Fünf Tipps für bessere Outdoor-Fotos

April 20, 2012

„Deine Fotos sind so toll!“ Bei diesem Kompliment denke ich mir immer, dass es nicht an einem besonderen Fototalent liegt, sondern allein an der schönen Natur. Bei atemberaubenden Berglandschaften ist es ein Leichtes, atemberaubende Bilder zu machen! Nachdem ich vor kurzem meine Canon 450D gegen das neuere Modell 600D getauscht habe, muss ich allerdings doch zugeben: Es liegt nicht nur allein an der Landschaft, auch die Kamera ist ausschlaggebend. Das heißt aber keineswegs, dass man mit kleinen Kompaktkameras nicht ähnlich gute Fotos machen kann! Wenn man ein paar Grundideen verinnerlicht, staunen die Freunde auch bei Fotos aus der kleinen Knipse. Aber was gibt es zu beachten?

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1] Aufbau

Der Aufbau eines Fotos ist tatsächlich wichtig. Es gibt einige Möglichkeiten wie man den Ausschnitt komponieren kann – wenn du das Gefühl hast, neue Inspiration zu benötigen, klick dich doch einfach mal durch Foto-Blogs oder Panoramio!

Grundsätzlich ist es immer spannend, einen Vorder- und einen Hintergrund zu haben. Das kann eine Blume sein, ein Felsvorsprung, ein Baum… Gerade bei letzterem ist es häufig auch spannend, den Baum  – oder was eben gerade vor dem Motiv hängt – als Rahmen zu nehmen. Der „goldene Schnitt“ hilft bei der Komposition auch oft – 1/3 Vordergrund, 2/3 Hintergrund zum Beispiel.

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2] Spiele mit den Möglichkeiten deiner Kamera!

Der Automatikmodus der Kameras ist nett. Nett ist der kleine Bruder von.. na, du weißt schon. Dreh das Rädchen doch mal auf andere Einstellungen. Bei Spiegelreflexkameras bevorzuge ich da die Einstellungen TV und AV, bei ersterem kannst du die Belichtungszeit einstellen, bei letzterem die Blende. Belichtungszeit… Blende… Bahnhof?

Also, Belichtungszeit:

Belichtungszeit ist grundsätzlich mal, wie lange das Bild „aufgenommen“ wird. Ein sehr kurzer Wert eignet sich für Motive, die sich schnell bewegen, also in erster Linie Sportfotografie. Allerdings brauchst du dafür eine ziemlich helle Umgebung, sonst wird das Bild zu dunkel. Den Blitz könntest du dabei theoretisch mit hinzuziehen, vorausgesetzt deine Kamera ist schnell. Verzögerungszeit kannst du übrigens vermeiden, wenn du vorher schon einmal auf etwas fokussierst (etwas, das ähnlich weit weg ist und ähnlich beleuchtet ist) und dann im richtigen Moment den Auslöser nur noch komplett durchdrückst. Dabei können ziemlich coole Effekte entstehen, beispielsweise wenn du gegen die Sonne fotografierst. Bedarf aber einiger Übung…

Die etwas spannendere Variante ist natürlich die längere Belichtung. Voraussetzung dafür ist ein Stativ oder zumindest irgendetwas, wo du die Kamera fest ablegen kannst, sonst verwackelt alles. Dabei entsteht der „seidene“ Effekt bei Seen, Bächen oder Wasserfällen oder schöne Nachtaufnahmen.

Noch spannender wird es dann bei „echten“ Langzeitbelichtungen – also länger als 30 Sekunden. Hier ist ein externer Auslöser ziemlich vorteilhaft. Mit langen Belichtungen kannst du beispielsweise den Sternenhimmel einfangen oder mit einer Stirnlampe etwas in das Bild „reinmalen“. Die richtige Einstellung der Blende ist dabei allerdings die Crux.

Blende

Die Zahl bei der Blende gibt dir an, wie groß das „Loch“ ist, durch welches das Licht während der Aufnahme in die Kamera gelangt – der Effekt ist, in wie weit der Vorder- und Hintergrund als scharf erscheint. Ich persönlich finde Bilder häufig spannender, wenn der Hintergrund verschwommen ist, das erreicht man in einer geringen Zahl bei der Blende. Umkehrschluss: Wenn du sie also ganz hoch schraubst, ist alles auf deinem Bild scharf.

