihre Höhenmesser – wir waren viel zu hoch für die Hütte. Und auch Flo war es wohl schon länger klar. Sauber Jungs und Mädels! Ziemlich professionell!

Risky

Wir erkundigten uns in unserer Karte und bei einem Einheimischen, ob wir da irgendwie über die Bergkette kommen könnten – denn die Hütte lag in Luftlinie nicht weit weg von uns. Er sprach uns verhalten zu und meinte, dass mit viel Glück die südseitige Rinne gehen könne – sie führe direkt zur Hütte. 40 Grad steil und bei der aktuellen Lawinenlage durchaus gefährlich, aber der erste müsse evtl. mit Seil und Gurt die Lawine auslösen. Schluck. Aber alles wieder runter!? Dann holen wir uns jetzt wenigstens den Gipfel.

Nix da

Gipfel der Schöntalspitze. Im Hintergrund Wu von WuSa.Dort war allerdings nach einem kurzen Erkundungsgang von Wu gleich klar: Da fahren wir gar nix ab. Mir fiel es schwer, das zu glauben – immerhin hatten wir das gesamte Geraffel vorbei am Skidepot bis auf den Gipfel geschleift. Aber er machte keine Witze, die Lawinengefahr war viel zu groß. Oida leck. Alles retour. Ich musste herzhaft lachen, so absurd war die Situation. Wie die blutigsten Anfänger!

Zurück auf Los

Steile Abfahrt mit schwerem Gepäck. Immerhin hatten wir richtig guten Schnee und auch die letzten Meter durch den Wald gingen einigermaßen gut. Wieder zurück auf Los gab es erstmal eine Aufmunterungs-Apfelschorle. Und einen Kaffee. Und einige Riegel. Gegen fünf brachen wir ein zweites Mal an diesem Tag auf – diesmal allerdings in die (hoffentlich!) richtige Richtung. Und Tatsache, mit dem letzten Licht erreichten wir die Hütte – mit 2100 Höhenmetern in den Schenkeln keine allzu schlechte Bilanz für den ersten Tag. Immerhin hatten wir das herrliche Wetter perfekt ausgenutzt und waren alle sauber müde. Die Bewirtung auf dem Westfalenhaus war dann wirklich überragend – das Essen war exzellent, der Service sehr, sehr freundlich und überhaupt war die Hütte richtig gemütlich.

Mit Kameraden unterwegs!

Leicht windig während des Aufstiegs zum Längenfelder Weißkogel.Auch das Frühstück ließ keine Wünsche offen und so ging es perfekt gestärkt in Richtung Längenfelder Weißkogel (3218m). Mit dem Gipfel immer im Blick zog sich der Zustieg gegen Ende dann doch ganz schön, aber Wu und Casi warteten lieb am Skidepot auf uns Nachzügler. Gemeinsam stiegen wir die letzten Meter zum Kreuz – was für eine Aussicht! Im Süden schoben sich dicke Wolkenpakete über die Kämme, bei uns war es nahezu windstill und sonnig. Perfekt. Und ein Mal mehr war ich glücklich, Leute zu kennen, mit denen man solche Touren unternehmen kann. Auch wenn ich mich im Vertikalen inzwischen lieber aufhalte, ist das hier doch eine wirklich großgroßgroßartige Abwechslung. Immer wieder eröffnen sich neue Ausblicke, man kann die Landschaft viel mehr aufnehmen – beim Klettern ist man nun mal eher mit wenigen Metern um sich beschäftigt…

Mit Fitten unterwegs…

Der Gipfel am linken Rand mit der markanten großen Rinne (Schlauch!? Wie nennt man das im Skibergsteigen?!) sollte das nächste Ziel sein. Jaa klaaar....Und da drüben gehen wir jetzt noch hin„. Als Wu das zu mir sagte, lachte ich ehrlich auf. „Schon klar!„. Ich glaubte es wirklich nicht. Ich fand den Aufstieg hier her schon anstrengend! Wir fuhren erstmal durch überraschend passablen Schnee ab und schwangen an der Abzweigung zum Hohen Seeblaskogel (3235m) ab.

