Reisen ist kein Zuckerschlecken. Nach 3 zwar spannenden – aber auch anstrengenden Tagen mit wenig gutem Schlaf erreichten wir mit dem Indian Pacific am Dienstag früh morgens ziemlich zerstört Adelaide. Ich hatte kein Hostel gebucht und folgte einer 60 jährigen Neuseeländerin, die erst vor 4 Jahren das Reisen entdeckt hat – es jetzt aber exzessiv betreibt. Durch sie landete ich in einem wunderschönen YHA-Hostel – dem australischen Pendant zum Deutschen Jugendherbergsverband – und bekam sogar ordentlich Rabatt, weil ich in Deutschland Mitglied bin. Die Welt ist ja so klein.
Die Besichtigung Adelaides beschränkte sich wegen der Müdigkeit auf einen kleinen Bummel einmal durch die Stadt und auf ’ne heiße Schoki, weils so kalt war und die Menschen so spannend anzuschauen waren. Was nicht fehlen durfte, war ne kleine Stippvisite in einer Kirche. Bisher war es jedes Mal spannend: Am ersten Tag in Perth landete ich gleich in einem waschechten Gospel-Gottesdienst, am nächsten in einer kleinen Gebets- und Gesangsgrunde, die mit zwei Gitarren begleitet wurde. Jedes Mal erzählt jemand aus der Runde, wie er zu Gott fand. Diesmal beschrieb ein Afghane seine Flucht aus Kabul: Er hatte noch nie groß an Gott geglaubt, betete jedoch um sein Leben, während er mit zwei anderen in einem Auto eine Schlucht entlangraste; senkrecht nach unten auf der einen, senkrecht nach oben auf der anderen Seite – und das unter ständigem Beschuss seiner Verfolger. Nachdem er endlich die Grenze erreicht hatte, war sein Wagen völlig durchlöchert und seine beiden Mitfahrer mehrfach getroffen. Er selbst überlebte gänzlich unverletzt. Es klingt wie eine Szene aus einem Film – aber ich glaube ihm jedes Wort – und bin umso dankbarer, nicht aus einer Gegend wie dieser zu stammen und noch nie eine Waffe gesehen zu haben. Wie viele Menschen dieser Erde können das von sich behaupten!?
Nach einer wieder etwas kurzen Nacht ging es morgens um sechs mit dem Bus wieder zurück zum Bahnhof um die letzte Zugetappe zurückzulegen: Mit dem Overland Train von Adelaide nach Melbourne: Regulär schon 11h – durch eine Verspätung sogar 12h. Macht nichts, die Landschaft ist unbeschreiblich. Ich hatte im Vorhinein ja wenig Vorstellungen, was mich in Australien landschaftstechnisch erwarten würde – dass Nord-Victoria aussieht wie Irland im Sommer oder teilweise schon fast wie zu Hause in den Alpen hatte ich nicht erwartet. Grandios!
Als meine ganz privaten Tourguides stellte sich ein altes Ehepaar aus England heraus. Sie kamen vor 40 Jahren nach Australien, zogen hier 5 Kinder auf und würden „never, ever!!“ wieder zurück ins kalte England. Der Mann sprach mich wegen meiner Kamera an- er hatte sich am Tag zuvor eine 1000d, ebenfalls von Canon, gekauft, aber „die ist kaputt! Da kann man das Blitzlicht nicht ausschalten!“. Kaputt, pah, ne Canon, wo wären wir denn da. Der Verkäufer hats ihm bloß falsch erklärt („immer auf Automatik lassen, damit Sie sich dran gewöhnen“. Dran gewöhnen!? Ans Knöpfle drücken oder was!) Nach nem kleinen Crashkurs wusste er wie die Kamera funktioniert – und ich, auf welchem Gebiet ich noch Wörter lernen muss (Belichtung = exposure, Blende = aperture, verschwimmen = to become blurred 😉
Wegen seines starken Akzents wusste ich anfangs allerdings nicht, von was er erzählte, aber glücklicherweise wiederholte seine Frau zuverlässig alles (!) ausgiebig, was er sagte – und zwar die gesamten 12h lang. Für andere war es sicher ein lustiges Bild, die zwei Senioren simultan auf mich einquatschten zu sehen. Aber nett waren sie! Leider hab ich vergessen, nach dem Namen zu fragen.
Als wir in Melbourne ankamen, gabs zum Abschied Küsschen und Umarmungen als wär ich die verlorene Tochter und Raffel – mein Kumpel noch aus Hamburger Zeiten und Gastgeber in Melbourne hat sich kaum noch gekriegt, als er das sah. Er meint, ich hätte ein „Sprich-Mich-An“-Schild umhängen. Na, wenns nur das ist.
Genial an den australischen Langstreckenzügen ist, dass man großes Gepäck aufgibt, ähnlich wie beim Fliegen. Man muss offiziell 1h (20min reichen auch, Tip vom Busticket-Verkäufer in Adelaide) vorher da sein, checked das Gepäck ein und bekommts 5 min nach Ankunft wieder. Guter Service, allerdings lag mein Rucksack auf der Fahrt nach Adelaide wohl in irgendwas Weiß-Schmierigem. Eklig, aber nicht schlimm. Aber natürlich schlimm für meinen guten Freund, den Rucksack. Er beweist hier Tag um Tag, wie genial er ist. Und so schön! 🙂
Finally arrived in Melbourne, Southern Cross. In die Zelttasche (das orangene längliche Teil) hab ich Zelt, CamelBack (Wasserblase zum Wandern), Regenzeug und Trekkinghose eingewickelt – Dinge die ich in der Stadt sowieso nicht brauche und ich dadurch schneller meinen Rucksack gepackt bekomme. Eigentlich passt zwar alles IN den großen Rucksack (35l+10), sogar inklusive meinem kleinen Tagesrucksack – aber dafür muss ich perfekt packen, was ne gewisse Zeit braucht. So ist der Rucksack zwar breiter, aber insgesamt ists einfacher.
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