„Da passiert schon nichts“. Eine dieser häufigen Aussagen, die manchmal eben doch schief gehen. Nun bin ich die letzten Jahre auf Skitour immer erfahrenen Leuten hinterhergetrottet, deren Urteil ich vertraue. Dennoch wuchs der Wunsch, die Situation selbst einschätzen zu können um auch selbstständig auf Tour zu gehen und selbst zu führen… Höchste Zeit also für einen Lawinenkurs.
„Die Abwägung von Lawinenrisiko ist die gleiche, wie wenn ihr bei Nebel auf der B19 hinter einem Auto herfahrt und euch überlegt, ob ihr überholen könnt oder nicht.“ Martin Engler, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und seit einigen Jahrzehnten Lawinenexperte, steht in seinem gemütlichen Haus im tief verschneiten Allgäu und malt eifrig auf einer Flipchart herum. „Seit einer Stunde ist nichts entgegengekommen, ihr habt es wirklich eilig… was macht ihr?“
Zu Gast bei Freunden
Der erfahrene 50-jährige, der früher gerne auch mal im Selbsttest sein Wissen über Lawinen verbesserte, vergeudet keine Zeit und wirft seine fünf Zuhörer unvermittelt ins kalte Wasser. Es geht sofort los mit Oberflächenspannung, Kraftübertragung, aufbauend umwandelnder Oberfläche und dem Verhältnis zwischen Spaß, Risiko, Nutzen und Aufwand. Ich fühle mich auf Anhieb wohl, denn es ist mehr wie ein lehrreicher Abend bei Freunden, als ein teures Lawinenseminar.
Es ist genau so, wie ich es mir erhofft habe. Der Kopf wird gefordert, die Atmosphäre ist angenehm. Die Erwartungen an den Kurs waren ganz klar, dieses komplexe Thema rund um Lawinen zu verstehen, Situationen besser einzuschätzen und Risiken zu erkennen. Ich wollte mich danach fit genug fühlen, um selbstständig Gruppen führen zu können und meine Entscheidungen mit mehr als nur einem vagen Bauchgefühl zu begründen.
Es war der Hammer – wie soll ich es denn anders sagen…
Diese Erwartungen wurden übertroffen. Natürlich wurde ich nach dem Kurs häufig gefragt, wie es war und auch wenn ich lange darüber nachgedacht habe, wie ich es denn irgendwie etwas seriöser formulieren könnte, blieb es immer wieder bei einem Satz: „Es war der Hammer“. War es einfach, was soll ich da noch groß herumreden. Die Atmosphäre, die Vermittlung des so komplexen Themas, Martin Englers ruhige Art, die bunt zusammengewürftelte nette Gruppe – gekrönt von der unbeschreiblichen Gastfreundschaft seiner Familie und den sagenhaften Powderabfahrten im unverspurten Gelände, die nur ein alteingesessener Allgäuer kennen kann.
Wertvolles Wissen wie selten
Es ist schwer so eine Begeisterung in Worte auszudrücken – zurück bleibt einfach ein Gefühl, selten etwas so Grundlegendes und Überlebenswichtiges gelernt zu haben. Ein Gefühl, Einblick in das Leben zweier außergewöhnlicher Menschen erhalten zu haben. Ein Gefühl, ein absolut grandioses Wochenende gehabt zu haben.
Mit dem Wissen von diesem Wochenende war es heute auch kein Problem, einem Kollegen eine Skitour bei Lawinenwarnstufe 4 auszureden. Ungünstige Exposition, Hänge weit über 30° steil – viel Neuschnee in Kombination mit Triebschnee und zusätzlich die Gefahr von Grundlawinen… Die Begründung kommt schnell und wird hoffentlich bald so intuitiv, sodass ich nichts Relevantes vergesse.
Was noch zu sagen bleibt…
Da bleibt nur noch, ein großes Dankeschön auszusprechen an Martin Engler für dieses wertvolle neue Wissen und für ein gelungenes Wochenende und ebenso an seine Frau Monika, die mich mit ihrer herzlichen Gastfreundschaft und ihrer unermüdlichen Geduld den Kindern gegenüber beeindruckte. Auch einen Dank an die bunte Gruppe, die von promovierten Physikern über Studenten bis hin zu Rundum-Powerfrauen reichte.
PS: Du bist auch im Tiefschnee unterwegs oder möchtest es zumindest in Zukunft sein? Riskiere nicht Dein Leben – lerne, die Gefahr richtig einzuschätzen.
Hier geht es zu den Kursen: www.lawinenlehrgang.de
13 Comments
Schöner Artikel, cooles Video!
Gut gemacht Erika!
Sehr guter Bericht und gutes Video.
Punktlandung 😉
Wunderbar die Stimmung eingefangen, die relax-Musik dazu voll gut…die neue Skigeneration schaut aus wie 2 schlanke lange „Snowboards als Teenager.“.Richtig schick die neuen Farben und die selber gestrickte Merino-Mütze. Kompliment.
Sehr schöner Bericht. Es scheint, ihr hattet Spaß. 😉 Besonders gefällt mir auch die Zeitraffer-Szene mit der Bindung deiner Ski zu Beginn des Videos …
[…] 〈 […]
[…] -> Zum Bericht: Es war der Hammer! […]
[…] zu treffen. Wer sich regelmäßig im Gelände aufhält, sollte also auf jeden Fall einen Lawinenkurs absolvieren. Dies gilt übrigens nicht nur für die Hardcore-Freerider, sondern vor allem auch für […]
[…] -> Zum Bericht: Es war der Hammer! […]
[…] gut. Ich brauche Handschuhe (siehe ersten Absatz), also Augen zu und durch. Beim Lawinenkurs Anfang des Winters hatten die Orotovx-Gloves dann also ihre Feuertaufe. Nachdem der farbliche […]
[…] die Wintersaison bereits Anfang Dezember mit einem spannenden Lawinenseminar begonn und eine weitere Skitour wenige Tage später folgte, kann ich inzwischen sagen: Sie sind […]
[…] was ist jetzt die Steigerung von “Hammer“?! Keine Ahnung, fest steht, dass die letzte Hälfte der Woche der absolute Ober-Hammer war! […]
[…] schon sitzt sie perfekt und bewegt sich mit. Der Kragen vorne geht extrem weit nach oben, was beim Lawinenkurs Anfang Dezember Gold wert war. Bei minus 10 Grad im Wind auf einem Grat ist man dankbar für jeden Windschutz. […]