Schon klaaar…

Ehrlich gesagt hatte ich wirklich keine Lust, hier nochmals aufzufellen. Einerseits war klar, dass damit die 2.000 Höhenmeter im Aufstieg auch an diesem Tag locker wieder geschafft sein würden, denn Wus „das sind nur 600 hm!“ stimmen ganz sicher nicht. Was mich aber viel mehr davon abhielt war die Abfahrt: Steil und harschig. Ich fahre nicht gut Ski und möchte gerade jetzt mit der neuen Selbstständigkeit keinesfalls eine Verletzung riskieren – immerhin lebe ich nun von den Bergen.

Ungemütlicher Aufstieg zum Seeblaskogel.

Schritt nach Schritt

Casi und Wu motivierten mich wirklich erstklassig, nahmen gar Ausrüstung ab. Na gut. Naaa guuuuut, gehen wir eben nochmal 900 Höhenmeter. Auch Flo kämpfte. In immer heftigerem Sturm schoben wir uns empor. Ich lief direkt hinter Sabrina und doch reichten die zwei Meter Abstand aus, dass die Spur völlig zugeblasen war. Immer wieder mussten wir anhalten, um den heftigen Böen standzuhalten. Und nicht zuletzt griffen die Ski in dem steilen Gelände nur bedingt. Bei jedem Schritt die Angst, komplett wegzurutschen – speziell bei den vielen Spitzkehren. Konzentrieren. Ein Schritt vor den anderen. Einfach laufen. Nicht denken. Schon gar nicht an die Abfahrt.

Stille

Wu mit Seeblaskogel im Hintergrund.Und plötzlich wurde es deutlich windstiller. Gerade als mich die Motivation für diesen Eiertanz gänzlich verließ, schrubbten wir über die Kante und fanden uns in einem weiten Schlauch wieder. Es war tatsächlich richtig schön. Nur das Schrappen der Skikanten auf Eis-Pulver-Harsch-Gemisch der abfahrenden Leute erinnerte mich daran, dass wir hier auch irgendwie wieder runterkommen müssten. Ich sollte endlich den Plan vom Tiefschneekurs verwirklichen…!

Gipfel!

Ohooohoooobeeen! Hoher Seeblaskogel. Das ich das noch erleben darf, Mensch :)Casi spurte uns die letzten Meter zum Skidepot und abermals erklommen wir gemeinsam die letzten Meter. Es war cool – wir waren alle unterschiedlich fit und natürlich entzerrt sich so eine Gruppe im Laufe des Aufstiegs etwas – aber am Skidepot warteten doch alle und so konnten wir gemeinsam den Gipfel ersteigen. Ein gutes Gruppengefühl, denn ohne die Motivation der anderen wäre ich hier sicher nicht mehr hochgestiefelt. Ein schöner Moment mit tollen Menschen! …Wäre da die Abfahrt 😉

Schrapp schrapp

Leicht fertig am Westfalenhaus.Der Schnee war für meine Verhältnisse wirklich nicht gut – unregelmäßig, teilweise harschig und überhaupt eben kein Powder. Nicht mein Terrain. Ausgerechnet das steilste Stück ging mit einigen Tipps von Wu und Casi dann noch am besten, aber irgendwann verließ mich die Lust und ich versuchte nur noch irgendwie runterzukurven – was natürlich nicht unkommentiert von guten Fahrern bleibt 😉 Egal! Den Gegenanstieg zur Hütte konnten wir dank Wus „Spur“sinn und einer botanischen Querung dann doch auch noch einigermaßen umgehen und tatsächlich liefen wir gegen späten Nachmittag auf der Hütte ein. Leicht erledigt, aber fröhlich! Wir hatten das gute Wetter perfekt ausgenutzt – morgen war es deutlich schlechter und noch windiger angesagt. Es wäre blöd gewesen, die Sonne nicht zu nutzen. Da muss man eben in den sauren Apfel beißen und die 4300 Höhenmeter in zwei Tagen voll machen. Ich wollte Training, jetzt hatte ich Training. Keine Beschwerden!