Übrigens: Wenn du häufig in großen Landschaften unterwegs bist, leg dir einen Polarisationsfilter zu. Der macht aus Farben in der Natur, echte Farben auf deinem Foto. Genial für Aufnahmen mit viel Himmel, mit Seen oder grünen Landschaften. Funktioniert nur wenn man mit der Sonne fotografiert (also weg von ihr). Spiegelungen kann man damit übrigens auch verschwinden lassen.

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3] Die Lage der Kamera

Wenn Freunde sehen, wie ich mit meiner Kamera umgehe, sind sie häufig schockiert. Das liegt daran, dass ich meistens zu faul bin, ein Stativ mit zu schleppen, die Kamera mit dem großen Teleobjektiv ist schon schwer und sperrig genug. Um dennoch gute Aufnahmen trotz längerer Belichtung oder Selbstauslöser zu erreichen, setze ich die Kamera eben auf dem ab, was gerade zu finden ist – Steine, Zäune, Mauern… Wenn man bei dieser Aktion etwas vorsichtig ist, passiert der Kamera nichts, an ihrer Unterseite befindet sich ja nichts Empfindliches. Einige meiner besten Bilder sind allerdings bei genau solchen Aktionen entstanden: In Ermangelung eines Stativs landete die Kamera eben im Gras, auf der Straße oder auf der Schneeoberfläche: Genau damit ermöglicht man einen ausgefallenen Bildausschnitt (wohl, weil wenige Leute ihre Kameras in den Dreck legen möchten?). Wir Menschen liegen jedenfalls verhältnismäßig selten mit dem Kopf auf der Straße und begutachten unsere Umgebung aus diesem Blickwinkel – das ist es, was ein Bild aufregend macht: Ein außergewöhnlicher Bildausschnitt. Also ruhig mal mutig sein und die Kamera irgendwo ablegen, wo sie sonst niemand ablegen würde.

Die EOS 600D ist dafür übrigens noch besser ausgelegt, als die 450D. Mit ihrem schwenkbaren Display erspart man sich ab sofort das Herumkriechen auf dem Boden. Cool!

4] Die Bearbeitung der Fotos

„Fotobearbeitung“ beginnt mit den heutigen Kameras nicht mehr am PC, sondern noch vor dem Auslösen. Häufig kannst du die Grundeinstellungen für Kontrast, Farbsättigung oder Hervorhebung bestimmter Farben (grün, blau, rot, violett) direkt in der Kamera einstellen – und ersparst dir damit im besten Fall die Nachbearbeitung am Computer. Sollte es dann doch einmal nötig sein, dass dein Bild langweilig wirkt, gibt es ein paar einfache Regler, deren Auswirkung du unbedingt mal testen solltest:

Gerade bei Outdoorfotografie ist der Kontrast-Regler dein bester Freund. Schieb ihn mal nach oben und schau, was passiert. Das Motiv wird klarer, das Bild wirkt spannender. Aber hey: übertreib es nicht.

Ansonsten ist der Gammakorrektur-Regler noch interessant, wenn dein Bild mal etwas zu hell geraten ist.

Die Farbsättigung nach oben zu drehen, tut dem Bild meistens eher weniger gut – probiere lieber mal die andere Richtung. Einige Motive wirken spannender, wenn sie eben gerade nicht so bunt sind.

Diese Tools findest du in den meisten Bildbearbeitungsprogrammen – ansonsten probier’s doch mal mit IrfanView.

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5] Halte deine Kamera griffbereit!

„Ein Elch! Ein Elch!“ Wie oft passiert es, dass man etwas Außergewöhnliches sieht und sich ärgert, keine Kamera griffbereit zu haben? Oft? Siehst du. Es bringt also nichts, die Kamera gut verpackt im Rucksack zu haben, damit ihr nichts passiert. Ich persönlich hänge meine Kameratasche immer seitlich an den Rucksack – so ist der Apparat mit einer Handbewegung griffbereit. Und zugegeben: ich benütze auch keinen Objektivdeckel – in der Tasche liegen nämlich keine Steine oder andere Gegenstände, die den Filter zerkratzen könnten und ich bin damit noch schneller beim Auslösen. Jon Griffith, einer der Bergsportfotografen hält es damit übrigens genauso!

Also, alles klar? Dann kann ja die nächste Aktion in den Bergen kommen! Viel Spaß!

PS: Wer Inspiration sucht, sollte sich vielleicht mal folgende Webseiten anschauen:

Robert Bösch

Jon Griffith

Heinz Zak

Joachim Spengler

… Na, wer sollte noch in diese Liste?

