Es ist ein seltsames Gefühl, wenn ein Ereignis immer noch spektakulärer ist als das vorangegangene – und das über Wochen hinweg. Der Tag im Milford Sound war für mich möglicherweise der beste Tag der ganzen Reise, zumindest bis zu dem Augenblick, in dem ich mit dem Bus über die Passstrasse zum Doubtful Sound fuhr.
Ich hatte eine Overnight-Cruise gebucht, inklusive Essen, Kanus und noch einem ganz besonderen Highlight, von dem ich vorher nichts geahnt hatte.
Nachdem ich direkt am Hostel abgeholt wurde ging es gemeinsam mit 5 anderen Mitreisenden zum Fähranleger am Lake Manapouri, laut Einheimischen der schönste See Neuseelands. Von dort fuhren wir mit einem kleinen Katamaran und ca. 70 anderen zur anderen Seite des Sees, von dort wiederum per Bus über die Passstrasse durch tiefsten Regenwald hinüber zum Doubtful Sound, wo unser Schiff inklusiver gut gelaunter Crew auf uns wartete.
Alles ging routiniert und professionell und nach einer netten Ansprache aller wichtigen Crewmitglieder wurden wir auf unsere Kajüten begleitet.
Schon beim ersten Schritt in den Saloon fiel es mir sofort auf: Ich hatte seit Beginn meiner Reise vor über 2 Monaten immer und überall danach Ausschau gehalten, bisher immer vergeblich. Dass es nun gerade auf einem Schiff am sprichwörtlichen Ende der Welt eines geben würde, damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet: Ein Klavier! EIN KLAVIER!!
In den Sounds (eigentlich sind es Fjorde) hier im Süden Neuseelands regnet es 7 Liter pro Jahr, etwa zehnmal so viel wie in London. Das Schöne ist jedoch, dass die Sounds bei jedem Wetter atemberaubend sind und so ärgerte sich an Bord niemand über die tief hängenden Wolken.
Für leibliches Wohl war perfekt gesorgt – und es war so ausgesprochen gut, dass die Köchin es sogar schaffte, Masha, eine vegetarische Niederländerin, zum Verzehr von dem leckeren Rinderbraten zu bringen 😉
Während des Abendessens sprang ich immer wieder an Deck um die letzten Minuten des Tages einzufangen:
Ich hatte insgeheim noch auf einen schönen Sonnenaufgang gehofft (lächerliche Hoffnung in Anbetracht der Statistik 😉 ) – aber was mich am nächsten Morgen erwartete, war wohl spektakulärer als die meisten Sonnenaufgänge auf meiner Reise:
Auf dem Rückweg erzählte uns der Wildlife-Experte noch spannende Geschichten von den einheimischen Tieren, dem Sound selbst und Entdeckern. Der Kapitän lenkte das Schiff unter einen Felsenvorsprung (da waren keine 20cm mehr zwischen Fels und Schiff!) während ein Crewmitglied in einer großen Wanne „das reinste Wasser Neuseelands“ aus einem Wasserfall auffing. Später wurde noch in einer einsamen Bucht der Motor abgestellt um die atemberaubende Stille zu „hören“. Klingt touri-mäßig, war aber der Wahnsinn!
Gerne hätte ich mit den Kajakern oder dem bestens ausgerüsteten Segler (vier Salinge! Schickes Ding…) getauscht und hätte diese Stille und Unberührtheit noch länger genossen. Diese Tour war zwar teuer -aber es war wirklich jeden einzelnen Cent wert. Absolutely Awesome!
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