Danke an der Stelle mal wieder an die großartigen Menschen, die ich hier vor zwei Jahren kennenlernen durfte – und natürlich auch an das herzige Hüttenteam vom Westfalenhaus mit seinem großartigen Service, dem tollen Essen und der freundlichen Atmosphäre! Absolut empfehlenswert!

Zu den Berichten und Bildern von:
WUSA on the mountains | Abenteuersüchtig |Hochtourist | Alpin-Blog (Leider entstand bei den anderen Bloggern kein Artikel zum Treffen)


 

 

 

 

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10 Comments

  • Reply Sabrina März 1, 2016 at 10:49 am

    Thanks for the perfect moments last weekend! Hope to see you soooooon Mausi!

  • Reply Bernd | KritzelKraxel.net März 1, 2016 at 11:09 am

    Da war er wieder, Dein Schiss vor was. 😉
    Wie immer sehr lustig mit ergonomischen Lesefluß geschrieben.
    Das Ihr Euch verlaufen habt, passiert halt, Hauptsache Ihr hattet einen Haufen Spaß!
    Viele Geüß, Bernd

    • Reply ulligunde März 2, 2016 at 1:02 am

      Ja, das mit dem Schiss dachte ich mir auch. Määäädcheeeen!

      Ein ergonomischer Lesefluss – das hat mir bisher auch noch niemand bescheinigt. Freut mich sehr 🙂 🙂

  • Reply Wu März 1, 2016 at 3:10 pm

    RÜCKENLAGE!

  • Reply Steve März 1, 2016 at 10:44 pm

    Coole Tour, nette Geschichte (hihi) und überragende Bilder.

    Im Sommer ist’s aber trotzdem schöner (duckundweg!) 😉

    • Reply ulligunde März 2, 2016 at 1:03 am

      Du Bengel, wenn ich Dich erwische…!!!!

      (psst, sags niemand, aber ich freu mich auch auf den Sommer! Aber pssst!)

  • Reply Dani März 1, 2016 at 11:51 pm

    Hey immerhin wart ihr auf dem richtigen Gipfel – musste diese Illusion leider einem jungen Herren letzten Samstag rauben. 😉

    Ich buche einen Bruch-(H)Arsch-Kurs mit… oder wie unsereins gern sagt „Knusper-Firn“. Im Tiefschnee siehts bei mir auch immer grazil aus, in allen anderen Schneearten zwischen Powder und Firn dann mehr wie ein epileptischer Anfall auf Ski. 😛

    Schaut lustig aus, ist unterhaltsam geschrieben! Bin gespannt auf den Kameratest, den gibts hoffentlich noch, oder? 😛

    • Reply ulligunde März 2, 2016 at 1:06 am

      Knusper-Firn – was für ein großartiges Wort! Mit der Kamera bin ich momentan nur so semi-zufrieden. Elektronischer Sucher, nix sehen auf dem Display, alles noch furchtbar ungewohnt und von der Schärfe der Bilder halt einfach nicht vergleichbar mit einem L-Objektiv. Natürlich nicht, aber… naja… Leicht ist sie, das ist schon cool. Und die Bildqualität ist natürlich schon auch schick, speziell bei unguten Lichtverhältnissen. Bin mal gespannt ob ich irgendwann noch ähnlich begeistert sein werde wie mein Bruder – der verwendet seine DSLR kaum noch.

      • Reply Dani März 2, 2016 at 2:13 am

        Frag nur, weil ich offenbar meine alte Kompakte bald aus dem Fenster werfen kann und sich echt bei Skitouren die DSLR voll anhängt. 😉
        Hab die Powershot G7 im Visier und die Sony… die klingt halt auch gut. Hmm… für meine Verhältnisse beide wahrscheinlich überkandidelt *g*.
        Merci für die Infos, mal drüber schlafen… 😛

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