Nachtrag vom 22. Juli 2012: Auf www.ddpix.de gibt es weitere, sehr hilfreiche Tipps rund um Landschaftsfotografie, Einsatz von Filtern und Bildaufbau. 

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14 Comments

  • Reply Hinz und Kunz April 20, 2012 at 9:27 pm

    Danke für den Lehrgang.
    dragreG

  • Reply Steve April 21, 2012 at 7:57 am

    Danke für die Tipps.
    Interessant finde ich die Sache mit dem Baum als Rahmen. Hatte bisher immer nur Bilder auf denen die Äste rein ragten, aber ein kompletter Rahmen mit Ästen ergibt auch schöne Motive.

    Gruß

    Steve

    • Reply ulligunde April 21, 2012 at 4:06 pm

      Hi Steve!

      Danke für’s Kompliment 🙂 Gibt’s denn deine Fotos auch irgendwo im web zu sehen? Wäre sicher spannend!

      Lieben Gruß,

      Ulligunde

      • Reply Steve April 21, 2012 at 7:07 pm

        Auf meinem Blog:
        http://www.uptothetop.de
        Es gibt allerdings noch kein „Foto Best Of“. Noch schlummern die ganzen Bilder in den Beiträgen.

        • Reply ulligunde April 21, 2012 at 7:35 pm

          Bis dahin haben wir ja deine spannenden Interviews! Die reichen auch – vorerst 😉

          • Steve April 21, 2012 at 7:59 pm

            Danke dir

  • Reply outdoormaedchencorinna April 21, 2012 at 11:45 am

    Schöner Bericht zu einem schönen Thema. Vielen lieben Dank!

  • Reply gerdi spengler April 25, 2012 at 12:34 am

    Wir leben alle unter demselben Himmel,
    aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.
    …sprach der 1. deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und hat recht:
    ulligunde eröffnet ganz neue, große Horizonte
    und lässt uns über den Tellerrand schauen…

  • Reply Klangspektrum Mai 7, 2012 at 9:12 pm

    Sehr hilfreich! Danke 🙂

  • Reply Elena Mai 30, 2012 at 8:47 am

    Die Tipps sind echt cool! Habe auch Neues für sich entdeckt. Danke!

  • Reply Kameramythen entschlüsselt – Keine Chance den Vorurteilen | Kamerafokus Oktober 12, 2012 at 6:24 pm

    […] Ebenso muss es nicht immer eine Festbrennweite sein. Zwar haben diese weniger Abbildungsfehler, da weniger Linsen verwendet werden, allerdings sind diese auch sehr teuer und bieten kaum kreativen Spielraum bezüglich der Brennweite. Ein gutes Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 18 bis 105 mm bietet dem Fotografen mehr Flexibilität bei guter Abbildungsleistung. Gerade wenn man sich der Outdoorfotografie verschrieben hat, kommt es in erster Linie darauf an, nicht übermäßig viel Gepäck mit sich herumzutragen. Tipps für gelungene Outdoor Aufnahmen gibt es hier. […]

  • Reply Action-Fotos knipsen - so gehts! - Foxletics - Prepare.Compete.Succeed Januar 14, 2016 at 4:20 pm

    […] Fotografieren braucht, dann schaut doch mal bei der lieben Ulligunde rein, die in diesem Bericht Tipps für Outdoorfotos gibt und nebenbei natürlich selbst richtig schöne Bilder produziert. Auch empfehlen kann ich euch […]

  • Reply rollinger März 3, 2016 at 2:49 pm

    Sehr tolle Tipps. Zu Punkt 3 und dem Stativ, da gebe ich Dir Recht. Mein Tipp. Ein kleines Sandsäckchen wirkt wunder. Braucht kaum Platz, geht nicht kaputt und ist eine gute Grundlage für die Kamera und in fast alle Richtungen präzise einstellbar.
    Mir fehlt noch „Fotografieren und betrunken sein durch den vielen Wein auf den Hütten“

    Gruß rollinger

    • Reply ulligunde März 8, 2016 at 12:21 pm

      Hi Rollinger,

      hey, das mit dem Sandsäckchen ist ja mal ein genialer Tipp! Das ist perfekt! Muss ich mir bald mal basteln. Ich hab momentan kleine, ganz flexible Stative von „miggö“ da – die sind superleicht, können in alle Richtungen gebogen werden (fünf Füße bei kleinen Cams, drei bei großen) und sind tatsächlich sogar stark genug für meine große Cam mit L-Objektiv drauf. Ziemlich cool!

      Liebe Grüße,

      Erika

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